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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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einer ökumenischen Konferenz umarmten.
    – Komm rein, sagte Sophie eifrig, oh, ist das lange her! Du mußt alles erzählen, was du seit dem letzten Mal gemacht hast und was Maria und Jonas zur Zeit machen.
    – Birgitta ist Kommunalrat in Hammarås, sagte Thomas, um zu zeigen, daß er auf dem laufenden war. Er war sich nicht ganz darüber klar gewesen, daß Sophie und Birgitta so enge Freundinnen waren.
    Sophie, die gerade noch eine Kaffeetasse herausnahm, drehte sich um und starrte Birgitta an.
    – Kommunalrat? Du?
    Ihre Altstimme stieg beim letzten Wort um eine halbe Oktave, und ihr Erstaunen war so theatralisch übertrieben, daß es unhöflich hätte wirken müssen. Aber Birgitta Matsson schien es nicht übelzunehmen. Sie lächelte.
    – Doch, Fia, ich bin seit Oktober 1991 Kommunalrat in Hammarås.
    – Ich muß schon sagen, sagte Sophie langsam, in dieser Kommune müssen große Dinge passiert sein.
    – Sicher, nicht nur in Berlin ist die Mauer gefallen, sagte Birgitta trocken. Ich trinke gern eine Tasse Kaffee, wenn ihr mir eine anbietet, aber ich kann nicht lange bleiben. In einer halben Stunde kommt ein Taxi und holt mich ab, ich muß nach Brüssel zu einem Kurs. Wie geht es Greta heute? Eigentlich müßte ich sie sehen.
    Sophie ging, um nachzusehen. Sie kam zurück und erzählte, daß Greta jetzt tief schlief. Birgitta sah bekümmert aus.
    – Gestern, als ich hier war, wirkte sie etwas abwesend, sagte sie, hat es überhaupt Sinn, noch mal zu kommen?
    – Heute morgen war sie völlig klar und präsent, sagte Thomas, es geht wohl nur darum, zum richtigen Zeitpunkt zu kommen.
    Während des Kaffeetrinkens tauschten Sophie und Birgitta im Schnelldurchgang Resümees ihrer Leben in den letzten Jahren aus. Sophie berichtete von Opern, bei denensie Regie geführt hatte, Birgitta von Komvux und Gewerkschaftskarriere. Sophie erzählte von ihrer Ehe mit einem italienischen Schauspieler und ihrem Verhältnis mit einem französischen Dramatiker. Birgitta erzählte, daß sie nach zwanzig Jahren im Begriff war, wieder mit ihrem früheren Mann Christer Matsson zusammenzuziehen.
    – Er ist jetzt trocken, sagte sie, und ein Licht leuchtete in ihren blaugrauen Augen auf, doch, er ist es wirklich, Sophie, mach nicht so ein skeptisches Gesicht. Er hat im Handwerksdorf ein Atelier aufgemacht und näht Kleidung aus Leder. Maria hat eine Designausbildung absolviert und wird mit ihm arbeiten.
    Sie wandte sich an Thomas.
    – Ich überlege, ob ich am Samstag, wenn der Kurs zu Ende ist, nach Villette fahre. Ich würde gern mit jemand in der Kommunalverwaltung dort ein paar Worte wechseln. Weißt du jemanden, mit dem ich Kontakt aufnehmen könnte?
    Thomas nahm sein Adreßbuch heraus und suchte die Telefonnummer der Vizebürgermeisterin von Villette, Annalisa Paolini, die er oft getroffen hatte.
    – Und du mußt in der Blinden Gerechtigkeit essen, sagte Sophie, das ist ein phantastisches Restaurant gegenüber der Kathedrale, und es gehört Tony, meinem neuen Mann. Grüß ihn von mir, dann lädt er dich zum Essen ein! Warte mal, ich habe irgendwo eine Karte mit Stadtplan und Telefonnummer, aha, hier ist sie! Bitte sehr, jetzt hast du alles, was du für einen gelungenen Besuch in Villette brauchst.
    Die Sonne verzog sich hinter Wolken, und es wurde dunkel in der Küche, während gleichzeitig die marmeladengelbe Pfarrhofkatze durch die Katzenluke im Kücheneingang kam und auffordernd miaute, drei gellende Miaus mit weit offenem Maul über spitzen Eckzähnen.
    – Was will sie denn? fragte Birgitta.
    – Unheil verkünden, natürlich, sagte Sophie, wie Katzen es immer machen.
    »Dreimal hat die gelbe Katz miaut.
    Ja, und einmal der Igel quiekt’
    Die Harpye schreit: ’s ist Zeit!«
    Birgitta sah unangenehm berührt aus.
    – Das ist aus »Macbeth«, stimmt’s, sagte sie, ich erinnere mich, wie ihr es in Hammarås gespielt habt, und ich erinnere mich an diese Szene, ich hatte euch meine Trauerschürze dafür geliehen. Das ist da, wo die Hexen sagen, daß etwas Böses kommen wird.
    Sophie schob den Stuhl zurück und lachte, ein Lachen, das die Pfarrhofküche mit dem Krächzen der Raben, dem Brodeln der Zauberkessel und dem Pfeifen des Windes über die Heide füllte. Ihre Theaterstimme schwoll im Raum an, rauh und scharf am Ohr wie eine nicht geölte Tür in einem verlassenen Haus.
    – »Ha! mir juckt der Daumen schon,
Sicher naht ein Sündensohn:
Laßt ihn ein, wer’s mag sein.«
    – Sei still, Sophie, sagte Birgitta heftig, es

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