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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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dass es noch glitzerte. Überall diese peinliche Sauberkeit. Sogar in den Schubladen und hinter den Gewürzgläsern wirkte alles vollkommen keimfrei. Wer weiß, wie viele Mahlzeiten hier bisher zubereitet worden waren? Flemming ertappte sich dabei, dass er Dan vermisste. Er hätte einiges aus dieser sterilen Wohnung herauslesen können. Dann hörte er, wie Merethe Finsen die Toilettenspülung betätigte, er ging zurück ins Wohnzimmer und nahm seinen Platz an der Wand wieder ein.
    Flemming sah sofort, dass Merethe die Zeit im Bad gut genutzt hatte: perfektes Make-up, frische Föhnfrisur, auffallend blanke Augen mit großen Pupillen. Als er ihre Augen bemerkte, glitt sein Blick automatisch zu ihren Nasenlöchern, aber es gab keine Spuren von weißem Pulver. Dazu war sie zu korrekt. Und möglicherweise zu geübt. Selbst ihre Jacke saß ordentlich. Vielleicht hatte sie der Jacke ein paar aufmunternde Worte zugerufen? Sie lächelte nicht gerade, doch ihre Stimme klang geschäftsmäßiger. »Möchten Sie eine Tasse Kaffee?«, erkundigte sie sich. Das sind ja ganz neue Töne, dachte Flemming. Er und Bosse vermieden es, sich anzusehen, als sie dankend annahmen und sich setzten.
    Nachdem sie Kaffee in zwei papierdünne weiße Mokkatassen eingegossen hatte, übernahm Flemming wieder die Gesprächsführung: »Tja, fangen wir an.« Er nickte Claus Bosse zu, der mit einem sehr formellen Gesichtsausdruck einen nagelneuen Spiralblock und einen blauen Kugelschreiber aus der Tasche zog. »Wie ich Ihnen schon sagte, Merethe, sind wir noch nicht fertig mit der Durchsicht Ihrer Papiere und der Daten, die wir auf Ihrem Computer gefunden haben. Aber wir haben bereits insoweit einen Überblick, dass wir uns entschlossen haben, Ihren Fall dem Betrugsdezernat zu übergeben.«
    Sie presste die Lippen zusammen.
    »Zunächst sollten Sie mit der Kriminalpolizei zusammenarbeiten, und je besser diese Zusammenarbeit verläuft, desto positiver werde ich natürlich meinen Kollegen in Frederiksberg davon berichten, wenn Sie verstehen, was ich meine.«
    Sie nickte, ohne den Blick zu heben.
    Flemming zog einen Aktendeckel aus seiner Mappe und klappte ihn auf. »Ich habe hier eine Zusammenfassung der Punkte, über die unsere Spezialisten bisher gestolpert sind. Ich sage nicht, dass es die einzigen Punkte sind, aber für unsere Zwecke reicht es. Sie beweisen nämlich in aller wünschenswerten Deutlichkeit, dass Sie uns nach Strich und Faden belogen haben.«
    Ihr Blick flackerte von den Papieren auf dem Tisch zu Flemmings Gesicht, dann weiter zu Claus Bosses Block und wieder zurück auf ihre eigenen Hände. Sie antwortete noch immer nicht.
    »Zunächst«, fuhr Flemming fort, »sehen wir, dass zumindest ein Teil Ihrer Firma auf Schwarzarbeit basiert.« Er hielt eine Kunstpause, um zu sehen, ob sie protestieren würde, aber nach wie vor gab sie keinen Laut von sich. »Nehmen wir ein Beispiel, ein wirklich aktuelles …« Sein Zeigefinger klopfte auf einige Zahlen auf dem obersten Blatt. »Jeden Monat senden Sie eine Rechnung über zehntausend Kronen an Kurt & Ko, an den Bäcker in der Algade und den Kindergarten am Klosterbakken gehen Rechnungen von ungefähr neuntausend beziehungsweise neunzehntausend Kronen. Die Reinigungstruppe, die aus Benjamin und seiner Partnerin besteht, erwirtschaftet mit anderen Worten einen Umsatz von achtunddreißigtausend Kronen im Monat. Benjamin bekommt laut Angaben des Finanzamts und Ihrer eigenen Buchführung zwanzigtausend Kronen inklusive aller Zulagen. Das bedeutet, es bleiben achtzehntausend Kronen für den Einkauf von Reinigungsmitteln, die Firmenwagen, die Miete und Ihre Provision – sowie das Gehalt für eine weitere feste Mitarbeiterin, die weder in Ihren noch in den Papieren des Kunden aufgeführt ist und von der wir daher annehmen, dass sie schwarzgearbeitet hat.«
    Neue Kunstpause, doch die Inhaberin der Schrubberkompanie sagte noch immer kein Wort. Sie hielt die Hände zwischen ihre Knie, als würde sie frieren.
    »Es ist nicht leicht zu erkennen, ob diese Beträge stimmen, daher haben wir uns bei Ihren Konkurrenten erkundigt, wie die Marktpreise fürs Putzen in den Abendstunden bei Firmen unterschiedlicher Größe aussehen. Wie sich herausgestellt hat, zahlt der Kindergarten einen marktgerechten Preis, während der Bäcker und Kurt & Ko weit billiger als üblich davonkommen. Wir haben uns dann die Beträge bei einigen Ihrer anderen Kunden angesehen, und wie sich zeigt, gibt es generell sehr große

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