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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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Vater gehört. Die Menschen wohnen noch immer in Städten unter gläsernen Dächern und essen Formula. Das freie Land ist noch immer eine Quarantäne-Zone, und die Krankheit wütet wie ehedem, den Beweis habe ich deutlich vor Augen. Aber vielleicht hat er ja Fortschritte gemacht in diesen sechs Jahren. Daher nicke ich zuversichtlich.
    Zu meiner Überraschung laufen die Tiere in alle Richtungen davon. Der Hirsch brüllt, aber sie hören nicht auf ihn, sondern fliehen in Panik. Die Luft ist erfüllt vom Trampeln der Tiere am Ufer und vom Platschen im Wasser. Was habe ich denn gesagt?
    Der Hirsch senkt den Kopf und knurrt angriffslustig.
    * Kester!* , rufen die Tauben aufgeregt. * Pass auf!*
    Aber es ist zu spät.
    Ein Tier fällt mich von hinten an, der Stoß ist so heftig, dass ich zu Boden gehe und mir die Luft wegbleibt. Ehe ich eine Bewegung machen kann, graben sich schwere, scharfe Klauen in meinen Rücken. Es riecht nach fauligem Fleisch. Neben meinem Ohr flüstert eine leise, heisere Stimme.
    * Wer hat das getan? Wer hat einen Menschen in den Ring des Waldes eingelassen?*
    Ich ringe nach Luft, die Last auf meinem Rücken drückt mich immer tiefer in den weichen Morast.
    * Lass das Menschenkind in Ruhe* , befiehlt der Hirsch.
    Das Tier presst seine Pfoten nur noch fester gegen mich und stößt ein tiefes Knurren aus. Ich schaffe es kaum, den Kopf zu drehen. Aus dem Augenwinkel sehe ich eine lange Schnauze, die schwarzen Lefzen sind zurückgezogen und geben die Zähne frei.
    * Kein Mensch darf den Ring des Waldes betreten .* Eine nasse Nase streicht über meinen Rücken und meinen Hals, schnüffelnd und schmatzend. * Es hat keinen Sinn, mit dieser Kreatur zu reden .* Dann ein hechelnder Atemzug. * Wir müssen sie vernichten .*

Kapitel 11
    Den Kopf halb im Schlamm sehe ich, wie der Hirsch sein mächtiges Geweih senkt.
    *Edler Wächter – die Schuld liegt bei mir. Ich habe das Menschenkind rufen lassen. Wir haben herausgefunden, dass es mit uns sprechen kann. Ich habe die Tauben und die Kakerlaken geschickt, um ihn zu holen. Er wird zu den Menschen gehen und ihnen berichten, dass das Letzte Wild noch lebt. Dass es noch nicht zu spät ist, um uns zu retten. Sein Vater ist ein mächtiger Mensch, der uns ein magisches Heilmittel bereiten kann .*
    Das Tier auf meinem Rücken knurrt und beschnüffelt mich.
    * Kein menschliches Wesen hat je einen Fuß in den Ring des Waldes gesetzt – nicht, seit wir hier sind. Nur weil wir Tag und Nacht auf der Hut waren, sind wir am Leben geblieben. Wir sind die Wächter der Wildnis, nicht du .*
    Seine Krallen graben sich tiefer in meinen Rücken. Ich will einwenden, dass das Beerenauge schon vor mir hier war, aber ich bringe kein Wort heraus.
    * Was, wenn dieser Mensch gekommen ist, um uns zu helfen? «
    * Was Menschen als Hilfe bieten, wird uns nur noch weiter ins Verderben reißen .*
    Der Hirsch sieht mich an. Ich liege ausgestreckt auf dem Boden und kann mich nicht rühren. Moos und Schlamm hindern mich am Atmen.
    Eine Zeit lang geht der Hirsch tief in Gedanken versunken auf und ab. Dann sagt er: * Wie du willst – dann werde ich an seiner Stelle gegen dich antreten .*
    Das Tier mit der großen Schnauze dreht sich um und lässt ein durchdringendes Heulen hören. Von allen Seiten her antwortet ihm ein vielstimmiges Echo. Was auch immer dieses Tier sein mag, es ist nicht alleine gekommen.
    Plötzlich nimmt es seine Pfote von mir. Luft strömt zurück in meine Lungen. Taumelnd suche ich Schutz am Waldrand. Langsam kehrt mein Sehvermögen zurück und aus dem verschwommenen Nebel schälen sich klare Gestalten. Rechts von mir sehe ich den Hirsch, er hat den Kopf gesenkt und scharrt im Boden. Hinter ihm weichen die Tiere zurück und drängen sich am Seeufer zusammen.
    Jetzt wird mir klar, wieso sie sich fürchten. Es ist nicht nur das eine Wesen, das mich zu Boden geworfen hat und das sich nun zum Kampf gegen den Hirsch bereit macht. Hinter ihm stehen sechs weitere Tiere, das Rudel schart sich um seinen Anführer. Es ist ein Anblick, wie ich ihn bisher nur am Computer im Labor meines Vaters gesehen habe.
    Schnell schieße ich ein Foto mit meiner Uhr, um sicherzugehen, dass ich nicht träume.
    Wölfe – es sind eindeutig Wölfe.
    Ihr Fell ist graubraun. Sie haben lange Schnauzen, ziemlich spitze Zähne und noch schärfere Krallen. Der Größte – derjenige, der mich angesprungen hat – hat silbergraues Fell um die Schnauze. Er hätte mich mühelos in Stücke reißen können.
    Der

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