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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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es verdanken, daß uns das Waschen – wo doch sonst alles, was wir für unseres Leibes Wohlfahrt tun, mühsam und beschwerlich ist, so die Mäßigung im Essen und Trinken – eine solch angenehme und wohltuende Verrichtung dünkt, daß wir es gleichwohl als Pflicht wie auch als Vergnügenerachten. Oh, gewiß! Es gibt unausstehliche Dummköpfe, welche in ihrem getrübten Hirn eine umgekehrte Pflicht ersonnen haben und behaupten, ein Edelmann müsse unter den Achseln riechen und schweißige Füße haben. Heiliger Himmel! Muß man etwa stinken, um das Recht zu haben, adelig zu sein? Und was ist das für ein Ruhm, in dessen Glanz eine Prinzessin von Geblüt sich zu sonnen vermeinte, als sie sich brüstete, acht Tage lang sich nicht die Hände gewaschen zu haben? Und was soll man von jener Herzogin halten, welche bei Hofe bespöttelt ward, weil sie Trauerränder bekam, wenn sie sich mit den Fingernägeln den Leib kratzte? Sapperment! Den hochgeborenen und mächtigen Damen, welche ihre ungewaschene Haut mit allen Duftwässern der Welt besprühen, ziehe ich tausendmal die bäuerliche Babeau vor, ihre wunderbaren roten Arme, ihren mit klarem Wasser gewaschenen Leib, glänzend wie ein frischgeprägter Taler. Ein papistischer Pfaffe, habe ich sagen hören, wetterte von der Kanzel gegen die Unsittlichkeit der Badestuben, forderte deren Abschaffung und lobte zugleich irgendeinen Heiligen ob seines Schmutzes, seines Ungeziefers und ob des stinkenden Geruches, welcher von ihm ausging und so übelerregend war, daß es selbst den schmutzigsten Bettlern speiübel ward. Guter Gott! Kann der Mensch noch tiefer sinken in seinem grenzenlosen Wahne? Muß man Gestank verbreiten, um ein Heiliger zu sein? Erwächst das Heil aus dem Schmutz?
    Nachdem sie mich eine Zeitlang der Wohltat und den Annehmlichkeiten des warmen Bades überlassen, bedeutete mir Babeau aufzustehen und seifte alle Glieder meines Leibes ab, ohne auch nur eines auszulassen, was mir – wie man sich denken mag – ein gar großes und lebhaftes Vergnügen verursachte. Das sanfte Reiben auf der Haut rief mir die Zeiten ins Gedächtnis, da meine gute Barberine auf Mespech meinen kindlichen Leib mit ihren großen sanften Händen in einem Zuber reinigte. Doch um wieviel wonniglicher war dies Seifen des Körpers in meinem Mannesalter, denn Babeau – ob nun aus der Höflichkeit ihres Standes oder weil sie sich in ihrer bäuerischen Art einen treuherzigen Sinn bewahrt – bewunderte laut die Gegenstände ihrer Reinigung, auf diese Weise dem Schmeicheln der Hand noch das Schmeicheln der Rede hinzufügend. »Oh, Monsieur!« sprach sie, »welch kräftige Schultern und welch breiteBrust! Wie muskelstark sind Eure Arme und wie lang Eure Beine! Wie dicht die Haare an Euerm Leibe und so wunderbar blond. Ist es nicht Jammer und Schade, sie unseren hochfeinen Damen zu Gefallen abzuscheren? Was ist der Nutz und Frommen, wenn der Mann zur Frau gemacht wird, und dazu noch ganz vergebens, denn in drei Tagen werdet Ihr im Bett mehr stacheln als ein Igel, indes alljetzt Euer Haar weich und wollig ist wie ein Lammfell!« Und unter solchen Reden glitt ihre seifige Hand bald hier, bald da über meinen Leib.
    So angenehm diese Hantierung auch war, einmal ging sie zu Ende, und nachdem alle Seife hinweggespült, bedeutete mir Babeau, aus dem Zuber zu steigen, hüllte mich in das Trockentuch, welches mir in seiner Länge bis zu den Zehen reichte, und rieb mir wacker die Haut.
    »Mein edeler Herr«, sprach sie, indes ich mich behaglich auf dem Lager ausstreckte und meine Glieder rekelte, »ich verlasse Euch alljetzt und schicke sogleich die Haarschererin her. Sie ist sehr geschickt, Ihr werdet zufrieden sein.«
    »Babeau«, sagte ich, »nimm dir einen Sol aus meinem Säckel.«
    »Einen Sol, Monsieur! Das ist gar viel.«
    »Es ist wenig im Vergleich zu deiner Freundlichkeit. Nimm ihn nur, Babeau!«
    »Oh, Monsieur! Vertraut Ihr mir so sehr, daß Ihr mich an Euern Säckel laßt?«
    »Gewiß!«
    »Habet Dank, Herr! und denket an meine Kräuter!«
    »Das nächste Mal. Versprochen ist versprochen.«
    »Oh, edeler Herr! Das werde ich Euch nie vergessen. Darf ich Euch zum Abschied küssen?«
    »Aber gern.«
    Also drückte mir das wackere Frauenzimmer, ehe sie mich verließ, einen lauten, herzhaften Kuß auf die Wange, recht flink und den Fuß schon zum Gehen gewandt, als fürchtete sie, meine Arme könnten sich um sie schließen. Doch daran dachte ich nicht, oder um die ganze Wahrheit zu sagen: als es mir in

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