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Die große Verschwendung

Die große Verschwendung

Titel: Die große Verschwendung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Schoemel
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Maritime Oper endgültig verzichten werde.
    Die Sache mit den alternativen Energietechniken war Glabrechts Idee gewesen. Marianne mit ihren ökologischen Bedenken hatte ihn darauf gebracht. Modischer als jetzt konnte das Thema »Klimakatastrophe« gar nicht mehr werden, und er hatte den Eindruck, dass es nach der Pressekonferenz, zu der nicht John Crawfield, sondern sein Justitiar Dr. Mavenkurt angereist war, zumindest bei den Kritikern aus dem bürgerlichen Lager einen entscheidenden Umschwung der öffentlichen Meinung zugunsten des Hafenprojektes geben würde. Allenfalls die eher fundamentalistische Abteilung der Grünen und natürlich die Linken würden wahrscheinlich auch in Zukunft nicht damit aufhören, auf den Investoren und ihren »finanzmafiösen« internationalen Geschäftsverwicklungen herumzuhacken.
    Das größte Problem allerdings war ausgerechnet Wissenschafts-Bohnhoff, der damit angefangen hatte, seine private Meinung zur Maritimen Erlebniswelt gegenüber Bürgermeister Alte zu äußern. Er hatte ganz plötzlich die kapitalismuskritische Seele in sich entdeckt. In Wahrheit ging es ihm, das wusste Glabrecht ganz genau, um seine persönlichen Prestige- und Überlebensprojekte, den Globus und den Kosmos. Dass das Hafenprojekt jetzt das gesamte Thema »Nachhaltigkeit« neu besetzen wollte, und zwar in einem viel attraktiveren Rahmen als die beiden Science-Center, das versetzte ihn offenkundig in schwere Panik. Hinzu kam, dass die kühne architektonische Struktur des Kosmos , wie sich gerade herausgestellt hatte, statisch nachgebessert werden musste, was schon wieder Kostensteigerungen bedeutete. Fred Bohnhoff war erst Ende dreißig, er sah sich ganz gewiss am Beginn einer schönen politischen Karriere, die jetzt in Gefahr geriet.
    Jener Justitiar der Nordic Urban Development , Dr. Mavenkurt, den Glabrecht in Oslo nur flüchtig kennen gelernt hatte, durfte Glabrechts Alter haben, also um die fünfzig sein, war etwas kleiner und trug das gut gepolsterte, glatte Gesicht von erfolgreichen optimistischen Freiberuflern in den mittleren Jahren. Die zu den Seiten des Gesichts hin zunehmend ausgeprägten Schlupflider vermittelten, zusammen mit den gewölbten Augenbrauen und dem leicht asymmetrischen Lächeln, den Eindruck einer fragenden, empathischen Güte. Er sprach dieses Schweizer Hochdeutsch mit alemannischer Vertonung, das Glabrecht stets gern hörte.
    Nach der völlig harmonisch abgelaufenen Pressekonferenz unterhielten sich Glabrecht und Mavenkurt noch ein wenig, und Mavenkurt fragte, ob man sich eventuell noch einmal bilateral treffen könne. Es gehe um einen wichtigen Vorschlag, den er, auch im Namen John Crawfields, zu machen habe.
    »Außerdem soll ich Sie von Adriana Fallhorn grüßen.«
    Glabrechts Herz setzte kurz aus, nahm dann seinen Dienst mit erhöhter Schlagzahl wieder auf.
    »Sie arbeiten mit ihr zusammen?«
    Dass diese Frage auf einer hohen Welle aus Vertrautheit und Zuversicht herangeritten war, das bemerkte der Gefühlswächter in Glabrechts Bewusstsein. Einen Sekundenbruchteil lang herrschte Ärger über die Unvorsichtigkeit. Er hatte eine viel zu deutliche Melodie in den kurzen Satz gelegt, dabei die Augenbrauen hochgezogen und das Kinn nach vorne gereckt.
    »Ja! Sie arbeitet sogar gelegentlich in meinem Büro in St. Gallen.«
    St. Gallen! Genau von dort hatte Frontal 21 berichtet! Was machte Adriana dort? In den vergangenen beiden Tagen waren im Übrigen seine E-Mails und SMS an sie länger als üblich ohne Antwort geblieben, und Adrianas Ton schien ihm distanziert. Das hatte die ganzen Tage hindurch ebenso schwer auf ihm gelegen wie die Vorbereitung der Pressekonferenz. Spätestens an diesem Abend hätte er versucht, Adriana auf ihrem Mobiltelefon zu erreichen.
    » Poststraße in St. Gallen?«
    Mavenkurt lachte leise: »Richtig, Poststraße. Sie haben diesen Bericht im Fernsehen verfolgt? Ja natürlich, selbstverständlich. Es ist widerlich, was diese Journalisten in die Welt setzen gegen uns.«
    »Hören Sie, Herr Mavenkurt, heute ist es unmöglich. Ich habe keine einzige unverplante Minute. Aber warten Sie bitte, ich kläre das!«
    R, gerade im Gespräch mit einer Journalistin, hatte die Terminplanung der folgenden Tage selbstverständlich parat.
    »Lieber Herr Mavenkurt, sollten Sie morgen noch in Bremen sein, wir können uns im Sehstern treffen. Ich kann dafür einen anderen Termin absagen. Sehstern , wie ›sehen‹, ein blödes Wortspiel, aber einprägsam. Das ist ein Restaurant im

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