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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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Ich habe geschworen, dir treu zu sein. Weißt du, was das bedeutet?*
    *Nicht unbedingt. Nein .*
    *Das bedeutet, dass ich mein Leben für deines opfern werde, wenn es sein muss. Aber das kann ich nur tun, wenn ich weiß, wem ich diene. Du musst es mir sagen, denn so ist es Gesetz unter den Tieren .*
    *Du musst dein Leben nicht für mich opfern .*
    *Das ist egal. Ich würde es trotzdem tun .*
    *Tja also, vielen Dank. Das ist wirklich –*
    Ungestüm springt er mir in den Weg, baut sich vor mir auf und stampft mit den Pfoten, dass der Schlamm nach allen Seiten fliegt. * Ich will deinen Dank nicht. Ich will wissen, wem ich diene. Was hast du angestellt? Was hast du so Schlechtes gemacht, dass man dich sechs lange Jahre verbannt hat? Das musst du mir sagen!*
    Stumm sehen wir uns an, die einzige Antwort kommt vom Wind, der in den Schilfbüscheln rauscht. Da ertönt ein Ruf aus dem hohen Gras vor uns.
    *Gefunden! Gefunden! *, rufen die Tauben. * Hierher!*
    * Dorthin!* , ruft Weiße Taube.
    Wir folgen ihren Rufen und platschen durch den Sumpf; sie haben sich in luftiger Höhe auf den herabhängenden Ästen eines Baums niedergelassen. Er steht einsam in einem schwarzen Tümpel, der mit Schwimmfarn und Seerosen überwuchert ist. Kleiner Wolf und ich fallen fast hinein, weil das Schilf und das Gras ohne Vorwarnung in den See übergehen. Gerade noch rechtzeitig bleiben wir stehen. Unsere Aufmerksamkeit gilt ganz dem Baum. Er erhebt sich mitten im Sumpf, und seine Blätter, die in dichten Büscheln herunterhängen und die Äste nach unten ziehen, strahlen wie helles Gold. Sie leuchten und glänzen und zittern in der kalten Luft.
    Die Glanzweide. Die Blätter-Medizin.
    Die Blätter-Medizin mitten aus dem Sumpf.
    Aus einem Sumpf, der dampft und blubbert; zäher schwarzer Schlamm, der sich bewegt und Gase absondert. Ich werfe den Tauben einen finsteren Blick zu, aber sie bleiben ungerührt auf dem Baum sitzen und beobachten mich mit ihren Knopfaugen. Ich bin doch gerade eben erst aus dem eiskalten Fluss gestiegen …
    * Was soll das? Kommt das auch in euren alten Träumen vor? *
    *Oh ja* , antworten sie mit einem Nicken.
    * Wann verratet ihr mir endlich, was hier vorgeht?*
    Sie weichen meinem Blick aus. * Wir sind nur Vögel. Wir können nicht alles erklären, was es gibt .*
    Kopfschüttelnd wate ich in den wässrigen Schlamm. Der Morast zieht und zerrt an meinen Füßen. Ich will zurückgehen, aber ich sinke nur umso tiefer ein, bis zu meinen Knien. Je tiefer ich einsinke, desto zäher wird der Schlamm, er drückt von allen Seiten, leckt bereits an meinem Kinn.
    Und dann rutsche ich aus …
    Ich strauchle über einen Stein, falle und versinke, tauche unter …
    Einen Moment lang ist alles schwarz um mich; ich bekomme keine Luft mehr, Matsch und Wasser dringen in die Nase, in die Augen.
    Ich versuche, nicht in Panik zu geraten, aber das ist gar nicht so leicht, wenn man den Schlamm zwischen den Lippen spürt, wenn sich der Morast fest um die Brust legt und das Atmen immer schwerer fällt. Doch dann …
    Merkwürdig. Ich höre ihn. Ich höre den Sumpf. Nirgendwo sind Lebewesen. Keine Schlangen, keine Fische, keine Käfer. Nur Stimmen. Leise, schwache Stimmchen, ohne Sinn, ohne Worte, nur Geräusche und das Echo von Geräuschen. Wo ich auch hinhöre, sind Stimmen, sogar im Sumpf. Stimmen, die darauf warten, geboren zu werden.
    Es ist nur ein kurzer Moment, dann tauche ich mit einem Ruck auf, wische mir die Schlammklumpen aus den Augen und ringe nach Atem.
    Ich stehe da, schlammschwarz von Kopf bis Fuß, und schnappe keuchend nach Luft. Aber ich habe keine Angst mehr. Nicht mehr vor dem Schlamm. Nicht mehr vor der ungezähmten Natur. Ich habe mich verändert. Ich bin jetzt Teil der Natur, wie ich es früher nie war.
    Kleiner Wolf ruft vom Ufer aus, und auch die Tauben auf dem Baum rufen mich, deshalb wate ich weiter, bis ich die glänzenden Blätter direkt vor mir habe. Ich stelle mich auf die Zehenspitzen, packe den untersten Ast und reiße sie ab.
    * Nimm so viele, wie du kannst!* , gurren die Vögel.
    Die Blätter über meinen Kopf haltend, wate ich durch den Schlick zurück und lasse mich aufs Ufer fallen, mein Brustkorb hebt und senkt sich schwer. Ich schnuppere an den Blättern in meiner schlammverschmierten Hand. Sie riechen ungewohnt und nach Holz.
    Die Tauben scharen sich um mich.
    * Leg sie auf ihren Knöchel. Wickle ihn fest ein, denn die Blätter bringen Heilung und lindern Schmerzen .*
    Ich stopfe die Blätter in meine

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