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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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die Füße, über die Beine. Dennys hörte nicht, daß er schluchzte wie ein kleines Kind.
    Erst die schiere Erschöpfung ließ ihn wieder zur Besinnung kommen. Er begann die Situation nüchtern einzuschätzen. Er hatte einen schlimmen Sonnenbrand. Schlimmer noch: seine Haut war vom Sand völlig zerschorft. Er zitterte. Nicht vor Kälte. Wegen des Fiebers. Er saß da, nackt wie Adam, saß im weißen Wüstensand. Hinter ihm die Oase. Der fast volle Mond, schon im Untergehen. So viele Sterne am Himmel, wie er sie noch nie gesehen hatte. Fern am Horizont ein Gebirgszug. Über dem höchsten Berg rötliches Glühen. Natürlich. Sandy und er waren auf einem jungen Planeten gelandet, irgendwo im Universum. Hier waren die Vulkane noch aktiv.
    Mit äußerster Willenskraft zwang er sich zur Ruhe. Er und Sandy galten als die Realisten der Familie, als die besonnenen, handfesten Problemloser. Ihnen war alles möglich. Alles.
    Sogar: an ein Einhorn zu glauben. Er hatte es herbeigeglaubt, und es hatte ihn in das Zelt dieser primitiven Pygmäen gebracht, dieser Unmenschen, die ihn in die
    Jauchegrube geworfen hatten. Offenbar hatte das traurige, unterernährte Mammut das Einhorn gerufen, und mit ihm war Dennys aus dem Nichts zurückgekehrt. Aber das Einhorn hatte sich in einem Lichtblitz wieder aufgelöst. Wahrscheinlich konnte auch ein Einhorn diesen Gestank nicht ertragen.
    Nun gut. Wenn er wirklich glaubte, daß Einhörner geruchsempfindlich waren, dann glaubte er also zwangsläufig wirklich an Einhörner. Folglich mußten auch sie wirklich sein. Oder wirklich werden können, obwohl es sie an sich natürlich nicht gab. Logisch gedacht gab es sie daher nur virtuell.
    »Oh, du virtuelles Einhorn«, rief er. »Ich will an dich glauben, denn wenn du nicht kommst, muß ich sterben!«
    Eine kühle Pfote stupste ihn an, berührte seinen nackten Körper. Da war das magere Mammut wieder! Behutsam streichelte es Dennys mit der rosigen Spitze seines langen, grauen Rüssels.
    Und dann explodierte silbernes Licht vor seinen Augen, verglomm zu einem Schimmer. Vor Dennys kniete ein Einhorn im Sand.
    Er hatte nicht die Kraft, sich auf seinen Rücken zu schwingen, zog sich nur hoch, klammerte sich an der Mähne fest, schloß die Augen. Er brannte vom Fieber. Er würde das Einhorn verbrennen.
    Sie zerbarsten in einem Meer von Flammen.
    Mahlah, Yaliths Schwester und Braut des Ugiel, lag auf einer Felsplatte in der Wüste. Ihr Herz pochte. Ugiel hatte sie hierher gebracht, sie mit Küssen bedeckt und ihr befohlen, zu warten, bis er mit seinen Brüdern wiederkommen und ihr Verlöbnis feiern werde.
    Sie vernahm Flügelschlag, hielt den Atem an, schaute in den Himmel. Über ihr zog, weiß gegen den Nachthimmel, ein Pelikan immer engere Kreise, setzte zur Landung an. Kaum hatte er den Boden berührt, hob er
    die Schwingen, bis sie an die Sterne zu streifen schienen – und plötzlich stand statt des Pelikans ein Seraph vor Mahlah.
    Sie sprang auf. »Alarid!«
    Der Seraph faßte sie an der Hand, blickte sie ernst an. »Ist es wahr, daß wir dich verlieren?«
    Sie zog die Hand zurück, schlug die Augen nieder, lachte verlegen. »Mich verlieren? Wie meinst du das?«
    »Stimmt es, daß du und Ugiel…?«
    »Ja, das stimmt«, sagte sie stolz. »Freue dich mit mir, Alarid. Ist denn Ugiel nicht nach wie vor dein Bruder?«
    Alarid ließ sich auf die Knie nieder, um Mahlah nicht länger zu überragen. »Doch. Wir sind nach wie vor Brüder, obgleich sich unsere Wege trennten.«
    »Und bist du gewiß, daß ihr den besseren Weg gewählt habt?« Mahlahs Stimme klang bitter.
    Alarid schüttelte traurig den Kopf. »Wir maßen uns kein Urteil an. Die Seraphim haben entschieden, dem Allgegenwärtigen nahe zu sein.«
    »Ja, so nahe, daß ihr nichts davon zu sehen bekommt. Da sind die Nephilim klüger. Sie wahren den sicheren Abstand.« Er maß sie mit einem prüfenden Blick, und ihre Augen wichen den seinen aus. »So ist es aber. So hat es Ugiel mir erklärt.«
    Alarid richtete sich langsam zu voller Größe auf. Mit einem Silberflügel drückte er sie kurz an sich, und sie atmete den Duft des Sternenlichts ein. Dann ließ er von ihr ab. »Du wirst uns nicht vergessen?«
    »Wie könnte ich das?« rief sie. »Du bist mein Freund, seit Yalith mich mitnahm, den anbrechenden Tag zu grüßen, und ich dich und Aariel traf.«
    »Es ist lange her, daß du wiederkamst, den anbrechenden Tag zu grüßen.«
    »Oh, ich… ich lerne jetzt lieber die Nacht kennen.«
    Alarid neigte

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