Die große Volksverarsche
innerhalb der Inditex-Gruppe ein Markenprodukt, das bei maximaler Achtung der grundlegenden Arbeitsnormen und unter den höchsten Anforderungen hergestellt ist, denen stetig Vorschriften hinzugefügt werden.«
Tatsächlich aber schert sich der Konzern offenbar so wenig um die Arbeitssicherheit der Näherinnen in Dhaka, die für ihn Containerladungen voll sexy Shirts und heißen Hosen produzieren, dass die Unternehmensinitiative BSCI entschied, die Grupo INDITEX aus ihren Reihen auszuschließen. Und das will schon was heißen. Denn in dieser »Business Social Compliance Initiative« tummeln sich zig internationale und deutsche Firmen wie Aldi Süd, Lidl und Otto Group, deren CSR-Stern ebenfalls nicht allzu hell glänzt. Kritiker sehen in dem BSCI deshalb einen reinen Business-Club, der seinen Mitgliedern dazu verhilft, sich eben jenen angesagten und somit werbeträchtigen CSR-Stern ans Revers zu heften.
Und so wirbt der TÜV Rheinland für ein BSCI-Audit:
»(...) Mit einem Audit nach BSCI setzen Sie sich nachdrücklich für faire Arbeitsbedingungen in den Lieferländern ein. So zeigen Sie Ihren Kunden und Geschäftspartnern, dass Corporate Social Responsibility in Ihrem Unternehmen gelebt wird. Gleichzeitig vermeiden Sie aufwändige Mehrfach-Auditierungen und schaffen sich eine hervorragende Ausgangsbasis für eine spätere SA- 8000-Zertifizierung. So sparen Sie Kosten und Zeit.
Ihre Vorteile auf einen Blick
Mit einem BSCI-Audit durch TÜV Rheinland
erschließen Sie sich neue Marketingmöglichkeiten,
legen Sie die Grundlage für zukünftige Handelsbeziehungen,
stärken Sie das Vertrauen von Geschäftspartnern und Kunden,
setzen Sie ein Zeichen für faire Produktionsbedingungen.«
Noch Fragen?
BSCI-Initiator Michael Otto wollte sogar mit gutem Beispiel vorangehen: Begleitet von einem immensen Pressebrimborium posaunte der Konzern hinaus, man werde in Zusammenarbeit mit der »Bank der Armen« von Friedensnobelpreisträger Muhammed Yunus eine sozial-ökologische Textilfabrik in Dhaka bauen. Das war im November 2009. Bis heute ist von dieser Fabrik allerdings weit und breit nichts zu sehen. Unternehmer Michael Otto schiebt das Scheitern seines sozialen Vorzeigeprojekts zwar den Behörden und Bedingungen in Bangladesch in die Schuhe, doch dürften allein die vollmundigen Ankündigungen bereits seinen Zweck erfüllt haben: den Otto-Kunden ein gutes Gewissen und sich positive Publicity zu verschaffen. Die Näherinnen von Otto-Klamotten indes hoffen bislang weiterhin vergeblich auf einen Existenzlohn ...
Eine solche Zertifizierung, wie sie der TÜV Rheinland mit seinem BSCI-Audit feilbietet, ist ein ebenso beliebter wie verbreiteter Weg, sich den Verbrauchern von seiner sozialen Seite zu präsentieren. »Allerdings setzen die Unternehmen«, so Jürgen Knirsch, Greenpeace-Experte für nachhaltigen Konsum, »zunehmend auf Label, die nicht unbedingt die Standards anstreben, die heute eigentlich gängig sind. Hier wird bewusste Augenwischerei durch löchrige Labels betrieben.« 55 In der Textilbranche sind deshalb vor allem jene Siegel gefragt, die »nach was aussehen« und beim Kunden Eindruck schinden, die aber nur einen oft nicht einmal erkennbaren Aspekt abdecken. Zu diesen gehört eindeutig das Siegel:
Bild 6
Denn es besagt nur, dass das Produkt vor dem Export gewaschen wurde, damit die zarte Verbraucherhaut weniger Schadstoffe abbekommt. (Kinderkleidung sollte vor dem ersten Tragen trotzdem noch mal gewaschen werden.) Wer die Schadstoffe allerdings voll abbekommt, sind die Näherinnen, die das giftige Zeug permanent einatmen und berühren. Gehen Sie mal mit offener Nase zu H&M oder New Yorker: Selbst die Verkäufer/innen dort sind einem Geruch ausgesetzt, der alles andere als gesund anmutet. Die US-amerikanische Inmarke Abercrombie & Fitch hat dieses Problem einfach dadurch gelöst, dass in und vor den Läden ihr hauseigenes Parfüm versprüht wurde – allerdings in solchen Mengen, dass das Unternehmen schließlich wegen Luftverpestung Ärger z. B. mit Münchner Behörden bekam.
Wenn Schadstoffe vor dem Export der Kleidungsstücke ausgewaschen werden, bedeutet das gleichzeitig eine massive Attacke auf die Umwelt in Dhaka, Karatschi oder Ho-Chi-Minh-Stadt. Die Modehersteller, so die Chemie-Expertin von Greenpeace Christiane Huxdorff, würden weltweit Flüsse als private Abwasserkanäle missbrauchen und so das Trinkwasser von Millionen von Menschen verschmutzen. 56 Taufen wir das Label also lieber gleich um in
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