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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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läuft mir kalt den Rücken runter – als ob jemand über mein Grab geht!
    Sophie sah Birgitta erstaunt an und streckte über den Tisch die Hand nach ihr aus.
    In diesem Moment sahen sie durch das Küchenfenster das Taxi auf den Hofplatz rollen. Birgitta stand auf, umarmte Sophie, schüttelte Thomas die Hand, nahm ihre Tasche und ging zum Taxi hinaus. Sie hielt inne, bevor sie ins Auto stieg, und drehte sich nach ihnen um. Der Himmel war kühl blau, und die Septembersonne, die durch die Wolken gebrochen war, bildete um ihre hennaroten Haare unter dem gelben Birkenlaub der Allee einen Heiligenschein.
    – Wenn es Greta bessergehen sollte, sagte sie, oder wenn mir was passieren sollte, fragt sie doch bitte, was aus dem anderen Bild, das in der Bibliothek hing, geworden ist!
    Wie immer, wenn sie an einem Mordfall arbeitete, fuhr Martine am frühen Morgen zum Justizpalast. Alice Verhoeven hatte versprochen, im Laufe des Vormittags die Obduktion durchzuführen. Danach würden sie hoffentlich ungefähr wissen, wann Fabien Lenormand gestorben war und ob sein Körper direkt oder erst im nachhinein in den Prahm gelegt worden war. Aber noch waren alle Möglichkeiten offen.
    – Er kann in Antwerpen ermordet und schon da in den Prahm gekippt worden sein, summierte Christian de Jonge mutlos, oder er kann in Villette gestorben und in den Prahm gelegt worden sein, um uns zu verwirren, oder der Körper kann unterwegs in die Ladung geworfen worden sein, an einer der Schleusen oder von einer Brücke.
    Sie hatten eine Sitzung in Martines Konferenzraum, Christian, Martine und Julie zusammen mit den Kriminalinspektoren Serge Boissard und Annick Dardenne, die an dem Fall arbeiten sollten.
    – Wie viele Schleusen sind es? fragte Serge.
    – Zehn, sagte Annick, die ihre erste Morgenstunde Telefongesprächen mit den Wasserstraßenbehörden gewidmet hatte, sechs im Albertkanal und vier in der Meuse. Normalerweise dauert es ungefähr eine Dreiviertelstunde, durch eine Schleuse zu fahren, aber vorgestern und gestern gab es offenbar in einigen der Schleusen Verspätungen.
    Nathalie Bonnaire hatte ihre Überzeugung geäußert, daß Fabien Lenormand aufgrund einer Entdeckung, die er bei seiner Arbeit als Journalist gemacht hatte, ermordet wordenwar, und das war sicher eine Möglichkeit, die man ins Kalkül ziehen mußte, aber nicht die einzige.
    – Es kann als ein gewöhnlicher Kneipenkrach angefangen haben, sagte Christian, der die Protokolle von Martines Verhören am Mittwoch abend las. Die Jungs von der Dafne 3 gingen in Genk an Land und aßen was, einer von ihnen geriet da vielleicht mit Lenormand in Streit, schlug ihn eher aus Versehen tot und kippte ihn aus reiner Panik in den Prahm.
    – Dann wäre es wohl besser gewesen, die Leiche in den Kanal zu werfen, wandte Serge ein, und wenn es so war, was machte dann Lenormand in Genk? Aber wenn er in Stéphane Bergers Geschäften herumgeschnüffelt hat, war er vielleicht auf das Gelände von Forvil eingedrungen und ist dort gestorben.
    – Lenormand hatte ein Auto, sagte Christian und sah vom Protokoll auf, einen in Frankreich zugelassenen dunkelgrünen Renault 19 mit einigen Jahren auf dem Buckel, sagt Nathalie Bonnaire hier. Wo ist der abgeblieben?
    – Gute Frage, sagte Martine, den müssen wir suchen. Er kann uns vielleicht einen Hinweis geben, wo Lenormand gestorben ist. Und ich habe beschlossen, Gesprächslisten von Fabien Lenormands Arbeitsplatz und von Nathalie Bonnaire, bei der er wohnte, anzufordern, damit wir sehen, ob er interessante Telefonkontakte hatte.
    Sie trennten sich. Serge sollte zu Forvil hinausfahren und versuchen, in Erfahrung zu bringen, ob dort jemand Fabien Lenormand im Laufe des Mittwochs gesehen hatte. Christian, der fließend Niederländisch sprach, sollte erneut die holländischen Besatzungsmitglieder verhören. Annick sollte weiter am Telefon und am Computer arbeiten, um zu sehen, ob es etwas über die drei Holländer herauszufindengab. Sie versprach auch, mit der Telefongesellschaft Belgacom Kontakt aufzunehmen und zu versuchen, das Eintreffen der Telefonlisten zu beschleunigen. Martine und Julie brachen auf, um mit Nunzia Paolini, Fabien Lenormands Arbeitgeberin, zu reden.
    Sie hatte sich mit ihnen an der stillgelegten Kohlengrube in Foch-les-Eaux verabredet und stand vor dem Gittertor und wartete auf sie, eine ziemlich füllige Frau um die fünfundvierzig mit dicken dunklen Haaren in einer Madonnenfrisur mit Mittelscheitel und Knoten im Nacken. Sie trug einen

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