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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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mit der Rechten über seinen kahlen Schädel strich, was nicht ohne Folgen für die Farbe seiner Kopfhaut blieb, denn seine Finger waren ganz weiß von Kreide, »was die Schläge des Hauptmannes mit verkehrter Hand angeht, so sind sie wohl ausgezeichnet, doch solltet Ihr erst die von Monsieur de Nemours sehen! Wer die nicht gesehen hat, hat nichts gesehen!«
    »Warum spielt er nicht gegen den König?«
    »Der König hat ihn nicht darum ersucht«, antwortete Rabastens mit einem verschmitzten Blick aus seinen grauen Augen.
    »Lasset uns weiterspielen!« rief Karl IX., den berühmten Schläger, den man ihm gebracht, in der Linken schwenkend.
    »Tenez, Sire!« sprach Nançay.
    Und indem er Aufstellung nahm, schlug er den Ball mit so geringer Kraft über die Schnur, daß er im vorderen Viertel des Feldes aufkam. Der König stürzte hinzu, ihn nach dem erstenAufspringen zu erreichen, was ihm mit weit gestrecktem Arm und dem äußersten Ende des Schlägers auch gelang, worauf der Ball nur knapp über die Fransen flog und auf der anderen Seite gleich zu Boden fiel, ohne noch einmal aufzuspringen, und Monsieur de Nançay überrascht am anderen Ende des Feldes stehenblieb, ohne einen Fuß zu rühren.
    »Ha! Sire«, rief er lachend, »ein wahrer Klosterbruderschlag, wie Euer berühmter Ahn Franz I. gesagt hätte!«
    Auf die Erwähnung dieses am Hofe oft genannten Namens hin lächelte der König gerührt, und die erlauchte Zuschauerschaft klatschte wacker in die Hände, wobei der Beifall sowohl dem kunstfertigen Schlag des Souveräns als auch dem treffenden Einfall des Höflings galt.
    »Fünfundvierzig für Seine Majestät«, rief der Schiedsrichter, »dreißig für Monsieur de Nançay.«
    »Sire«, sprach da Nançay, »fasset Euern Wunderschläger mit fester Hand, ich werde jetzt meinen Rückstand ausgleichen.«
    »Verdammt noch mal!« schrie der König großsprecherisch, »nichts wirst du ausgleichen! Die Pest über dich, Nançay! Dies ist mein Spiel, Gottsblitz!«
    »Mich deucht«, sprach ich gar leise zu dem Sergeanten, »daß kraft eines königlichen Erlasses kein Ballmeister in seinem Ballhause Gotteslästerei noch Flüche oder gottlose Reden dulden darf.«
    »Der König«, antwortete Rabastens mit undurchdringlicher Miene, »kennt diesen Erlaß sehr wohl, denn er hat ihn selbst unterzeichnet.«
    »Es ist Sünde und Schande«, seufzte der Markierer, welcher von höchst gestrenger Sinnesart zu sein schien, »daß viele unserer jungen Edelleute am Hofe vermeinen, gotteslästerliches Fluchen erhöhe den Mut und die Kraft des Mannes. Gott vergebe ihnen! Das Gegenteil ist der Fall.«
    »Tenez, Sire!« rief Nançay und schlug den Ball hoch und wenig kraftvoll.
    Der König gedachte ihn im Fluge zurückzuspielen, was ihm auch gelang, doch zu steil nach unten geschlagen, traf der Ball das Seil, glitt auf des Königs Seite an den Fransen herab und rollte dann auf dem Boden unter diesen hindurch auf die andere Seite.
    »Der Punkt geht an mich!« rief der König, ohne die Entscheidung der Schiedsrichter abzuwarten.
    Worauf unter den durchlauchten Zuschauern – nicht ohne Grund – ein heftiges Raunen und Lachen anhub, welches mir kaum gefallen hätte, so ich der König gewesen wäre, welcher indessen, den Schläger schwenkend, mit den Füßen stampfte wie ein Kind.
    »Schiedsrichter, die Entscheidung!« rief er mit greller Stimme.
    Die Schiedsrichter, welche mit leiser Stimme beratschlagten, hoben den Kopf, und der Wortführer sprach:
    »Der Punkt ist umstritten.«
    »Was!« schrie der König, dessen Gesicht sich unversehens verfinsterte, »man streitet um den Punkt? Das ist ungeheuerlich! Der Ball befindet sich jenseits des Seiles, und Nançay hat nicht vermocht, ihn zurückzuschlagen!«
    »Ich habe es in der Tat nicht vermocht«, sprach Nançay mit nur einem halben Lächeln.
    »Sire«, hub der Schiedsrichter mit einer Verbeugung wieder an, »einer von uns vermeint, daß der Ball nach Berührung des Seiles in Euer Feld zurückgefallen und dann unter den Fransen hindurchgerollt ist.«
    »Ungeheuerlich«, schrie der König, »daß hier eine solche Meinung geäußert wird! Was sagt Ihre Majestät die Königin dazu? Ich unterwerfe mich ihrem weisen Urteilsspruch.«
    Darauf verging eine geraume Zeit. Die Ehrendamen scharten sich um Katharina von Medici wie ein Bienenschwarm um seine Königin, und nachdem dieser Schwarm genügend gesummt und gesurrt hatte, löste sich eine der prächtigsten Damen daraus und schritt auf die Spielfläche,

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