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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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sondern verharrte lächelnd.
    »Worauf wartet Ihr, Nançay?« schrie der König unwirsch.
    »Daß man mir einen Ball gebe, Sire«, antwortete Nançay mit einer Verbeugung.
    Und wie ich sah, bestimmte hier die Regel in der Tat, daß der Gehilfe, welcher den Ball aufhob, diesen nicht dem Spieler gab, sondern dem Ballmeister, dem allein das Recht zukam, ihn dem Aufschläger zuzuwerfen – ein langsames und umständliches Verfahren, das in unseren Provinzen unbekannt war, jedoch bewirkte, daß hier ein Spiel von sechzig Punkten mit einem einzigen Ball gespielt ward, worauf man ihn in den Korb zurücklegte und sich eines anderen bediente. Es war dies nach meinem Bedürfnis eine recht kluge Anordnung, denn sie hat zur Folge, daß der Aufsprung des Balles während eines Spieles sich immer auf die gleiche Weise vollzieht, das Spiel jedoch auch langsamer abläuft, da ja nur ein einziger Ball benützt wird, währenddessen wir zu Montpellier nach weniger ausgeklügelten Regeln ein halbes Dutzend Bälle gleichzeitig benützten, ungeachtet ihres unterschiedlichen Aufsprunges.
    »Tenez, Sire!« rief Nançay, nachdem ihn der Ballmeister mit einem Balle versehen.
    Ob nun gewollt oder ungewollt, er spielte diesen Ball so schwach an, daß der König ihn gleich im Fluge mit einem so heftigen Schlag in Nançays Feld zurücktrieb, daß dieser ihn nicht zu erreichen vermochte. Ein wunderbarer Schlag, obgleich leicht auszuführen (doch offen gesagt, auch leicht zu verfehlen), welchen die Zuschauer beklatschten, daß ihnen die Handflächen schmerzen mußten.
    »Dreißig für Seine Majestät!« rief der Schiedsrichter.
    »Einen Ball für den Aufschläger!« rief der König fieberhaft und ungeduldig.
    Nachdem Nançay mit einem Ball versehen, schlug er diesmal mit ziemlicher Kraft auf, so daß der Ball hoch aufsprang. Der König tat einen Satz und schlug ihn auf die verkehrte Hand Nançays zurück, welcher ihn in seiner Überraschung so heftig auf die verkehrte Hand des Königs zurückspielte, daß dieser ihn verfehlte.
    »Messieurs, dreißig beide«, verkündete der Schiedsrichter.
    Worauf der König, von plötzlicher Wut gepackt, welche die durchlauchte Zuschauerschaft in Todesstille erstarren ließ, seinen Schläger zu Boden warf und mit den Füßen darauftrat, so daß das Pergament zerriß.
    »Gottsblitz!« schrie er, hochrot im Gesicht, indes Flammen aus seinen Augen zu springen schienen. »Vermaledeiter Ballmeister! Dieser Schläger ist nur Kot und Pisse. Willst du, daß ich verliere, Schurke? Einen Schläger mit Schnurbespannung her, aber flink!«
    Sogleich kam der Ballmeister, aufs höchste bestürzt und betreten, mit den beiden Schlägern herbeigeeilt, welche der Souverän zuvor zurückgewiesen und die auch jetzt nicht seine Zufriedenheit fanden, denn nachdem er sie nacheinander prüfend in die Hand genommen, warf er sie ebenfalls auf den Boden, ohne jedoch mit den Füßen daraufzutreten. Das Schweigen auf den Galerien ward immer drückender, da eilte ein liebreizender Page, elegant mit einem karmesinroten Wams bekleidet, von der Galerie herab bis zur Mitte des fransenbesetzten Seiles und sprach nach einer tiefen Verbeugung vor dem König mit heller Stimme:
    »Sire, Monsieur de Nemours wäre höchst geehrt, wenn es Euch beliebte, mit seinem Schläger zu spielen.«
    »Die Ehre ist ganz meinerseits«, erwiderte der König, welcherebensoschnell zur Höflichkeit zurückgefunden, wie er sie zuvor abgelegt hatte. »Denn Monsieur de Nemours«, so sprach er weiter, »ist der beste Ballspieler im Königreich.«
    Eine Antwort, welche gar großen Beifall fand und die Zungen wie auch die Mienen der Anwesenden wieder auftauen ließ, welchletztere ihr Geschwätz und Geplausch munter fortsetzten, wobei indes das wiedergekehrte Lächeln bei einigen recht boshaft, bei anderen höchst spöttisch war, wie ich ersah. Während nun Monsieur de Nemours’ Schläger geholt war, sprach ich zu Rabastens:
    »Welch trefflicher Schlag, den da der Hauptmann soeben mit verkehrter Hand geführt!«
    »Er hat sich in der Hitze des Spieles dazu hinreißen lassen, sonst hätte er den Ball nicht mit solcher Kraft geschlagen«, erwiderte Rabastens lächelnd.
    Da drehte sich der Markierer zu mir um und fragte:
    »Edeler Herr, spielet Ihr auch?«
    »Tagtäglich.«
    »Und wo spielet Ihr?«
    »Zu Montpellier.«
    »Dann werdet Ihr wohl Monsieur de Nemours nicht kennen?«
    »Dem ist so.«
    »Ha!« rief der Markierer aus, wobei er sein vernähtes Gesicht in Falten legte und sich

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