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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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die Anzeige ist so schwarz wie zuvor. Ich habe keine Zeit, nachzudenken.
    »Komm, Junge, nun zier dich nicht«, sagt Mutter und schubst mich von hinten. »Tu nicht so, als hättest du nicht auch Hunger.«
    Nicht? Nicht?
    Nein, ich werde es nicht tun.
    Ich schleudere das blitzende Messer fort, es schlittert über den Boden und bleibt um sich selbst kreiselnd vor Mutters Füßen liegen.
    Alle halten den Atem an.
    Mutter wird das nicht durchgehen lassen. Sie packt mich am Arm und drückt meine Hand mit aller Gewalt zum Messergriff. Sie zwingt mich dazu, es gemeinsam mit ihr aufzuheben und dann die schimmernde Spitze auf die Kehle des Hirschs zu richten, wo eine dicke Ader heftig pocht.
    * Mach schnell *, sagt der Hirsch mit seiner alten Stimme. * Denn ich bin bereit. *
    * Ich kann nicht *, antworte ich. * Ich will dich nicht töten. Ich will nicht, dass du uns verlässt. *
    * Ich habe ein Versprechen gegeben *, ist seine einzige Antwort.
    Mutter legt ihre Hände auf meine Hand und die Klinge …
    »So, Junge, ich mache es dir vor.«
    Ich schließe die Augen.
    Dann höre ich eine Stimme. Sie ist laut und absolut entschieden.
    »Halt!«
    Es ist Polly.

Kapitel 32
    Sie steht einfach da. Die Blicke aller durchbohren sie wie ein Pfeilhagel, aber das scheint ihr nichts auszumachen. Mit entschlossener Miene tritt sie vor. Ich werfe ihr einen Blick zu, der sagen soll: »Was tust du da? Setz dich wieder hin!« Sie schüttelt den Kopf. Alle schauen sie an, aber das stört sie nicht.
    »Kester, du willst alles immer alleine machen.«
    Das stimmt nicht. Bei der Sturmhöhe habe ich mir von ihr helfen lassen, aber –
    »Jetzt bin ich an der Reihe. Jetzt bin ich dran, dir zu helfen, verstehst du?«
    Unruhe macht sich breit. Mutter runzelt die Stirn und sagt kein Wort. Äußerlich gelassen tritt Polly in den Lichtschein.
    »Es ist in Ordnung. Jetzt muss ich tapfer sein.«
    Die Leute fragen sich untereinander: »Wer ist sie?«, und rufen: »Was hast du vor, Mädchen?«
    Polly beachtet sie nicht. Ein unsichtbares Kraftfeld scheint sich wie eine Hülle um sie gelegt zu haben. Ungerührt bahnt sie sich ihren Weg zwischen all den sitzenden und liegenden Menschen, als handele es sich um Holzstämme oder Steinbrocken. Sie streicht sich eine widerspenstige Haarsträhne hinters Ohr. Alles was sie tut, ist durchdacht und wohlüberlegt. Sie schlägt sich an die Brust mit einer Leidenschaft, die mich überrascht.
    »Ich kann sprechen, Kester. Du nicht. Lass mich an deiner Stelle das Wort ergreifen.«
    »In Ordnung, Mädchen, aber erst nachdem wir gegessen haben, ja?«, sagt Mutter, denn sie hat keine Ahnung von dem Kraftfeld.
    Polly schüttelt stur den Kopf, um zu zeigen, dass nichts auf der Welt ihren Entschluss ändern kann. Dann tritt sie ganz nah ans Feuer. Sie stellt sich vor die Flammen, mit verschränkten Armen, unerschütterlich und ruhig. Alle Blicke sind auf sie gerichtet. Als sie zu reden anfängt, spricht sie laut und deutlich, damit jeder sie hören kann.
    Sie sagt nur den einen Satz.
    »Ihr dürft den Hirsch nicht töten.«
    Ganz einfach. Mehr nicht.
    Zuerst herrscht verblüfftes Schweigen. Sogar Mutter ist still. Dann ertönt von ganz hinten, aus der rauchgeschwängerten Dunkelheit, eine Stimme …
    »Sei nicht albern! Es ist doch nur ein Tier!«
    Dann lacht der Rufer, es ist ein widerliches, schmutziges Lachen. Einige Leute in seiner Nähe fangen an zu kichern – und plötzlich machen alle mit, das Lachen greift um sich wie ein Feuer, das alles versengt. Sie äffen Pollys Worte nach und rufen: »Ihr dürft den Hirsch nicht töten « – so als hätte sie gesagt, die Welt sei eine Scheibe und der Mond aus Käse.
    Lachen und Spott prasseln von allen Seiten auf sie ein. Sogar Mutter verzieht das Gesicht zu einem Grinsen, allerdings zu keinem freundlichen. Alle schreien und kreischen, klopfen sich auf die Schenkel, werfen den Kopf zurück, haben Tränen in den Augen, Schultern zucken – es ist ein lautes, ungezügeltes Lachen, das man bestimmt meilenweit hört.
    Alle lachen. Alle außer Polly und mir.
    Mutters Gesicht versteinert. Als die anderen merken, dass Polly nicht rot wird oder sich hinsetzt, verebbt das Lachen, und die Stille legt sich wie ein schweres Tuch über uns.
    Mutter starrt Polly an, ihre Stimme klingt rau und zornig, als sie fragt: »Und warum nicht, Mädchen?«
    Polly sieht so blass, so müde und so hungrig aus wie wir anderen auch und zugleich so stark und tapfer. Ihre Stimme ist fest, als sie antwortet.
    »Aus

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