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Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition)

Titel: Die Große Wildnis: Band 1 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Piers Torday
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sondern prescht mitten hindurch, rennt in vollem Lauf einen windschiefen Zaun am Rande der Wiese um, als wäre er aus Pappe, und landet mit einem hohen Sprung auf dem steinigen Farmhof.
    * Die anderen – schnell! *, schreie ich.
    Der Hirsch antwortet nicht, sondern nickt nur. Er galoppiert durch mehrere aneinandergebaute Scheunen, prallt gegen eine Wand aus Strohballen, die in schwarze Folien gewickelt sind, schlitzt sie mit seinem Geweih auf, schleudert sie durch die Luft und –
    Und dann springt Kleiner Wolf hoch und zerrt an der Leine, mit der er an der Wand festgebunden ist. * Ich wusste, dass du uns zu Hilfe kommen würdest, Große Wildnis!*
    Polly lässt sich hinuntergleiten und bindet ihn los, während ich abspringe und den Kakerlak aus seinem Glas befreie. Der General kullert wutschnaubend heraus, schüttelt die kleinen Flügel auf seinem Rücken, Flügel, von denen er anscheinend niemals Gebrauch macht. * Danke, Soldat. Ich werde mich an höchster Stelle darüber beschweren, wie man uns als Kriegsgefangene behandelt hat* , empört er sich.
    Ich löse den Riegel vor dem Taubenschlag und sofort flattert mir eine Wolke aus Federn ins Gesicht. Nur die kleinere Weiße Taube bleibt zurück, sie pickt alleine in ihrer Ecke und macht keine Anstalten, wegzufliegen. Ich stecke den Kopf in den Käfig.
    * Hey, Weiße Taube, mach’s dir nicht zu gemütlich dadrinnen. * Sie beachtet mich nicht. Ich rüttle am Käfiggitter. * Schau, diesmal bin ich es, der dich befreit . * Keine Antwort. * Bekomme ich dafür nicht einmal ein Dankeschön? *
    Sie kommt zur Tür gewatschelt und blickt sich in dem leeren Käfig um.
    * Gemütlich hier, danke .*Sie packt die Käfigtür mit dem Schnabel und schlägt sie wieder zu.
    Seltsamer Vogel.
    Von draußen kommt lautes Rufen. Wir haben nicht mehr viel Zeit. Ich drehe mich zu den Tieren um, denen die Maus gerade mit einem Tanz erklärt, was draußen am Feuer vorgefallen ist. Betretenes Schweigen tritt ein, als sie sehen, dass ich sie beobachte, und niemand – nicht einmal der Hirsch, dessen Augen von dem Qualm tränen – blickt mich an.
    Ich weiß auch genau, warum, aber ich werde es nicht länger zulassen.
    Als mich der Hirsch draußen auf dem Feld gefragt hat, konnte ich ihm keine Antwort geben. Weil ich sie nicht wusste. Vielleicht wollte mir meine Uhr etwas mitteilen. Ich weiß nicht, ob es wahr ist, was Mutter gesagt hat. Wenn Pa in einem Streit mit Ma klein beigeben musste – was ziemlich oft vorkam –, dann warf er die Hände in die Luft und sagte: »Wenn du meinst, schön und gut, aber als Wissenschaftler –«, hier stöhnte Ma immer auf und stützte den Kopf in die Hände, »kann ich nicht über Dinge sprechen, die ich nicht weiß, sondern nur über Dinge, die ich weiß. Also.«
    Also.
    * Okay, ihr habt gehört, was diese Frau über meinen Vater und seine Magie gesagt hat, und das hat euch sicherlich nicht gefallen .* Lautes Geschrei von draußen. Es kommt näher. * Ich weiß nicht, ob an ihren Behauptungen etwas dran ist. Aber ich werde euch sagen, was wahr ist. Ihr mögt an eure alten Träume und Rufe glauben. Ich glaube an etwas anderes. An das Einzige, woran ich in den vergangenen sechs Jahren glauben konnte – an meinen Pa und an das Gute, das er mit seiner Magie zu tun imstande ist. Eines kann ich euch mit Gewissheit sagen: Wenn mein Vater die Beerenaugen-Krankheit in die Welt gebracht hat, dann ist er auch derjenige, der sie stoppen kann .*
    Alle starren mich an.
    Die eingetretene Stille scheint nicht enden zu wollen.
    Da huscht die Maus auf die Erde und führt ganz leise und sanft einen Wir-glauben-an-dich-Tanz auf. Kleiner Wolf leckt sich das Maul und der General brummt: * Gut gesprochen, Soldat. Wie ein echter General .* Und als der Hirsch zu uns kommt und sein Geweih neigt, springen Polly und ich auf.
    Über den Lärm des Feuers und das Geschrei der Leute hinweg, die schon gefährlich nahe sind, rufe ich: * Die Keuler wollen euch vernichten. Die Außenseiter wollen euch schlachten. Aber ich verspreche, ich bringe euch zu jemandem, der euch helfen will. Und wenn wir ihn gefunden haben, gehen wir nicht eher, bis er euch geheilt hat!*
    Für einen Augenblick übertönt der Jubel der Tiere sogar den Lärm draußen. Der Hirsch verliert keine Zeit, sondern galoppiert aus dem Heuschuppen. Wir machen eine scharfe Kehre, folgen auf einem holprigen Weg den vorausfliegenden Vögeln und preschen durch die Tore von Mutters Farm hinaus auf die Straße. Und wir hören nicht eher

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