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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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Schwiegertochter.«
    »Anahs Schwester.« Der Alte nickte. »Sand, sei auf der Hut!«
    »Sie ist sehr schön«, sagte Sandy.
    »Mag sein«, erwiderte Großvater Lamech. »Aber mit Schönheit allein ist es nicht getan.« Langsam löffelte er die Suppe.
    Großvater Lamech sah wirklich mit jedem Tag schwächer aus. Ob es eine zu große Bürde für ihn sein würde, bald auch Dennys zu beherbergen? Andererseits, Noah kam in letzter Zeit nicht nur auf ein Schwätzchen zu seinem Vater, sondern brachte stets auch Essen, Trauben oder volle Weinschläuche mit. Dann lachten und scherzten die beiden Männer, und Noah drückte den Alten an sich und sagte: »Du wirst ewig leben!«
    Aber Lamech sagte nie etwas darauf.
    Endlich sollte Dennys auf einem weißen Kamel durch die Oase zu Lamechs Zelt reiten. Noah wollte ihn begleiten, hatte sich aber an einem spitzen Stein den Fuß wundgetreten.
    »Unserem Den droht keine Gefahr«, beruhigte ihn Matred. »Die Seraphim behüten ihn.«
    Alarid, der als Pelikan das Wasser gebracht und als Seraph gewarnt hatte, Dennys solle keine Änderungen heraufbeschwören, kam und brachte einen anderen Seraph mit. Der hatte blaßblaue Flügel und Augen wie Mondsteine.
    »Nun«, sagte Alarid, »hast du also doch etwas verändert. «
    »Nein«, widersprach Dennys.
    »Du hast Noah dazu überredet, seinen Vater aufzusuchen. «
    »Ich habe ihn nicht wirklich überredet. Ich hörte nur auf die Sterne. Eigentlich waren sie es, die...«
    »Ich kam nicht, dir Vorwürfe zu machen«, schnitt ihm Alarid das Wort ab. »Wir freuen uns, daß Noah und Lamech wieder miteinander reden, und gewiß trug auch dein Bruder zu ihrer Versöhnung bei.« Er wies auf den anderen Seraph. »Das ist Admael.«
    Der Seraph reichte ihm nicht die Hand. Das war hier wohl nicht üblich. Er verneigte sich, und Dennys erwiderte den Gruß.
    Gemeinsam untersuchten sie Dennys von Kopf bis Fuß. »Yalith und O-holi-bamah haben dich gesund gepflegt«, stellte Alarid fest.
    Admael nickte in schweigender Zustimmung.
    »Ohne sie wäre ich wahrscheinlich gestorben«, sagte Dennys. Alle Narben waren mittlerweile verheilt. Er konnte wieder ins Freie gehen, ohne gleich zu ermüden. Er wußte, daß die Zeit des Abschieds gekommen war. »Und ich danke auch dir, Alarid.«
    »Admael wird dich zu Großvater Lamechs Zelt bringen«, sagte Alarid.
    Admael nickte gemessen. »Ich warte draußen.«
    »Eigentlich sollte ich allen danken.« Dennys zögerte. Ja, er freute sich auf Sandy, aber es schmerzte ihn, Yalith verlassen zu müssen. Und natürlich auch O-holi-bamah und Japheth. Wenn er nun zu Großvater Lamech kam, würde er Yalith jemals Wiedersehen? Ihre zarten Finger vertrauensvoll in seiner Hand spüren, so wie in jener Nacht, als sie den Sternen gelauscht hatten?
    »Sei unbesorgt«, sagte Alarid. »Ich habe bereits allen in deinem Namen gedankt. Noah und Matred, Sem und Elisheba, Ham und Anah, Japheth und O-holi-bamah. Und auch Yalith. Du wirst sie nicht vermissen müssen. Seit Noah und Lamech miteinander versöhnt sind, herrscht ständiges Kommen und Gehen zwischen den Zelten. Bist du bereit?«
    Dennys nickte. Er folgte Alarid vor das Zelt. Die Nacht war angebrochen, der Himmel mit Sternen übersät. Der Seraph Admael war verschwunden. An seiner Stelle wartete ein weißes Kamel im Schatten des Zeltes. Noah stand bei ihm, stützte sich auf einen Stock, hatte den Fuß in ein sauberes Fell gebunden, half Dennys auf den Rücken des Kamels, sagte: »Dies ist kein Abschied, mein Sohn. In wenigen Tagen kann ich wieder laufen.«
    Das Kamel war ungesattelt, aber Admael wirkte in Tiergestalt aus Fleisch und Blut nicht so trügerisch wie ein virtuelles Einhorn. Dennys mußte nicht fürchten, daß sich das Kamel unter ihm auflösen würde.
    Matred kam heraus, brachte ein Bündel. Tränen liefen ihr über die Wangen. »Hier sind deine Gewänder. Vielleicht brauchst du sie noch. Lebe wohl, mein lieber Zwilling. Du wirst uns fehlen.«
    Auf einmal waren sie alle da, umringten ihn, weinten, lachten, reckten sich auf die Zehenspitzen und tätschelten seine Beine, denn weiter reichten sie nicht.
    Japheth hatte O-holi-bamah den Arm um die Schultern gelegt, Yalith stand an ihrer Seite.
    Und dann trabte das Kamel los, und alle riefen: »Lebe wohl, Zwilling Den!«
    »Lebt wohl!« rief auch er und versuchte, ihnen zuzuwinken und zugleich sein Bündel und sich selbst festzuhalten.
    Sie ließen die Oase zurück, erreichten die Wüste. Dennys fand bald heraus, wie er sich am besten

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