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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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Kleinste, ein Junges, das nur halb so groß ist wie die anderen, scheint es mit uns allen aufnehmen zu wollen. Siegessicher blickt es mit blitzenden Augen in die Runde. Aus der samtig schwarzen Schnauze hängt zwischen den gefletschten Zähnen eine rosarote Zunge hervor.
    Die funkelnden Augen auf mich gerichtet, ruft der Kleine wütend: * Du wirst schon sehen! Du kannst nicht gegen meinen Vater gewinnen, er ist der beste Kämpfer der Welt!* Dann überlegt er kurz. * Und außerdem riechst du komisch!*
    Einige Tiere kichern, aber der grauhaarige Wolf bringt das Junge mit einem Kläffen zum Schweigen. Dann setzt er sich auf die Hinterpfoten. Die Ohren gespitzt, das Nackenhaar gesträubt und die Zähne gefletscht, hockt er da.
    Er knurrt, es ist ein Laut tief aus seiner Brust, der mich erstarren lässt. Nur ein paar Meter weiter scharrt der Hirsch mit dem Huf und senkt das Geweih.
    Hinter mir höre ich aufgeregtes Flattern und Plustern. Ich drehe mich um und sehe, dass die Tauben im Gras gelandet sind.
    * Könnt ihr nicht irgendetwas dagegen unternehmen?*
    *So ist das eben bei uns Tieren .*
    *Aber was ist mit dem Beerenauge? Immerhin habt ihr mich hierhergebracht. Was wird aus mir? Was, wenn der Hirsch verliert?*
    *Dann gehörst du dem Wolf .*
    Ich stehe schwankend auf.
    * Wartet – hört mich an. Tut das nicht!* Meine Stimme klingt dünn und wie aus weiter Ferne. So als käme sie aus einem tiefen Schacht. Mit den Armen rudernd renne ich auf den Hirsch zu.
    Er murmelt leise etwas vor sich hin.
    * Misch dich nicht in unsere Angelegenheiten. Das ist so Sitte bei uns .*
    Mit einem Knurren, das man wahrscheinlich bis nach Mentorium hören kann, stürzt sich der Wolf auf den Hirsch. Der wirft den Kopf zurück und fegt den Wolf mit dem Geweih zur Seite, aber die ausgestreckte Pfote reißt seine Flanke auf und versetzt ihm eine lange, rot glänzende, klaffende Wunde. Er brüllt laut auf.
    Der Graue Wolf ist angeschlagen, aber noch längst nicht erledigt. Knurrend holt er zum Gegenschlag aus.
    Ich muss etwas tun. Es sind die letzten Tiere der Erde. Ich muss sie zu Pa bringen.
    Mit unsicheren Schritten gehe ich auf die beiden zu. Hinter mir höre ich die Tauben besorgt gurren.
    * Tu nichts, was du später bereust, Kester!*
    *Kester! Ich bereue nichts!* , ruft Weiße Taube stolz.
    Der Hirsch geht erneut zum Angriff über, aber auch der Wolf macht einen Satz und fährt die Krallen aus. Mit einem dumpfen Schlag, der klingt, als würde jemand ein Schwert in einen Holzblock rammen, trifft das Hirschgeweih auf die harten Muskeln des Wolfs.
    Das Rudel umkreist den Kampfplatz. Mir fällt auf, dass der kleine Wolf etwas zurückbleibt, als wüsste er nicht recht, was er tun soll. Seine grünen Augen flackern fiebrig von mir zum Hirsch, dann zu seinem Vater und wieder zurück.
    Vielleicht haben die Tauben recht, aber ich habe keine Wahl. Entweder tue ich etwas, was ich später vielleicht bedauern könnte, oder die zwei reißen sich gegenseitig in Stücke.
    Entschlossen stelle ich mich zwischen die beiden. Die anderen Tiere schnappen entsetzt nach Luft.
    Der Graue Wolf brüllt: *A us dem Weg, Mensch, oder besiegle dein Schicksal!*
    Der Hirsch nickt bedächtig, obwohl er ziemlich mitgenommen aussieht.
    *Vertrau mir, Junge. Lass uns den Streit auf unsere Weise schlichten .*
    *Nein! Sieh dich doch an. Ist dir eigentlich klar, was du da tust? Hast du die kranken Tiere vergessen?*
    Ich zeige auf die aneinandergedrängten Tiere, die uns aus der Ferne beobachten. Der geduckte Dachs, das zitternde Reh, der Adler, der den Kopf hängen lässt – alle sind nur noch Haut und Knochen.
    * Sieh sie dir an! Sie brauchen dich. Ihr helft niemandem, wenn ihr euch gegenseitig zerfleischt!*
    Der Wolf kommt langsam auf mich zu. Schließlich steht er mit aufgerissenem Maul vor mir. Blanker Hass schlägt mir entgegen.
    * Deine Artgenossen haben diese Krankheit eingeschleppt, Mensch .* Das kann er nicht wissen, niemand weiß, woher diese Krankheit gekommen ist. * Die Menschen bringen uns nichts als Unglück und Verderben. Zuerst werde ich den Verräter töten, der dich hierhergebracht hat. Die Große Wildnis sollte ihre Tiere beschützen, statt sie den Menschen auszuliefern .* Er leckt sich mit seiner blutroten Zunge über die Lefzen. * Und danach bist du dran .*
    Knurrend und zähnefletschend scharen sich die sechs anderen Wölfe im Halbkreis um ihn.
    *Vielleicht ist die Magie der Menschen unsere letzte Chance * , sagt der Hirsch.
    * Lügen! Wir lassen uns nicht

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