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Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition)

Titel: Die gute Stadt Paris: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Merle
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König dem Bankert auftrug, den Guise zu töten, als dieser die Stirn hatte, Prinzessin Margot zu beschlafen. Wenn der Guise sich nicht ungesäumt ein Weib genommen hätte, dann wäre es um ihn geschehen gewesen.«
    Ach, dachte ich bei mir, wohin hat dich das Schicksal nur verschlagen! Der Guise würde Téligny auf ein Zeichen des Königs die Kehle durchschneiden, und auf ein Zeichen des Königs hätte der Bankert dem Guise das Lebenslicht ausgeblasen. Und dennoch schlagen sie jetzt höflich und lächelnd dort unten den Ball. Sapperment! Wie ist doch alles so falsch und verlogenam französischen Königshof! Herzliche Umarmungen, freundliche Blicke, sanfte Worte: doch wer dich anlächelt am Montag, kann dich am Dienstag schon erdolchen!
    Solcherart Betrachtungen, welche mir mein Duell mit Quéribus wieder ins Gedächtnis riefen (obwohl mir der Gedanke daran trotz aller aufgewendeten Mühe nicht gänzlich aus dem Sinn gegangen war, während ich mit dem Ballmeister sprach), ließen mir meine Zukunft in dieser verräterischen Stadt in einem düsteren Licht erscheinen, so daß große Trauer in mein Herz einzog, da ich doch unser irdisches Leben über alle Maßen liebte.
    »Hoho! ich sehe«, rief da der Ballmeister Delay, »der Bankert wird ungeduldig, weil Nançay nicht kommt. Mein edler Herr, würde es Euch belieben, dessen Stelle im Viererspiel einzunehmen, so diese Edelmänner es wünschen?«
    Ich war so erstaunt darob, daß ich nur zustimmen konnte, und sogleich erhob sich der runde, dicke Ballmeister und lief hüpfend wie ein Ball über das Spielfeld auf den Guise, den Bankert und Téligny zu, welche er gleich mit einem Wortschwall überschüttete. Ungesäumt eilte er wieder zurück, mir bedeutend, die drei seien einverstanden und ich möge mein Wams ablegen. »Ich möchte nicht«, fügte er zu meiner großen Beschämung hinzu, »daß die erlauchten Herren Euch in diesem Kleidungsstück sehen.«
    Worauf er mir einen recht guten Ballschläger in die Hand gab und mich dem Bankert, dem Tochtermann des Admirals sowie dem Guise vorstellte, in dessen Feld er mich, ohne zu fragen, stellte.
    »Monsieur de Siorac!« sprach der Herzog von Guise sehr liebenswürdig, »es ist mir eine große Ehre, Bekanntschaft zu schließen mit dem Sohn des Hauptmanns von Siorac, dessen Name mein Vater nie zu erwähnen vergaß, wenn er von der Belagerung Calais’ erzählte, welche Erzählung ich in meinen Kinderjahren wohl mehr als hundertmal hörte.«
    »Durchlauchtiger Herr«, erwiderte ich mit einer tiefen Verbeugung, »auch ich habe meinen Vater darüber erzählen hören, welcher größte Hochachtung vor der Tüchtigkeit und Tapferkeit des Euren empfand.«
    Obgleich diese Worte der Wahrheit entsprachen, waren sie auf beiden Seiten nichts als höfische Artigkeiten, war doch derschöne Herzog, der sehr wohl wußte, in welchem Lager mein Vater stand, ein verschworener Verbündeter des Papstes und des Spaniers und träumte nur davon, mit dem Blut der Hugenotten auf Frankreichs Thron zu kommen, welchselben langgehegten Traum er unter der glatten Maske seiner Höflichkeit zu verbergen wußte, denn seine eitle Seele war geduldig in allem außer in einem: die Herrschaft zu erringen.
    Ich tat beim Ballschlagen nur eine kurze Weile mit, welche indes lang genug war, daß der Guise mir etliche Komplimente ob meines Spieles machte und mir sagte, als ich bei Ankunft von Monsieur de Nançay das Feld verlassen mußte, er würde mich bei Gelegenheit gern wieder als seinen Spielgenossen sehen, welches Versprechen mich seltsamerweise ehrlich zu sein dünkte, denn er liebte das Paume-Spiel gar sehr.
    Nançay indes kam nicht allein: ihm folgte Monsieur de Montesquiou, welcher zu mir auf die Galerie kam, wo ich gerade mein Wams wieder anlegte, und recht schroffen Tones sagte, der Herzog von Anjou habe ihm befohlen, mich und meinen Bruder unverzüglich zu ihm zu führen, welche Kunde ich mit demselben Erstaunen vernahm wie der Ballmeister, welcher sogleich, als er Montesquiou auf mich zukommen sah, seine runden Ohren spitzte.
    »Aber Monsieur«, sprach ich, auf die Flickstelle an meinem Wams deutend, »wie kann ich mich in einem solchen Aufzuge vor Seiner Hoheit zeigen?«
    »Ich habe meinen Befehl«, antwortete Montesquiou, zwei dicke schwarze Striche quer über dem zur Maske erstarrten Gesicht: die Augenbrauen und der Schnurrbart. »Die Angelegenheit, Monsieur de Siorac, duldet keinen Aufschub. Solltet Ihr Euch weigern«, fuhr er ohne den Schatten eines

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