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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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unternehmen …*
    Die Maus wischt sich mit der Pfote übers Gesicht.
    * Nur zu gerne. Glaub mir, nichts lieber als das, mein Junge. Aber wie du siehst, kann ich die Sache unmöglich selbst in Angriff nehmen, in Anbetracht der Tatsache, dass dieses Ding am anderen Ende des Feldes ist und schnell fährt. Normalerweise macht man das an einem stehenden Mähndrischer und bevorzugt nachts. Er hat hinten eine kleine, hervorstehende Rinne, weißt du, und auf der klettern wir entlang, so einfach ist das. Aber bei voller Fahrt habe ich das noch nie gemacht .*
    Sie verzieht nachdenklich die kleine Schnauze.
    Bevor ich rufen kann, sind sie schon da, graue und weiße Pünktchen am Himmel. Sie stoßen herab, mitten hinein in die Stoppeln, und packen die Maus mit ihren Klauen. Hilflos an ihrem Schwanz baumelnd saust sie direkt vor meiner Nase in die Höhe.
    * Hey – seid ihr verrückt geworden oder was? Ich gehe nirgendwohin und schon gar nicht mit einer Taube …*
    Aber da sind sie bereits hoch am Himmel. Und dann sehe ich sie wieder: ein kleiner schwarzer Umriss vor der untergehenden Sonne, ein zappelnder Ball, der, als die Vogelkrallen ihn loslassen, in die Tiefe fällt – das Quietschen ist so laut, dass sogar wir es hören – und der schließlich in einer Metallröhre landet, die hinten aus dem brummenden Motor des Mähndrischers herausragt.
    Ich schließe die Augen. Ich mag gar nicht hinschauen.
    Als ich gerade denke, wir haben sie endgültig verloren, als die Maschine unseren Blicken entschwindet – genau da hört es auf.
    Das Brummen, das Knirschen, das Klappern, alles verstummt, ja sogar die Lichter gehen aus. Einfach so. Mit einem lauten Ächzen bleibt die Maschine stehen, so als hätte man dem Motor eine Spritze gegeben, damit er einschläft.
    Ich mache die Augen auf. Sie hat es geschafft. Die Maus hat es tatsächlich geschafft. Mir ist schwindelig, jeder Muskel in mir vibriert. Ich laufe zurück zum kleinen Wolf, der immer noch zwischen den Stängeln sitzt, und umarme ihn.
    *Sie hat es geschafft! Die Maus hat es geschafft, Kleiner Wolf!*
    * Mag sein, dass die Maus einen kleinen Anteil am Gelingen gehabt hat* , sagt er leise und ein wenig traurig. * Aber ich glaube, den größten Anteil habe ich .*
    Ich gebe ihm einen Klaps in die Seite. * Natürlich hast du den, das versteht sich doch von selbst .*
    Dann laufen wir, so schnell wir können, zu der Maschine und besprechen uns kurz. Als wir atemlos und erschöpft vor dem Riesending stehen, geht hoch über unseren Köpfen in der großen grünen Maschinenwand eine Tür auf, und die Fahrerin des Mähndrischers klettert herab, um uns zu begrüßen.



Kapitel 28
    Die rotwangige Frau ist voller Schlammspritzer und Maschinenölflecken und hat ein Kopftuch über ihr blondes Haar gebunden. Sie nimmt eine glimmende Zigarettenkippe aus dem Mund, schnippt sie auf die Erde und stampft sie mit den Absätzen in den Stoppelacker. Dann zeigt sie mit dem Finger auf mich.
    »Warum schaust du mich so an, kleiner Mann? Ich wäre ja wiedergekommen, um dich zu holen. Deine kleine Freundin hat entschieden darauf bestanden.« Sie wischt sich ein paar Aschekrümel von der Schulter und deutet auf die Riesenmaschine, die mucksmäuschenstill dasteht. Aus den Auspuffrohren steigt immer noch öliger Qualm auf. »Zumindest hatte ich das vor, bis dieses verdammte Ding schlapp gemacht hat. Aber das lässt sich bestimmt wieder richten, keine Sorge.«
    Ich muss an die Maus denken, die in den heißen Rohren der Maschine herumgekrochen ist.
    * Ich mag weder die Frau noch ihren Geruch, Große Wildnis* , knurrt Kleiner Wolf.
    Die Frau verschränkt die Arme, wippt auf den Absätzen und mustert uns von Kopf bis Fuß. Dann erhellt ein breites Lächeln ihr Gesicht und sie breitet die Arme aus, als wolle sie uns beide auf einmal umarmen.
    »Schau nicht so, Jungchen! Ich werde dir helfen, du närrischer Kerl. Ich habe schon deiner Freundin Polly geholfen … hab sie unten am Fluss aufgegabelt … sie war wirklich in ’ner schlimmen Verfassung. Du bist sicher Kester«, sagt sie, und bei meinem Namen zuckt ihr Gesicht merkwürdig. Doch dann grinst sie wieder und bückt sich, um uns auf gleicher Höhe in die Augen zu blicken. »Du kannst Mutter zu mir sagen, wenn du willst.«
    Ich kann nichts zu ihr sagen, aber ich nicke und schaue auf die stille Maschine und denke an die, die drinnen sind.
    »Tja, du brauchst Hilfe, wie ich höre. Und da bist du hier genau richtig. Ich kann die Keuler auch nicht leiden.« Die

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