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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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will davonspringen, aber da packt ihn auch schon ein Farmer am Nackenfell. Ein anderer schlingt ein Seil um den Hirsch, der sich erschrocken aufbäumt, über die Tauben wird ein Netz geworfen, und die Maus findet sich plötzlich in einem Käfig wieder. Sogar der General wird säuberlich in einem großen Glasgefäß verstaut.
    Das kommt nicht infrage. Ich stampfe auf den Boden und schüttle den Kopf.
    »Ich habe doch gesagt, ich gebe auf sie acht«, wiederholt Mutter. »Ich bin seit vierzig Jahren Bäuerin, und ich weiß sehr wohl, wie man auf ein paar Tiere aufpasst.« Da ist wieder ihr durchdringender Blick. Dann zieht sie die Augenbrauen hoch. »Und nach allem, was ich gehört habe, kann ich das vielleicht sogar besser als du.«
    Ehe ich Polly einen ärgerlichen Blick zuwerfen kann, ist auch schon Bodger hinter uns. Ich spüre seinen heißen Atem im Nacken. Mutter nickt kurz. Daraufhin packt er uns beide an den Händen und zerrt uns weg.
    Ich drehe mich nach meinem Letzten Wild um. Alle Tiere stehen da und blicken mir nach, keines sagt ein Wort. Sie können doch nicht allen Ernstes denken, ich würde aus freien Stücken weggehen?
    * Ich komme zurück!* , rufe ich. * Darauf könnt ihr euch verlassen!*
    Mehr kann ich nicht tun, denn Bodger schubst uns durch eine Stalltür, und dann sind sie unseren Blicken entschwunden.
    Er schleppt Polly und mich erst durch eine leere Scheune, dann einen gepflasterten Weg entlang und ausgetretene Treppenstufen hinunter, bis wir zu einer niedrigen Tür mit einer Plastikverkleidung gelangen. Polly hinkt mühsam hinter ihm her, aber ihre Klagen lassen ihn kalt. Auf die Tür hat jemand schlampig ein rotes Kreuz gemalt, darauf steht nur ein einziges Wort:
    QUARANTÄNE
    Endlich lässt uns der Gorilla los. Sein Griff war so fest, dass er unsere Hände beinahe zerquetscht hat. Wir schütteln sie aus, damit wieder Blut in sie strömt. Mit einem Grunzen zieht er den Plastikvorhang zurück und deutet auf die Tür.
    »Warum?«, will Polly wissen, »warum sollen wir da rein? Wir können das Virus doch gar nicht haben.«
    Bodger legt seinen Wurstfinger über den Mund, um sie zum Schweigen zu bringen. Er deutet auf das Zeichen und auf seine Augen und schüttelt dabei den Kopf. Ich verstehe genau, was er uns sagen will. Rasch werfe ich Polly, die gerade wieder den Mund aufmacht, einen warnenden Blick zu. Jetzt ist nicht der richtige Moment, um Streit mit jemandem anzufangen, der ungefähr fünfzehnmal so groß ist wie wir beide zusammen.
    Bodger löst die Verkleidung, angelt einen rostigen Schlüssel aus seiner Hosentasche und dreht ihn im Schloss. Er nickt mir zu und ich stoße die schwere Holztür auf. Kaum bin ich über die Schwelle getreten, versetzt uns Bodger einen Tritt. Ich stolpere über Polly und falle auf den Boden. Als wir uns wieder aufrappeln, verschließt Bodger bereits die Tür hinter sich und stapft davon.
    Wir befinden uns in einem engen Holzschuppen. Er scheint viel älter zu sein als die riesige Metallscheune, durch die wir gerade gegangen sind. Glaslaternen mit Kerzen baumeln von den rauen Deckenbalken herab und in dem düsteren Licht sehe ich vier Pritschen. Man hat die Feldbetten zwischen schweren Schaufeln und Gabeln aufgestellt, die an den Holzwänden lehnen.
    Polly zieht ihren verletzten Fuß nach, als sie zu dem hintersten Bett humpelt und sich hinsetzt. Ich rolle ihr Hosenbein hoch und sehe mir ihren Knöchel im Licht der Kerzen zum ersten Mal genauer an. Er sieht entzündet, rot und angeschwollen aus – und hat sich noch immer nicht gebessert. Sie verschränkt die Arme vor der Brust.
    »Jede Wette, sie kommen bald mit einer Arznei und etwas zu essen zurück. Bestimmt haben sie hier auch Formula.« Sie klingt verärgert. »Du scheinst von unseren neuen Freunden nicht sehr begeistert zu sein, Kidnapper.«
    Ich frage mich, ob es üblich ist, von neuen Freunden in einen Schuppen eingesperrt zu werden. Bevor sie noch mehr sagen kann, knie ich mich hin und ziehe die Handvoll Heilblätter, die ich von dem Baum im Sumpf abgerissen habe, aus der Tasche. Sie sind etwas welk, aber sie riechen nach Holz und im Schein der Laternen glänzen sie auch noch.
    Pollys Miene hellt sich auf. »Du hast sie gefunden!«
    Ich ringe mir ein Lächeln ab und lege die Blätter behutsam auf den Knöchel. Suchend blicke ich mich um. An einem Haken an der Wand hängt eine Rolle mit grober orangefarbener Schnur. Durch Beißen und Ziehen reiße ich Stücke davon ab und binde damit die Blätter fest um

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