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Die grosse Fahrt der Sable Keech

Die grosse Fahrt der Sable Keech

Titel: Die grosse Fahrt der Sable Keech Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Neal Asher
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und genoss die tabakartige Schärfe. Der über die ganze Strecke von der Erde angelieferte Chinatee war ein Luxusgut, das andere nicht so gewürdigt hätten wie er, aber schließlich war Blocs Geschmack ohnehin etwas anspruchsvoller. Dieser Tee war rein, im Gegensatz zu einigen indischen Tees, die man mit jeweils einem von tausend beliebten Zusatzstoffen panschte, und auch kein minderwertiger Kaffee, aufgemotzt mit Stimulantien. Solche Dinge überließ Bloc anderen, den gewöhnlichen Menschen, die zu Millionen ringsherum lebten und sich durch ihr trübseliges, langweiliges Leben plackten. Er schüttelte den Kopf und lächelte. Als gerade eine mathematische Formel in einer Sprache, die er erst kürzlich gelernt hatte, am Himmel hinter der Stadt herablief, wandte er sich vom Sonnenuntergang ab. In einem Winkel seiner Gedanken wusste er, dass das alles nicht passte, aber dieser Winkel blieb in entsetzter Faszination erstarrt, während er diese ihm so wohlbekannten Elemente der Szenerie betrachtete.
    Bloc kehrte in die Wohnung zurück, stellte die Tasse auf einen Tisch, dessen Platte aus einem polierten Stück Pradorpanzer bestand, und setzte sich in einen Sessel daneben. Dann nahm er den kürzlich erworbenen Spinnenregler zur Hand. Dergleichen Dinge faszinierten ihn: barocke Techniken, Groteskes, das Ungewöhnliche. Wie er vermutete, war es fast zwangsläufig geschehen, dass seine Interessen ihn mit dem Kult des Auferstandenen Anubis in Verbindung brachten. Aber dadurch wurde ein weiteres seiner Bedürfnisse gestillt: der Erwerb von Reichtum. Es wäre ja sinnlos gewesen, einen solch verfeinerten Geschmack zu besitzen, falls man ihn nicht befriedigen konnte. Bloc legte den Spinnenregler auf den Tisch zurück, unter dessen Oberfläche eine sechsdimensionale Form – nach Maßgabe der Formel am Himmel draußen – sich selbst von innen nach außen zu wenden versuchte. Er lächelte erneut, und sein Fuß durchquerte einen Calabi-Yau-Raum, als er sich umwandte und nach links blickte.
    Die Inversion, die einen Teil des Zimmers in eine fünfte Dimension wendete, schränkte ihn so wenig ein wie die Formel am Himmel und die Form unter dem Tisch. Vielmehr waren es die beiden Gestalten, die jetzt in dem Zimmer standen, derentwegen er erschrocken nach Luft schnappte.
    »Wie …?«
    Der Mann rechts, der ein sanftes Gesicht hatte und einen leicht zerknitterten Einweganzug trug, hob eine kurze gedrungene Pistole, deren Mündung an einen Pfefferstreuer erinnerte. Sie knallte, und noch etwas mehr als die Wucht, mit der der Mikroschrot in Blocs Gesicht krachte, schleuderte ihn aus dem Sessel und auf den Tisch. Erblieb liegen und zitterte noch kurz, um dann rasch zu erstarren. Die Calabi-Yau-Form flog wie eine interdimensionale Fledermaus über ihn hinweg.
    Ein Neurotoxin!, dachte ein Winkel seines Verstands. Was zum Henker?, fragte ein anderer.
    »Hallöchen«, sagte der sanfte Mann und blickte auf ihn herab. »Ich heiße Aesop, und mein Partner hier wird Bones genannt.«
    Blocs Grauen verstärkte sich. Beide hatten sich nicht die Mühe gemacht, ihre Gesichter zu tarnen, und jetzt verrieten sie ihm auch noch ihre Namen. Beide Gesichter und Namen konnten natürlich falsch sein, aber die Haltung dieser Männer strahlte noch etwas anderes aus. Sie waren zweifellos gekommen, um ihn umzubringen. Tief innerlich wusste dieser andere Winkel seiner selbst das längst, und ihn graute vor dem Wie. Dieser Winkel lauschte nun gut einstudierten Worten, als Bones, ein schmaler blonder Junge, Bloc vom Tisch zerrte und auf einen antiken Schaukelstuhl setzte.
    »Sie wissen doch, wie verärgert gewisse Parteien über Sie sind?«, fragte Aesop und baute ein kleines Stativ auf dem Tisch auf, das seinerseits eine altmodische Holocam aufnahm.
    Bloc versuchte einen Namen zu äußern, brachte aber den Mund nicht auf. Er konnte jedoch die Augen drehen und verfolgte, wie Bones eine Arzttasche aus der Zeit vor der Jahrtausendwende öffnete. Diese Killer zeichneten sich durch Stil und Elan aus, aber weder diese Erkenntnis noch das Neurotoxin verhinderten, dass sich Blocs Darm entleerte, als Bones nun antike Zangen aus rostfreiem Stahl, Skalpelle, eine elektrische Knochensäge und ein Kauterisiergerät zum Vorschein brachte.
    Nachdem die Holocam perfekt eingerichtet war und lief, nahm Aesop einen anosmischen Rezeptor zur Hand und schaltete ihn ein. Dieses Gerät entnahm der Luft von jetzt an laufend Proben, damit wer immer sich diese Aufnahme anschaute –

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