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Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition)

Titel: Die guten Frauen von Christianssund: Sommerdahls erster Fall (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anna Grue
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zurückhaltende Rolle offenbar nicht mehr.
    »Nein. Viele der Frauen treffe ich nur bei der Einstellung. Sie leben über ganz Seeland verstreut.«
    »Aber Sie kümmern sich um sie?«
    »Ja, sicher. Wenn Sie es wollen.« Sie sah ihm direkt in die Augen. »Ohne die Arbeit, die sie bei mir bekommen, wären viele von ihnen verloren.«
    »Sie hatten weiterhin Kontakt zu Sally, sagten Sie?«
    »Hin und wieder, ja. Ein aufgewecktes Mädchen.«
    »Wann haben Sie das letzte Mal mit ihr gesprochen?«
    »Das ist noch gar nicht so lange her, vor vier Wochen etwa.«
    »Hat sie bei dieser Gelegenheit etwas Besonderes gesagt?«
    »Wollten Sie nicht etwas über Lilliana wissen?«
    »Beantworten Sie bitte meine Frage«, sagte Claus Bosse.
    Flemming lehnte sich zurück und genoss die Vorstellung, ohne eine Miene zu verziehen. Bosse würde es eines Tages zu etwas bringen, dachte er.
    »Sie hatte Angst«, sagte Merethe.
    »Sally?«
    »Ja. Sie redete nicht viel darüber … Aber es ging um einen Mann, für den sie mal gearbeitet hat.«
    »Einen Zuhälter?«
    »Vielleicht. Wahrscheinlich. Oder einer, der für einen Zuhälter gearbeitet hat. Er hat sie jedenfalls mehrfach aufgesucht, und sie redete davon, dass sie möglicherweise irgendwo anders von vorn anfangen oder untertauchen müsse.«
    »Und dabei sollten Sie ihr helfen?«
    »Es wäre nicht das erste Mal gewesen«, sagte Merethe und erwiderte seinen Blick.
    »Sie hatten ihr schon einmal geholfen?«
    »Nein, nicht ihr direkt. Ich habe schon früher Frauen geholfen, die ein neues Leben beginnen mussten.«
    »Wissen Sie, wo Sally jetzt ist?«
    »Nein. Sie ist nicht wiedergekommen.« Merethe riss plötzlich die Augen auf. »Wurde sie auch …?«
    Claus und Flemming sahen sich an.
    »Wir wissen es nicht«, antwortete Flemming. »Aber wir befürchten, dass auch sie das Opfer eines Verbrechens geworden sein könnte.«
    Eine Weile sagte niemand ein Wort. Dann richtete Flemming sich auf: »Zurück zu unserem Fall. Wenn Sie über das Einstellungsgespräch hinaus keinen Kontakt zu Ihren illegalen Mitarbeitern haben, wie bekommen die dann ihren Lohn?«
    »Sie erhalten den Lohn immer in bar.«
    »Etwas genauer bitte. Danke.«
    Merethe seufzte irritiert. »Die Firmen, die einen Teil der Reinigung schwarz bezahlen, legen diesen Teil des Betrags bereit, sodass der illegale Mitarbeiter sich das Geld nehmen kann.«
    »Und noch genauer?«
    »Ganz konkret steckt unsere Kontaktperson bei Kurt & Ko das Geld in einen Umschlag und legt ihn an einen vereinbarten Ort. Beim Bäcker in der Algade passiert dasselbe.« Sie sah ihn an. »War das genau genug?«
    »Eine riskante Vorgehensweise.«
    »Wir hatten bisher nie Probleme.«
    »Soweit Sie wissen.«
    »Soweit ich weiß, ja. Wenn es Probleme gegeben hätte, dann hätte ich es erfahren, da bin ich mir sicher.«
    »Wieso?«
    »Ich habe in jedem einzelnen Fall mit den Mitarbeiterinnen einen bestimmten Lohn vereinbart. Wäre der volle Betrag nicht in dem Umschlag gewesen, hätten sie mich angerufen.«
    Flemming schaute sie an. War sie wirklich so naiv? »Haben Sie nie von Erpressung gehört?«
    »Das ist es, was ich gerade erlebe, oder?«
    Sein Lächeln ähnelte einem Zähnefletschen. »Wie viel lag insgesamt in Lillianas Umschlägen?«
    »Achttausend.«
    »Im Monat? Davon konnte sie doch nicht leben?«
    »Es ging ausgezeichnet.«
    »Werden die anderen Illegalen ebenso schlecht bezahlt?«
    »Das ist ein guter Betrag«, widersprach Merethe ein wenig beleidigt. »Immerhin ist es Schwarzgeld.«
    Flemming seufzte. Er mochte nicht weiter nachfragen, wagte nicht daran zu denken, wie viel Merethes wohltätiges Wirken ihr selbst im Monat einbrachte. Eine Sache war diese teuer eingerichtete Wohnung am Gammel Kongevej, er hätte gewettet, dass dies nicht ihre einzige Vermögensanlage war. Egal, darum sollten sich andere kümmern. Er klopfte auf das kleine schwarze Rechnungsbuch. »Kommen wir dazu. Erklären Sie mir das System.«
    Merethe nahm das Buch und schlug eine zufällige Seite auf. »Sehen Sie«, sagte sie. »Jede der illegal Angestellten hat eine Rubrik. Hier stehen der Vorname oder die Initialen, und hier …«, sie zeigte es mit einem langen, nicht lackierten Fingernagel, »… hier steht, wie viel ich jeder Einzelnen bezahlt habe, Monat für Monat. Eine Sechs bedeutet natürlich sechstausend.«
    »Suchen Sie Lilliana.«
    Merethe blätterte. »Sie ist ziemlich lange bei uns gewesen, anderthalb Jahre etwa. Hier ist sie!« Sie drehte das Buch um, damit die

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