Die grosse Fahrt der Sable Keech
runzlig. Sein Tod war ein harter Kampf gewesen, und obwohl man sich im Zuge der Reifizierung Mühe gegeben hatte, ihn wieder zusammenzusetzen, hatte das Team sozusagen alle Hände voll zu tun gehabt. Seine Genitalien fehlten. Man hatte sie nie finden können, obwohl er später angewidert erfuhr, was mit ihnen passiert war, und damit auch, worauf sein Mörder so alles Appetit gehabt hatte. Die gebrochenen und durchtrennten Knochen wurden von den Reifikateuren geschweißt und verklammert, während sie die Gelenkmotoren installierten. Organe und Muskeln wurden mit peinlicher Sorgfalt wieder eingesetzt und durch Balsamleitungen miteinander verbunden. Zellverschweißung, Karbonfasergewebe und Kollagenschaum, ja sogar Näharbeiten kamen zum Tragen. Ein Großteil der versengten Haut erwies sich als nicht mehr brauchbar, worauf sein heutiges Aussehen zurückzuführen war: von außen sichtbare Muskeln in ihrem schmutzigen blauen Balsam unter durchscheinender Synthohaut.
Bloc inspizierte seine Vorderseite und entdeckte eine Art Schimmelwachstum an der Nahtstelle zwischen synthetischer und echter Haut an der Taille. Er holte einen Handspiegel aus dem Koffer, drehte sich langsam und betrachtete sich in der jetzt zweifachen Spiegelung im Garderobenspiegel. Ah, da war ja der Hauptgrund für die zahlreichen in den visuellen Kortex eingespeisten Fehlermeldungen: unter der Synthohaut des unteren Rückens hauste eine Kolonie sich windender kleiner grüner Maden. Sie mussten eine widerstandsfähige außerirdische Variante sein, da die Insektizide im Balsam ihn vor allen Infektionen durch terranische Lebensformen schützten. Er hatte sich jedoch früher schon mit solchen Problemen befassen müssen und kannte die Routine. Zuerst jedoch das Äußere.
Aus dem Koffer nahm Bloc eine flache eckige Flasche mit einem grünen Gelee darin sowie eine weiche Bürste mit langem Griff, und er nahm beides mit ins Badezimmer. Dort stellte er fest, dass man seinen Forderungen entsprochen und ihm die Möglichkeit geboten hatte, Zusatzstoffe ins Duschwasser zu mischen. Er öffnete die Flasche, drückte die Öffnung in den Einfüllstutzen und schaltete die Dusche ein. Eine starke Konzentration aus Antivirabakt und Insektiziden färbte das Wasser grün. Was in den Abfluss lief, das wies jedoch keine so schöne Farbe mehr auf. Nun bearbeitete Bloc den ganzen Körper mit der Bürste, entfernte den Schimmel und betrachtete sich einige der grünen Maden, die im abfließenden Wasser zappelten. Nach der Dusche benutzte er das Trockengebläse, da er mit einem Handtuch mehr weggerieben hätte als nur Feuchtigkeit.
Nach der Rückkehr ins Schlafzimmer drückte Bloc eine Hand voll aufweichende Creme aus einer Tube im Koffer und rieb sich die Portion in die graue Haut. Während er dann auf einem auf dem Bett ausgebreiteten Handtuch saß, holte er den Reiniger hervor. Dieses Gerät war mit gebürstetem Aluminium ummantelt, rund, hatte zwanzig Zentimeter Durchmesser und zehn Zentimeter Tiefe. Es handelte sich dabei um die modernere Version des Geräts, das Sable Keech in genau diesem Hotel benutzt hatte, aber andererseits ging Keechs Reifizierung der Taylor Blocs auch um etwa fünfhundert Jahre voraus. Die beiden Schläuche, die Bloc jetzt aus einer Klappe an der Seite des Geräts zog, führte er in Stecker unterhalb der Achselhöhlen ein. Der Reiniger begann sofort mit dem Flüssigkeitsaustausch, pumpte schmutzigen grau-blauen Balsam heraus, filterte ihn, optimierte die chemische Zusammensetzung und führte ihn in einem Zustand zurück, der an flüssigen Saphir erinnerte. Den Sammelbehälter würde Bloc später entleeren. Jetzt zu den Maden.
Bloc holte eine flache, eckige Box hervor, die aus dem gleichen gebürsteten Aluminium wie der Reiniger bestand, öffnete sie und schaufelte eine Hand voll kleiner silbriger Gegenstände heraus. Für das nackte Auge machten sie nicht viel her, aber die Vergrößerung ließ erkennen, dass es sich um kleine Käfer, um Skarabäen aus Metall handelte, die ihre Beine eng zusammengefaltet hatten. Er drückte sie unterhalb der Madeninfektion an die Haut, wartete einen Augenblick lang und entfernte dann die Hand von dort. Die Käfer waren verschwunden. Sie hatten sich durch das Gelenk gegraben, um Jagd auf ihre Beute zu machen.
Während er darauf wartete, dass die diversen Prozesse zum Abschluss gelangten, zog Bloc den Noxmolanzug mit dem Fuß heran, bückte sich und hob ihn auf. Er öffnete die Brusttasche und zog eine Raute aus
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