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Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition)

Titel: Die Gruben von Villette: Kriminalroman (suhrkamp taschenbuch) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Hedström
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ganz einfach nicht verheiratet, dachte sie, mit so etwas nahmen sie es wohl nicht so genau in Schweden. Aber sie glaubte nicht, daß die Erklärung so einfach war, es war etwas anderes in dieser Pause gewesen, etwas Bebendes und Unsicheres, was immer es auch bedeutete, es flößte Claudine plötzlich ein warmes Gefühl für die rothaarige Frau aus Schweden ein.
    – I could arrange some purple flowers for you to go with the jacket, schlug sie vor.
    Die andere Frau zögerte.
    – Maybe later today, when I go back to Brussels, sagte sie.
    Sie sah auf die Uhr, nickte Claudine zu und trat aus dem Laden. Claudine folgte ihr mit dem Blick, sah, wie sie quer über die Place de la Gare ging und sich an die Trottoirkante stellte, als ob sie auf jemanden wartete. Wen konnte sie in Villette kennen? Sie konnte hier wohl keinen Liebhaber haben, nicht, wenn sie so verliebt in den Lederschneider war? Inzwischen war Claudine so neugierig, daß sie durch die Glastüren hinaustrat, um zu sehen, wohin die Frau in Lila ging.
    Deshalb sah sie genau, was dann passierte, aber sie begriff nicht sofort, was sie sah. Sie sah die Frau in Lila umfallen, während sie gleichzeitig zwei gedämpfte Knalle in dichter Folge hörte.
    Die Frau in Lila muß gestolpert sein, dachte sie, aber sie kann wohl selbst aufstehen, ich kann ja nicht aus dem Laden.
    Aber die Frau in Lila lag immer noch auf dem Platz, und Claudine begann, auf sie zuzugehen, ohne daß sie das wollte, und dann fing sie an zu laufen, während gleichzeitig andere Menschen auf die bewegungslose Gestalt in Lila zugelaufen kamen. Sie hörte noch einen gedämpften Knall, und etwas schlug zehn Meter vor ihr auf das Pflaster auf, und die Leute begannen, in Panik zu schreien. Aber Claudine lief weiter. Sie dachte an den Lederschneider. Sie konnte ja nicht seine Frau in der schönen Jacke, die er für sie genäht hatte, hier einfach auf dem Platz liegen lassen. Dann war sie da und sah das große Loch in der Stirn der Frau und das zweite Loch in der Kehle und die Lache aus Blut und Gehirnsubstanz auf dem Pflaster.
    Aber sie war Polizistenfrau, und statt in Panik loszuschreien, rannte sie in ihren Laden zurück und wählte die Nummer, die sie auswendig konnte, die Nummer des Justizpalastes.
    – Eine tote Katze und eine bewußtlose Journalistin, sagte Christian, wir müssen zumindest jemanden beunruhigt haben.
    Sie saßen in der ersten Sitzung des Tages in Martines Konferenzraum, die erste Tasse Automatenkaffee vor sich, und gingen die Resultate der Arbeit des Freitags durch. Im Augenblick erschien die Morduntersuchung am ehesten wie ein unentwirrbares Durcheinander loser Fadenenden, die auf eine Weise verflochten waren, in die unmöglich Ordnung zu bringen war.
    Am schwersten ins Bild einzupassen war Istvan Juhász, der junge Grubenarbeiter, der die Katastrophe 1956 vielleicht überlebt hatte und dann in Schweden aufgetaucht war. Fabien Lenormand war mit einem Bild von IstvanJuhász in der Hand gestorben. Aber keiner hatte eine vernünftige Erklärung dafür. Martine entschloß sich, Thomas in Schweden anzurufen und ihn zu bitten, ganz informell herauszufinden, wo Istvan Juhász jetzt war. Vielleicht wohnte er noch in Hanaberget und konnte alles erklären.
    Ein paar Dinge schienen jedenfalls ziemlich sicher zu sein. Erstens, daß Fabien Lenormand von Brüssel aus zu einer der Städte an der Reiseroute des Erzprahms gefahren und dort seinem Schicksal begegnet war. Es war Serge nicht gelungen, jemanden zu finden, der Fabiens grünen Renault gesehen hatte, er hatte sich aber überzeugen können, daß es sehr gut möglich war, im Schutz der Dunkelheit eine Leiche oder zwei in einen der Prahme zu kippen, die aufs Schleusen warteten.
    Das zweite, was man sicher sagen konnte, war, daß es tote Katzen und halberstickte Drohungen zu regnen begann, als Martine angefangen hatte, Fragen nach Berger Rebar zu stellen.
    – Louis Victor hat uns praktisch bedroht, als wir aus seinem Büro gingen, sagte Martine, und dann kam die Katze auf meiner Treppe. Und Nathalie Bonnaire wurde bewußtlos geschlagen, als sie ein Notizbuch gefunden hatte, das deutlich zeigte, daß Fabien etwas Wichtiges über Stéphane Bergers Geschäfte entdeckt hatte.
    Das Notizbuch war selbstverständlich verschwunden, und ihre einzige Hoffnung zu erfahren, was darin stand, war, daß Nathalie Bonnaire sich daran erinnerte, wenn sie aufwachte. Daß sie aufwachen würde, dessen schienen sich zumindest die Ärzte zu Martines großer

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