Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)
eigentlich nicht kennen.«
»So ist Elisabeth.« Henriettes Lächeln war starr. »Hin und wieder überschreitet sie etwas die Grenzen.«
»Wer sind S, M und L? Ich gehe mal davon aus, dass es nicht um Small, Medium und Large ging?«
»S steht für Sebastian, meinen Mann, M wird wohl Mai Schwerin sein, und L, das ist sicher Lise Salicath. Die beiden gehören zu den Mitarbeiterinnen meines Mannes.«
Elegante Antwort. Gegen seinen Willen war Flemming beeindruckt. Mehr allerdings auch nicht. »Wissen Sie, Henriette, das kaufe ich Ihnen nicht ab. Niemand nennt Sebastian Kurt beim Vornamen. Nicht einmal Sie. Und weshalb, um alles in der Welt, sollte seine Sekretärin seiner Frau schreiben, dass eine seiner Mitarbeiterinnen sagt, eine andere würde sich Sorgen machen. Das passt doch einfach nicht zusammen.«
»Glauben Sie, was Sie wollen. Nichts anderes hat es zu bedeuten.«
»Und warum hat sie sich Sorgen gemacht?«
»Soweit ich mich erinnern kann, sollte er zu einer Sitzung kommen, bei der er dann nicht aufgetaucht ist. Er hatte es schlichtweg vergessen.«
»Warum schreibt man dann auf so eigenartige Weise? Wieso benutzt sie nur die Anfangsbuchstaben?«
»Wahrscheinlich hatte sie es eilig.«
»›Küss die Kinder‹ hat sie aber noch hinzugefügt. Konnte es da wirklich so eilig gewesen sein?«
»Das ist normale Freundlichkeit.«
Flemming war zu sehr schnellen Bewegungen fähig, wenn er wollte. In diesem Moment war er offenbar hoch motiviert, denn plötzlich beugte er sich über sie, sodass Henriette Kurt sich an die Rückenlehne des Sofas drücken musste, um nicht von ihm berührt zu werden.
»Ich kann Ihnen versichern, dass wir in Kürze Elisabeth Lund genau dasselbe fragen werden«, sagte er sehr leise.
Henriettes Blick flackerte über den Sofatisch, wo ihr kleines, rotmetallenes Handy lag.
Flemming richtete sich auf und lachte. »Nein, Sie werden sie nicht warnen können, bevor ich dort bin. Janssen bleibt hier und hält Ihnen die Hand, bis ich anrufe und sage, dass er loslassen darf.«
Sie verschränkte die Arme und zog die Schultern hoch, als würde sie unter ihrem Wollschal frieren. »Und was glauben Sie?«
»Ich glaube, S steht für Sally, M ist Merethe Finsen und L Lilliana. In Anbetracht der Tatsache, dass Sally vor drei Wochen verschwunden ist, Merethe sowohl Elisabeths Schwester als auch Lillianas Chefin ist und Lilliana und Sally zusammengewohnt haben, ergibt das doch einen Sinn, oder? Aber ich würde gern noch erfahren, wieso ausgerechnet Sie wissen sollten, wo sich Sally befand?«
»Ich kann nichts dafür, wenn Elisabeth Lund mir solche Dinge schreibt. Sie ist nicht ganz klar im Kopf«, fauchte Henriette Kurt. Hätte sie Katzenohren gehabt, lägen sie jetzt direkt an dem sorgfältig gestylten Hinterkopf. »Sie haben nichts gegen mich in der Hand.«
»Sie wollen mir also nicht von Chick Support Global erzählen?«
Sie starrte ihn an: »Worüber?«
»Sie haben mich schon verstanden.«
»Keine Ahnung, wovon Sie reden.«
Flemming und Frank tauschten einen Blick, und Frank übernahm das Gespräch. »Ich weiß genau, dass diese Fragerei mühsam für Sie ist, und wir wissen ja auch nicht, ob Sie überhaupt etwas mit den Unternehmungen von Elisabeth zu tun haben.«
»Und was sollte das sein?«
»Wir sind nicht ganz sicher, aber es sieht so aus, als stünde sie an der Spitze einer Art von Geheimloge. Wir glauben, es geht um Menschenschmuggel nach Dänemark. Vielleicht auch um etwas Terroristisches.«
In einem unfreiwilligen Tick fing eines ihrer Augenlider an zu flattern. »Ihr habt sie doch nicht mehr alle!«
»Sie haben wirklich keine Ahnung?«
»Absolut nicht.« Das Augenlid zwinkerte, als ob es sich losreißen und selbstständig machen wollte. »Das klingt nach völligem Unfug und Quatsch.«
»Wo waren Sie am Montagabend?«
Der Themenwechsel überrumpelte sie ganz offensichtlich. Wieder runzelte sie die Stirn. »Das habe ich bereits erklärt.«
»Erklären Sie es uns bitte noch einmal.«
Sie seufzte demonstrativ. »Ich war mit meinen beiden Kindern, meiner Mutter und meinem Mann hier. Meine Mutter hat die Kinder so gegen acht oder neun ins Bett gebracht, wir haben dann einen Film auf DVD gesehen. Kurt fuhr meine Mutter gegen elf Uhr nach Hause.«
»Welchen Film?«
»›Tee mit Mussolini‹.«
»Danke.« Flemming ging zur Tür. »Ich rufe sie an, wenn ich mit Elisabeth Lund gesprochen habe, Janssen. Bis dann …«
Das Letzte, was Flemming an diesem Tag von der Dame im weißen
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