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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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Schutz braucht, in einem Krisenzentrum in Odense oder bei einem Streifenpolizisten in Vesterbro Zuflucht sucht, kann man über eine Menge verzwickter Kanäle mit Lone Kontakt aufnehmen; sie sorgt dann dafür, dass diese Frau hierhertransportiert und unter die Fittiche des Netzwerks genommen wird.«
    »Lone? Lone Willumsen?« In Dans Kopf fielen die Mosaiksteinchen polternd auf ihren Platz. So bekam alles seinen Sinn.
    »Ja.«
    »Noch weitere?«
    »Ich kenne niemanden sonst. Aber Sie müssen wissen, dass Chick Support Global eine Menge Helfer hat, die nicht direkt involviert sind. Henriette Kurts Mutter zum Beispiel hat mehrfach Mädchen bei sich aufgenommen, bis sie in der Lage waren, sich selbst zu versorgen, oder eine Wohnung frei wurde. Der Eigentümer des Café Clint ebenso. Und sogar Sebastian Kurt hat ein paarmal neue Mädchen irgendwo abgeholt.«
    »Das ist ja unglaublich!«
    »Ja, nicht wahr? Wenn alle, die sich an Chick Support Global beteiligen, verhaftet und bestraft werden, wird es ziemlich einsam auf den Straßen von Christianssund.«
    »Mein Onkel hat mich an einen Mann aus der Nachbarstadt verkauft, als ich zwölf Jahre alt war. Ich habe vierzehn Stunden am Tag in seiner Wäscherei gearbeitet. Es war sehr hart, und ich versuchte mehrmals zu fliehen. Ich bin sehr unglücklich gewesen und war froh, als der Mann mich eines Tages an einen anderen Mann weiterverkaufte, der keine Wäscherei hatte. Er wollte mir helfen, in Europa Fotomodell zu werden.«
    »Ich musste drei Flugzeuge nehmen, um nach Århus in Dänemark zu kommen. Als ich ankam, wartete ein großer Mann mit Pferdeschwanz auf mich. Ich fragte, ob er der Fotograf sei, der mich berühmt machen wollte, und er sagte Ja. Wir fuhren in seinem Auto nach Århus. Als wir in sein Haus kamen, verschloss er die Tür und hat mich vergewaltigt. Es hat sehr wehgetan, und ich habe geweint. Daraufhin schlug er mich und hat mich gleich noch einmal vergewaltigt.«
    »Ich habe viele Tage in seinem Haus gewohnt. Er hat mich oft vergewaltigt, bis ich aufgehört habe, Widerstand zu leisten, wenn er Sex haben wollte. Es war leichter. Wenn ich ihn tun ließ, was er wollte, hat er mich nicht so oft geschlagen und gab mir etwas zu essen. Seine Freunde kamen zu Besuch, und auch sie wollten Sex. Schließlich war es mir egal. Ich konnte mich sozusagen abschalten und so tun, als wäre ich nicht da.«
    Und so weiter und so fort. Es ging um die perversen Wünsche der Bordellbesucher, um alltägliche Erniedrigungen, um Übergriffe, die zur Routine wurden, auch für das Opfer. Flemming war übel, als Jo mit tonloser Stimme alle acht furchtbaren Sequenzen übersetzt hatte, in denen Sally ihre Geschichte erzählte. Er war erleichtert, als es überstanden war, und er freute sich nicht gerade auf den estnischen Dolmetscher, der in ein paar Stunden aufs Präsidium kommen sollte, um Lillianas Bericht zu übersetzen. Pfui Teufel, dachte er. Es war kaum zu ertragen.
    Pia Waage verschwand mit der leicht gedopten Jo, und Flemming Torp und Frank Janssen brachen auf, um mit den beiden Brieffreundinnen zu sprechen, die auf dem Mailserver von Kurt & Ko ihre Spuren hinterlassen hatten. Die Straßen, die zum Wald hochführten, verliefen in einem scheinbar zufälligen, labyrinthischen Muster mit sanften Biegungen und scharfen Kurven. Je näher sie der Hügelkuppe kamen, desto größer wurden die Villen, und am Bøgebakken lagen Paläste. Die Familie Kurt wohnte in einem der attraktivsten: ein riesiger weißer Kasten mit schwarz glasiertem Mansardendach und einer doppelt geschwungenen Treppe vor der auf Hochglanz polierten schwarzen Haustür. Das Gebäude lag so dicht am Waldrand, dass die gewaltigen nackten Baumwipfel einen konstant rauschenden, dunklen Hintergrund lieferten, der das Haus noch heller leuchten ließ, als es ohnehin war. Jedes einzelne der vielen Hundert winzigen Sprossenfenster glitzerte frisch geputzt in der blassen Sonne, und der feinkörnige, hellgraue Kies in der Einfahrt schien eben erst geharkt worden zu sein; die Spuren des Rechens bildeten auf dem Weg zum Haus zierliche, jungfräuliche Muster. Das Ganze glich dem feuchten Traum eines Yuppies.
    Flemming parkte am Straßenrand, um das feine Muster der Einfahrt nicht zu zerstören. Die beiden Männer gingen im Gänsemarsch zur Tür, und als sie geklingelt hatten, wunderten sie sich keineswegs, als eine asiatische Hausangestellte in einem hellblauen Kittel die Tür einen Spalt weit öffnete.
    »Ja bitte?« Sie legte den Kopf

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