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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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Erleichterung sicher zu sein. Sie fühlte sich schuldig an dem, was der Journalistin zugestoßen war.
    – Aber wie konnte jemand wissen, daß Nathalie Bonnaire etwas Wichtiges gefunden hatte? fragte Annick.
    – Ich fürchte, das ist meine Schuld, sagte Martine unglücklich, ich saß im selben Raum wie Guy Dolhet, als ich es am Telefon Julie erzählt habe, ich habe nicht daran gedacht, daß er mir zuhören könnte.
    – Meinst du, daß unser ehrenwerter früherer Bürgermeister und Innenminister hinter der Attacke auf Bonnaire steckt, ja, nicht daß mich vieles wundert hier auf der Welt, wenn es um Politiker geht, aber das ist wohl doch etwas zuviel des Guten?
    – Dolhet und Berger haben Geschäfte zusammen, sagte Martine, das habe ich jetzt von mehreren Seiten gehört, und wir wissen ja von früher, daß er sich nicht scheut, die Wahrheit zu manipulieren, wenn er glaubt, daß es dem öffentlichen Wohl dient. Er brauchte ja nicht direkt anzurufen und jemandem zu sagen, er solle Nathalie niederschlagen, es hätte gereicht, wenn er gesagt hätte, daß sie etwas herausbekommen hat, was Probleme bereiten könnte.
    – Wen sollte er denn anrufen und damit behelligen? fragte Annick.
    – Berger, schlug Serge vor, oder vielleicht diesen Louis Victor, das ist ein dubioser Typ, das habe ich von vielen gehört, als ich bei Forvil herumgeschnüffelt habe.
    – Ja, stimmt, sagte Annick, ich habe einige Informationen über ihn von einer Kollegin in Marseille bekommen, die interessant sein könnten.
    Sie berichtete schnell, was Gabrielle Rossi erzählt hatte.
    – Ach so, die exotisch schöne Li, mit der er verheiratet war, ist Kampfsportlehrerin, sagte Julie begeistert, darauf wäre ich nie gekommen.
    – Sowohl Berger als auch sein zweiter Mann sind offenbarTypen, mit denen man nicht spielt, sagte Christian nachdenklich. Und Fabien Lenormand fuhr zur Solvay-Bibliothek in Brüssel, weil er glaubte, er bekäme eine Chance, dort mit Berger zu reden. Als ich hörte, daß Berger bei der Konferenz ausgestiegen war, nahm ich an, daß Lenormand einfach aufgab und ging, aber das war vielleicht übereilt. Kann er erfahren haben, daß Berger später am Tag in Hasselt sein würde? Ich glaube, einer von uns muß zurück nach Brüssel fahren und versuchen …
    Er unterbrach sich, als er sah, daß alle aufgehört hatten, ihm zuzuhören. Etwas ging im Korridor vor sich. Laufende Schritte und erregte Stimmen waren zu hören, ungewöhnliche Geräusche im samstagstillen Justizpalast. Die Tür zum Konferenzraum wurde aufgestoßen, und die diensthabende Staatsanwältin Clara Carvalho stand dort zusammen mit zwei Polizisten.
    – Am Bahnhof sind Schüsse gefallen, sagte die Staatsanwältin mit einer Stimme, die vor kaum kontrollierter Erregung vibrierte, mehrere Leute haben uns angerufen. Jemand schießt wild auf der Place de la Gare, und man glaubt, daß es mindestens ein Todesopfer gibt! Sie werden Voruntersuchungsleiterin, Martine, Sie müssen sofort hinfahren!
    Martine starrte Clara Carvalho an. Wilde Schießerei auf der Place de la Gare? So was passierte in den USA, nicht in Belgien. Aber sie war diensthabende Untersuchungsrichterin, und nur sie konnte hinfahren. Christian, Serge und Annick mußten selbständig weiterarbeiten. Zusammen mit Julie folgte sie Clara Carvalho zu den Räumen der Staatsanwälte und der Polizei im zweiten Stock, während ihr Herz anfing, das Adrenalin durch den Körper zu pumpen.
    Die Angaben über die Schießerei waren vage und widersprüchlich, aber fast alle, die angerufen hatten, hatten gesagt,daß eine tote oder zumindest schwerverletzte Frau auf der Place de la Gare lag.
    – Hat man den Platz abgesperrt? fragte Martine.
    – Ja, sagte Clara Carvalho, die kommunale Polizei ist gerade dabei, das Viertel um den Platz abzusperren und so viele Zeugen wie möglich zu sammeln.
    Die Szene, die sie an der Place de la Gare vorfanden, wirkte surrealistisch unwirklich. Der große Platz, an einem Samstagvormittag normalerweise von Menschen wimmelnd, war menschenleer. Auf den verlassenen Tischen des Straßencafés am Bahnhof standen noch Tassen und Gläser und Brotkörbe, als hätten plötzlich alle fluchtartig den Platz verlassen, und verwegene Sperlinge konnten es sich auf dem Brot ungestört gutgehen lassen. Blaulichter von Polizeiwagen blinkten wie Discokugeln um die wüstenleere Steinfläche. An dessen Rand hatte sich eine Schar von Menschen um eine liegende Gestalt, einen einsamen violetten Farbklecks auf dem grauen

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