Die Haarteppichknüpfer - Roman
talgiger Duft, der sie an den Duft des Drüsenfetts junger, brünstiger Baraq-Büffel erinnerte. Er musste den Reif schon lange tragen. Vielleicht Tag und Nacht, seit ihn seine Mutter ihm geschenkt hatte.
Ob das stimmte? Und wie kam jemand dazu, ein Geschenk seiner Mutter, und noch dazu ein so wertvolles, herzugeben für ein paar armselige Lumpen?
Egal. »Nehmt Euch, was Ihr mögt«, hörte Ubhika sich sagen, ganz versunken in die Betrachtung des Armreifs.
»Ihr müsst mir sagen, was ich brauche!«, protestierte der Mann.
Seufzend bückte sich Ubhika zu ihrem Bündel und fischte eine Hose und ein langes Hemd aus grobem Webstoff heraus und eine Jacke, wie sie die Viehzüchter trugen. Viehzüchterstiefel hatte sie natürlich nicht; sie gab ihm stattdessen ein Paar einfache Sandalen.
»Das passt mir doch nicht.«
»Doch, das passt Euch genau.«
»Das glaube ich erst, wenn ich es probiert habe«, erwiderte der Mann und begann zu Ubhikas grenzenloser Verblüffung, seine Kleidung abzustreifen.
Immerhin wandte er sich dabei von ihr ab. Er öffnete sein Jackenteil an einer Naht, die sich mit einem schmatzenden Geräusch öffnete, und schlüpfte aus den Ärmeln. Ein nackter, kraftvoller Oberkörper kam zum Vorschein, der samtig im Licht der Sonne schimmerte, während der Mann begann, an seinem Gürtel zu nesteln.
Ubhika, die vergessen hatte zu atmen, holte erschrocken Luft und sah sich unwillkürlich nach allen Seiten um, als befürchtete sie, jemand könne sie beobachten. Das war noch nie passiert, dass ein Mann sich vor ihr auszog!
Aber der Fremde schien nichts dabei zu finden. Er stieg aus seinem Hosenteil und zog dann die neu erworbene Hose an.
Ubhika stand da und starrte den nackten, muskulösen Rücken an, so nah, dass sie nur die Hand hätte auszustrecken brauchen, um ihn zu berühren. Und es zuckte tatsächlich in ihrer Hand. Warum nicht?, fragte sie sich und konnte den Wunsch fast nicht bezähmen, die glatte, glänzende Haut des Mannes anzufassen, einfach nur einmal zu spüren, wie sie sich anfühlte. Und sie sah seinen Hintern, klein und kräftig, verhüllt nur von einem engen, unglaublich glatt anliegenden Kleidungsstück, das aussah wie eine kurze Hose, und sie spürte eine seltsame warme Woge sich in ihrem Unterleib ausbreiten.
Und verrückte Gedanken in ihrem Kopf …
Sie drehte den Armreif unschlüssig zwischen ihren Fingern. Die Muster auf der Außenseite glänzten wunderschön. Ihm den Armreif zurückgeben und ihn bitten, stattdessen mit ihr die Dinge zu tun, die ein Mann mit einer Frau tut, ein einziges Mal nur …
Was für ein verrückter Gedanke. Sie schob den Armreif energisch über ihr linkes Handgelenk. Ausgeschlossen. Sie wollte es nicht erleben, dass er sie zurückwies und ihr sagte, dass sie ihm zu alt war.
»Tatsächlich«, hörte sie ihn sagen, ahnungslos. Er streckte die Arme nach allen Seiten aus und sah an sich herunter. »Es passt tatsächlich.«
Ubhika sagte nichts, hatte nur Angst, er könnte ihr ihre Gedanken ansehen.
Aber der Fremde, der sich Nillian nannte, lächelte sie zerstreut an und sammelte seine Sachen ein. Das glänzende Kleidungsstück rollte er zu einem Bündel, das er sich unter den Arm klemmte, und seinen Gürtel hängte er sich über die Schulter. Er bedankte sich freundlich und sagte noch dies und das, wovon die Händlerin nichts mitbekam, obwohl sie sich später erinnerte, geantwortet zu haben. Und dann verabschiedete er sich.
Sie sah ihm nach, wie er davonging, querfeldein. Nicht in Richtung Stadt. Kurz vor einer Senke drehte er sich noch einmal um und winkte ihr zu. Dann verschwand er.
Ubhika blieb noch eine ganze Weile stehen und starrte blicklos vor sich hin. Irgendwann kam sie wieder zu sich, hob den linken Arm und schaute den Armreif an, der da tatsächlich war. Kein Traum.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, als säßen ringsum hinter jedem Felsen und jedem Hügel Leute, die sich tuschelnd Geheimnisse erzählten, von denen sie nichts erfahren sollte. Sie beeilte sich, die übrig gebliebenen Kleider wieder zusammenzurollen und zu verstauen. Dann nahm sie die Zügel der beiden Pack-Yuks, stieg auf ihr Reittier und trat ihm in die Seiten, damit es sich in Bewegung setzte. Sie spürte einen Druck auf ihrer Brust, den sie sich nicht recht erklären konnte.
Und sie bemühte sich, nicht an den Abend zu denken. Heute Nacht würde es schwer werden.
Der Mann von anderswo
»Ein karger Planet, größtenteils Wüste und Steppe. Bevölkerung schätzungsweise
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