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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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beinah, Sie beide zu kennen, ich habe Christian so oft von Ihnen reden hören. Hören Sie, ich habe hier ein Problem. Ich habe einen Brautstrauß und einen Sargschmuck, die um zwölf abgeholt werden sollen, und jetzt können meine Kunden nicht hierherkommen, weil die Place de la Gare abgesperrt ist. Was soll ich ihnen sagen?
    – Geben Sie ihre Namen der Polizei, sagte Martine, und berufen Sie sich auf mich, dann geht das sicher.
    – Okay, sagte Claudine de Jonge, ich rufe nur zuerst meine Kunden an, dann kann ich erzählen, was ich weiß. Wir können ins Büro hinter dem Laden gehen, da habe ich ein paar Stühle.
    Während Claudine anrief, studierte Martine interessiert die Familienfotos, die Claudine an das Schwarze Brett über ihrem kleinen Schreibtisch gepinnt hatte. Sie sah einen jungen und bartlosen Christian de Jonge mit bedeutend längeren Haaren als heute, zusammen mit zwei Kindern, einen Jungen mit Claudines kurzer Nase und lächelnden Augen und ein Mädchen, das Christian ähnelte, kompakt, dunkel und ernst.
    – Wie süß Christian mit diesen Haaren war, sagte Julie, der reine Rockstar.
    – Ja, war er, sagte Claudine, er fing mit dem Bart an, als er Kommissar wurde, ich glaube, er meint, er verleiht ihm Autorität. Aber das ist wohl nicht mehr nötig?
    Sie erzählte, daß sie ihren Laden normalerweise um zehn öffnete, an diesem Tag die Türen aber etwas früher aufgeschlossen hatte, weil sie besonders früh gekommen war, um den Brautstrauß und den Sargschmuck zu binden. Die Frau in der lila Wildlederjacke war hereingekommen, kaum daß sie die Tür geöffnet hatte.
    – Sie ging etwas planlos umher, sagte Claudine, wie jemand, der etwas zu früh gekommen ist und sich die Zeit vertreiben will. Ich glaube, sie mochte Blumen, sie schien sehr interessiert, aber sie wollte nichts kaufen.
    – Sie haben mit ihr geredet? fragte Martine.
    – Ja, sagte Claudine, und ich habe natürlich darüber nachgedacht, was sie gesagt hat. Ich glaube, sie war mit dem Zug aus Brüssel gekommen, denn sie hat gesagt, sie würde am Nachmittag »zurück« nach Brüssel fahren. Sie war aus Schweden, das hat sie gesagt, und ich habe gesagt, sie habe eine schöne Jacke an, da sagte sie, ihr Mann habe sie genäht. Ich glaube, daß sie sich mit jemandem verabredet hatte, sie sah auf die Uhr, als ob sie eine Zeit einzuhalten hätte, und ich bin nicht ganz sicher, aber ich würde glauben, daß es genau zehn war, als sie ging. Als ob sie um zehn jemanden treffen wollte, meine ich. Ich wurde neugierig, und ich hatte keine Kunden im Laden, da stellte ich mich hin und sah ihr nach, als sie hinausging. Sie stellte sich von hier aus gesehen rechts ganz außen auf den Platz und schien auf jemanden zu warten …
    Claudine verstummte.
    – Und dann? fragte Martine.
    Claudine schluckte.
    – Ja, dann fielen die Schüsse, sagte sie. Ich hörte zwei Knalle, sie waren ziemlich gedämpft, deshalb habe ich nicht begriffen, was ich hörte, und dann sah ich, daß sie umfiel, aber ich dachte, sie sei über etwas gestolpert, ich habe die Knalle und das Umfallen nicht miteinander verbunden. Dann fing ich an, auf sie zuzugehen, ich dachte, ich muß ihr aufhelfen, und dann kam der dritte Knall, etwas schlug vor mir auf den Boden auf, und die Leute fingen an zu schreien, aber ich ging weiter auf sie zu. Aber als ich zu ihr kam, habe ich gesehen, daß sie tot war, sie hatte ein Loch im Kopf und ein Loch im Hals, und das Gehirn war gewissermaßen herausgesickert, und da bin ich hierher zurückgegangen und habe im Justizpalast angerufen.
    Sie verstummte.
    – Wie viele Schüsse haben Sie also gehört? fragte Martine.
    – Drei, sagte Claudine, ohne zu zögern.
    – Nicht mehr?
    – Nein, es waren drei Knalle, nicht mehr und nicht weniger. Da bin ich ganz sicher.
    Drei Schüsse, dachte Martine, und zwei von ihnen hatten Birgitta Maria Matsson, geboren in Granåker, getroffen. Es sah nicht so aus, als wäre sie aus Zufall jemandem, der sich entschlossen hatte, auf der Place de la Gare so viele wie möglich zu töten, zum Opfer gefallen. Es sah so aus, als hätte er sie im Visier gehabt.
    – Er hätte mich erschießen können, sagte Claudine, nachher habe ich daran gedacht, er hätte mich auch erschießen können, deshalb friere ich jetzt wohl so schrecklich.
    Sie lächelte ein ziemlich zitteriges Lächeln und zog die Strickjacke dichter um den Körper.
    – Aber er hat es nicht getan, sagte Martine. Glauben Sie, er hat Sie verfehlt?
    – Es war ein

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