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Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
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leise: »Wir wissen es nicht. Mag sein, sie sind Teil der Bestimmung.«
    Auch Abdiel, der ebenso die goldene Fledermaus war, sprach mit leiser Stimme. »Es gibt vieles, das selbst die Engel im Himmel nicht wissen. Und wir haben gewählt…«
    »Wir wurden auserwählt…« warf Abasdarhon ein, der Seraph der goldenen Schlange.
    »Wir nahmen es hin, auserwählt worden zu sein…« präzisierte Akatriel, dessen Augen so groß und weise waren wie die der Eule.
    »… wir haben uns entschieden, bei den Menschenkindern zu bleiben«, fuhr Abdiel unbeirrt fort. »Dazu mußten wir manches von unserer Macht und unserem Wissen aufgeben.«
    Abuzohar, der zugleich der weiße Leopard war, neigte den Kopf. »Da nur der Eine allwissend ist, ziemt uns Unwissenheit. «
    Achsah, dessen Flügel und Haare so samtig-grau schimmerten wie das Fell der Maus, nickte. »Diese beiden Menschenkinder sind schuldlos. Und liebenswert. Und sie verstehen die Alte Sprache.«
    Adabiel, der Tigergleiche, stimmte dem zu. »Ihre Herzen sind gut. Und sie weckten das Gute in Noah. Ob das zum Großen Plan gehört?«
    Admael sagte: »Die Fragen bringen uns nicht weiter. Wir wissen noch immer nicht, warum die beiden hier sind oder wie wir sie dorthin zurücksenden können, woher sie kamen.«
    Adnachiel, der Seraph der Giraffe, schaute in die Sterne.»Als wir die Wahl trafen, auf diesem Planeten zu bleiben, gaben wir freiwillig einen Teil unserer Macht preis.«
    »Wir müssen nicht bleiben«, warf Abdiel ein. »Es steht uns jederzeit frei, diesen Planeten zu verlassen und unsere volle Macht wieder zu erlangen.«
    Adnarel, der Skarabäus, ließ seine Flügel aufblitzen. »Aber wir haben unsere Wahl getroffen. Und ich möchte nicht gehen, solange die beiden, die Zwillinge, hier sind.«
    »Es ist denkbar, daß wir sie nicht retten können«, warnte Alarid.
    »Daher werde ich bei ihnen bleiben«, sagte Admael, und für einen Augenblick glich seine Gestalt eher der eines weißen Kamels als der eines Seraphs.
    Elf mondbeglänzte Köpfe nickten ihm in stummem Einverständnis zu.

O-holi-bamah,
Japheths Frau
    M ahlah und Tiglah warteten unter Großvater Lamechs altem Feigenbaum. Mahlahs Bäuchlein rundete sich immer mehr. Tiglah war von Natur aus prall und rundlich, fast plump; im Gegensatz zu Anah hatte sie noch nicht abgespeckt.
    Die Zwillinge kamen aus dem Garten, wo sie zwischen zwei langen Reihen von Pflanzen, die vielleicht Vorläufer von Tomaten waren, Unkraut gejätet hatten. Higgaion war bei Großvater Lamech im Zelt. Sandy und Dennys sahen die beiden jungen Frauen erst, als sie ihnen in den Weg traten.
    Tiglah ging langsam auf Sandy zu. Sie warf den Kopf zurück, ließ das rote Haar um die Schultern wehen. Ihre Augen waren halb geschlossen, was die langen Wimpern besser zur Geltung brachte. »Es tut mir leid, daß sich mein
    Vater und mein Bruder so unfreundlich betrugen, als du in unser Zelt kamst«, sagte sie und fügte beziehungsvoll hinzu: »Sie achten ja nur darauf, daß mir kein fremder Mann nachstellt.« Dann hielt sie inne. »Spreche ich überhaupt mit dem Richtigen?«
    »Nein«, sagte Dennys.
    Mahlah breitete in einer hilflosen Geste die Arme aus. »Wer von euch beiden war nun unser Gast?«
    Sandy trat einen Schritt vor. »Das war mein Bruder Dennys. Und du bist Yaliths Schwester?«
    »Ja, ich bin Mahlah. Aber jetzt bin ich Ugiels Braut und lebe nicht mehr in Zelten.«
    Sandy betrachtete Mahlah. Sie war auf offensichtliche Weise schön, nicht unaufdringlich liebenswert wie Yalith. Tiglah hingegen stellte ihre Schönheit geradezu widerwärtig zur Schau. Er wußte noch immer nicht, was er von ihr halten sollte. »Tiglah?« fragte er.
    Sie kicherte. Auf ihren rot geschminkten Wangen zeigten sich Grübchen. »Erkennst du mich wieder?«
    »Du sprachst mich vor ein paar Tagen an. Als der Greif kam.«
    »Ja, und das dumme Ding hat uns unterbrochen. Ich glaube, sie war eifersüchtig. Aber heute ist sie nicht da.« Tiglah wandte sich an beide Jungen. »Wollt ihr mit uns kommen?«
    »Wohin?« fragte Dennys mißtrauisch.
    Mahlah lächelte. »Wir möchten euch besser kennenlernen. Gehen wir ein bißchen spazieren?«
    Dennys schaute zum Himmel. Die Luft begann bereits zu flirren. »Nein«, sagte er. »Es wird allmählich heiß.«
    Tiglah fuhr sich mit den Fingern durch die Locken und ließ sie aufleuchten. »Aber nein. Die Sonne steht noch unter den Palmen.« Ihr strahlendes Lächeln galt Sandy. »Wir wollten euch die Oase zeigen. Ihr kennt sie ja kaum.«
    Sandy

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