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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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Zufall.«
    Adnarel sagte: »Das bezweifle ich.«
    Noah kam Dennys besuchen. »O-holi-bamah sagt, du könntest dich bald auf den Weg machen.«
    Dennys erschrak. »Auf den Weg? Wohin?«
    »Zum Zelt meines Vaters Lamech. Um mit deinem Bruder vereint zu werden.«
    Die Angst wich. »Das wäre schön. Ist es weit?«
    »Ans andere Ende der Oase.«
    Der Wind schlug die Zeltklappe auf. Durch die Öffnung und das Loch im Dach hörte Dennys die Sterne. Hörte, was sie ihm mit leisem Klingen sagten. »Bringst du mich hin?«
    Noah zupfte an seinem Bart. »Ich bleibe dem Zelt meines Vaters fern.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Er soll zu mir kommen.«
    »Warum? Du bist sein Sohn.«
    »Er ist alt. Er kann sein Land nicht mehr hinlänglich bestellen.«
    »Verzeih mir, Vater Noah, aber müßtest du ihm nicht eben deshalb helfen?«
    Noahs Stimme klang grob. »Ich sagte dir doch, daß ich von früh bis spät in meinen Weingärten zu schaffen habe.« »Das ist doch nur ein Vorwand. Er ist alt und du bist der Jüngere. Du solltest die Stärke aufbringen, nachzugeben.«
    »Ah, wer nachgibt, ist also stark?«
    »Es gehört viel Mut dazu, ›Tut mir leid‹ zu sagen. Das steht auch Sandy und mir noch bevor. Das werden wir unserem Vater sagen müssen, wenn wir eines Tages wieder daheim sind.«
    »Wozu?«
    »Weil erst dann zwischen uns wieder alles im reinen ist.«
    »Du bist zu jung, um mir Vorschriften zu machen«, brummte Noah. Stand auf. Ging aus dem Zelt.
    Dennys schaute durch die kleine Öffnung zu den Sternen. Die Sterne leuchteten. Und schwiegen.
    Tiglah, die Rothaarige, strich den Extrakt roter Beeren auf die Lippen, verrieb ihn auf den Wangen. Nahm den Zweig, den sie am Ende zu einer Bürste aufgefächert hatte, zog ihn durch die Fülle ihrer Locken. Die widerspenstigen Knoten hatte sie bereits zuvor mit den Fingern gelöst; nun galt es nur noch, den Haaren Glanz zu geben.
    Ich bin schön, wahrhaft schön! dachte sie. Mein Haar ist so rot wie das Flügelkleid meines Nephils. Wir beide sind schön.
    Ein Moskito sirrte an ihrem Ohr vorbei, landete auf ihrem Nacken, stach zu.
    »Au!« rief sie. »Warum tust du das?«
    Der Moskito war verschwunden, an seiner Stelle stand ein Nephil mit feuerroten Flügeln vor ihr. »Weil du recht hast: du bist wahrhaft schön. Zum Anbeißen schön.«
    Sie brach in Tränen aus. »Du darfst mich nicht stechen!«
    Der Nephil lachte. »Es war doch nur ein winziger Stich. Sag, kleine Tiglah, sahst du jemals den jungen Riesen wieder, den dein Vater und dein Bruder aus ihrem Zelt warfen?«
    »Nein. Ich glaube, ihn pflegen jetzt die Frauen in Noahs Zelt.«
    »Deine Schwester?«
    Tiglah lachte. »Ich glaube nicht, daß ich mich von Anah pflegen lassen wollte. Nein, die Jüngeren sorgen für ihn. O- holi-bamah und Yalith. Anah hilft ihnen nur, wenn sie Salben und Öle für ihn brauchen.«
    »Wie geriet er überhaupt in euer Zelt?«
    Sie rümpfte die Nase. »Weiß ich das? Ich dachte ein Einhorn herbei, und plötzlich war auch dieser blasse Riese da. Ich fand es schade, daß sie ihn hinauswarfen; ich hätte gern mit ihm geredet.«
    »Tiglah, meine Schöne, du bist doch bereit, mir jeden Wunsch zu erfüllen?«
    »Solange du von mir nichts gegen meinen Willen verlangst, ja.«
    »Ich möchte, daß du den jungen Riesen kennenlernst. Finde heraus, woher er kommt und was ihn zu uns führt. Wirst du das für mich tun?«
    »Mit großem Vergnügen.«
    »Ohne großes Vergnügen«, gebot Rofocal streng. »Er soll an dir Gefallen finden, nicht du an ihm. Denn du bist mein!«
    Sie hielt ihm den Mund zum Kuß hin. Seine Lippen waren rot wie die ihren, obwohl er sie nicht mit Beeren eingerieben hatte.
    »Mein«, summte Rofocal. »Mein, mein, mein.«
    Sandy saß auf der Wurzel des alten Feigenbaums und genoß die abendliche Kühle. Zu seinen Füßen kauerte Higgaion, schlief, seufzte hin und wieder im Traum.
    Ein Mann mit braunen Haaren und braunem, weiß gesträhntem Bart näherte sich, wich vom Weg ab, schritt auf Großvater Lamechs Zelt zu, pflanzte sich vor Sandy und dem Mammut auf. Starrte ihn an. »Du bist der Sand.«
    »Ja, ich bin Sandy.«
    »Man sagte mir, du sähest aus wie Einer, der in zwei Körpern haust. Nun glaube ich das selbst.«
    »Wer bist du?« fragte Sandy neugierig.
    »Ich bin Noah. Dein Bruder fand in meinen Zelten Aufnahme. Mein Weib und meine Töchter pflegen ihn.«»Danke«, sagte Sandy. »Wir sind euch dafür sehr dankbar. «
    Noah starrte ihn noch immer an. »Wüßte ich nicht, daß der Den in meinem

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