Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die große Flut

Die große Flut

Titel: Die große Flut Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine L'Engle
Vom Netzwerk:
riß mit den Zähnen Fleischfetzen von einem Hammelknochen. »Gehst du den Sand suchen?« fragte Elisheba ihn. Japheth und Ham arbeiteten immer nur in den Weingärten. Aber Sem war ein Jäger, er kannte die Oase und die Wüste am besten.
    Sem nickte. Er wartete, bis Dennys fertig gegessen hatte, nahm dann einen Speer von der Wand, wog ihn prüfend in der Hand, reichte ihn Dennys weiter. Der nahm ihn, obwohl er noch nie mit einem Speer hantiert hatte. Dann kontrollierte Sem sein Blasrohr und die kleinen Pfeile, nahm sich ebenfalls einen Speer, nickte Dennys zu und stand auf. Wortlos. Dennys folgte ihm aus dem Zelt. Er hatte neue Hoffnung gefaßt. Da war etwas an Sem, das Zuversicht ausstrahlte.
    Noah sagte: »Japheth und ich werden auf den Pfaden und Wegen der Oase suchen.«
    Ham sagte: »Und Anah und ich auf dem Marktplatz.«
    Matred klang allzu zuversichtlich: »Und ich sende euch Nachricht, wenn der Sand hier auftaucht.«
    Sem und Dennys brachen auf. Die Sterne verblaßten. Im Osten kroch der erste Lichtschimmer über den Horizont. Schon war es so heiß, daß der Wüstensand spiegelte.
    »Sobald die Sonne höher steigt, mußt du wieder ins Zelt«, sagte Sem.
    Dennys nickte. Ergeben trottete er hinter Sem her. Schritt für Schritt. Immer weiter. Die Hitze wurde unerträglich. Die Suche schien kein Ende zu nehmen. Schließlich fragte Dennys: »Wo ist Higgaion?«
    Sem sagte: »Er trauert heute an Großvater Lamechs Grab. Dann zieht er zu uns. Selah wird ihn trösten.«
    »Higgaion kann Wasser erschnüffeln«, sagte Dennys in plötzlicher Eingebung. »Glaubst du, daß er auch Sandy wittern könnte?«
    Sem stützte sich auf den Speer, überlegte. »Mammuts sind seltsame Wesen. Sie können mancherlei. Laß uns den Versuch wagen.«
    Er stürmte los. Trotzdem hielt Dennys dank seiner um vieles längeren Beine mühelos Schritt.
    Großvater Lamechs Grabstätte lag etwa auf halbem Weg zwischen den beiden Zelten. Als sie die Höhle erreichten, stand bereits die volle Sonnenscheibe am Himmel.
    Higgaion hatte sich im Sand ausgestreckt und breitete die Ohren aus, als er jemand kommen hörte.
    Dennys eilte auf ihn zu. »Higgy, glaubst du, daß du Sandy suchen könntest, wie… wie eine Wasserstelle?«
    Die Augen des Mammuts waren dunkel vor Gram gewesen. Jetzt erhellten sie sich.
    Sem fiel vor Higgaion auf die Knie, redete leise und beschwörend auf ihn ein.
    Das Mammut hob den Rüssel und trompetete zuversichtlich.
    Sem kratzte sich verlegen am Kopf. »Sandy«, sagte er, »ich muß auf die Jagd. Und ich jage am besten allein. Geht zu Japheth. Für dich allein wäre es zu gefährlich. Aber gemeinsam werdet ihr den Sand finden, Japheth, du und Higgaion.«
    Noah saß mit überkreuzten Beinen im großen Zelt, stützte die Ellbogen auf die Knie, barg den Kopf in den Händen. Matred saß neben ihm.
    »Ich weiß nicht, wo er sein könnte«, murmelte Noah.
    »Ruhe dich aus, Mann«, sagte Matred beschwichtigend. »Wir werden ihn finden.«
    Noah nickte. »Mein Herz ist schwer. Ich trauere um meinen Vater.«
    »Er war alt und am Ende seiner Jahre«, spendete Matred ihm Trost.
    »Der Sand ist noch jung.« »Du meinst, ihm könnte etwas zugestoßen sein?«
    »Warum sonst kam er nicht zum Begräbnis? Das ist nicht seine Art. Er gleicht nicht den jungen Männern der Oase, die immer nur an sich selbst denken.«
    »Nein, er und der Den gleichen überhaupt keinem«, stimmte Matred zu. »Aber wer sagt, daß ihn ein Unglück ereilt hat?«
    Noah blieb ihr die Antwort schuldig, bewegte kaum den Kopf. Murmelte: »Ich muß endlich mit der Arche beginnen.«
    Matred sagte: »Noch nie hat dir El einen so unverständlichen Auftrag erteilt.«
    »Ist der Auftrag denn so unverständlich? Wenn die Erde im Regen ertrinkt, wie El prophezeit, wird es gut sein, ein Schiff zu haben.«
    »Noch besser wäre es, der Regen ließe sich Zeit«, sagte Matred. »Erst muß das Schiff fertig werden. Und dann mußt du die Tiere versammeln.«
    »Ich gehe unverzüglich an die Arbeit.«
    »Man wird dich auslachen. Du machst dich zum Gespött der ganzen Oase.«
    »Ich finde nichts Lächerliches daran«, sagte Noah. »Mein Vater starb. Und El allein weiß, wo der Sand geblieben ist.«
    »Du könntest El fragen...«
    »Das habe ich getan. El sagt nur, ich solle die Arche bauen. Kein Wort über den Sand.«
    »Und über den Den?«
    Noah schüttelte den Kopf.
    »Wirst du sie in die Arche mitnehmen?«
    »An Menschen nur dich, unsere Söhne und deren Frauen. Sonst

Weitere Kostenlose Bücher