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Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Die Habenichtse: Roman (German Edition)

Titel: Die Habenichtse: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Katharina Hacker
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aufgeplatzt; sie schaute weg. Sie machte einen Schritt, hielt mit weit ausgestrecktem Arm noch die Tür, dann einen zweiten Schritt und noch einen, stand schon auf der ersten Stufe, der zweiten, während Polly alles Gras überquert hatte und an etwas roch, an einer Pflanze, die dort an der Mauer wuchs, dort, wo die Sonne war. Das Gras war feucht, sie spürte es durch die Strümpfe, ohne Schuhe, nur in Strümpfen durfte man nicht hinausgehen, sie hob die Beine sorgfältig, um es gutzumachen, ein Plastikeimer lag da, sogar eine kleine, grüne Schaufel, sie dachte, daß sie die Strümpfe vielleicht ausziehen könnte, damit sie nicht naß und dreckig würden. Neben dem Eimer glänzte etwas, eine große Scherbe, der Boden einer Flasche, und neben der Glasscherbe stand ein winziges Pferd, braun und mit einem weißen Fleck auf dem Kopf, mit einem schwarzen Sattel auf dem Rücken. Vorsichtig streckte sie die Hand danach aus. Es war wirklich ein Pferd. Sie nahm es fest in die Hand, umschloß es, dann spreizte sie die Finger und betrachtete es wie einen Käfer, der davonkrabbeln könnte. Da war es noch immer, und es hatte alle vier Beine. Sie richtete es auf, es galoppierte ihre Handfläche entlang. Wenn sie es absetzte, konnte es immer weitergaloppieren, über Hügel und Ebenen hinweg, in dem warmen, duftenden Wind, an einer riesigen Blume, groß wie ein Baum, vorbei und zwischen den Gräsern hindurch, durch eine Steppe, die nicht endete, immer weiter. Die Glasscherbe war ein See, aus dem das Pferd trank, Sara hielt es am Zügel, wartete, bis es sich satt getrunken hatte, dann stieg sie auf, und los ritten sie, immer schneller, bis sie die sengende Sonne erreichten, wo ein riesiges Ungeheuer lauerte, ein Untier mit Krallen und einem ungeheuren Schweif, der nach ihnen schlug, um sie zu töten. Aber sie wichen aus, mit einer schnellen, geschickten Bewegung brachten sie sich in Sicherheit, hinter einem Hügel, und beobachteten das riesige Tier. Es war ein Drache. Er lag still da, um sie zu täuschen, nur sein fauchender Atem verriet, daß er nicht schlief. Die Flanken hoben sich, senkten sich, furchtlos lag er da, man mußte das Schwert finden, das ihn besiegte, das seinem Drachenkörper die Wunde zufügte, man mußte furchtlos und kühn sein, –und wenn der Tod kommt, fürchten wir uns nicht, flüsterte Sara. Sie strich über den zitternden Rücken des Pferdes und sprach ihm Mut zu, dann sang sie sogar ein Lied, leise, und das Ungetüm schlief tatsächlich ein, schlief im Gras, hingestreckt, vertrauensvoll. –Wir fahren zur Hölle, flüsterte Sara. Wir gehen unter und ihr mit uns. Mit dem Finger strich sie über den zitternden Rücken des Pferdes und flüsterte ihm beruhigend zu. –Aber wir ergeben uns nicht. Der Lohn war die Freiheit, der Lohn war ein goldener Schatz, und jeder Wunsch ging in Erfüllung. Edelsteine, und der Zauberbaum, zu dessen Füßen das Untier lag, der Baum, den man berührte, vor dem man sich verneigte, damit die Wünsche sich erfüllten, und zu Füßen des Baums das Untier. Schlimm war, daß es noch lebte. –Wir müssen es töten, flüsterte sie dem Pferd zu, das den Kopf hob und die Mähne schüttelte und zustimmend wieherte, –müssen es töten, mit einem Hieb. Denn noch schlief es, doch wenn es aufwachte, war alles verloren, –mit einem Hieb, wiederholte Sara und schaute sich suchend um, denn jeder Kampf hatte seine Waffe, sagte Dave, sagte Dad, und da lag eine Keule, lag für sie bereit, ein dicker, nicht allzu langer Ast, den Sara aufhob, hoch über den Kopf schwang, in die Luft, mit beiden Händen umklammert, und Pollys Schnurrbarthaare zitterten, sie gab einen kleinen zufriedenen Laut von sich, schlug ihre Augen auf. –Es ist das Untier, flüsterte das Pferd schaudernd, du mußt es erschlagen, um den Zauber zu brechen, siehst du seine Augen, du wirst niemals wachsen und groß werden, wenn sein Blick dich trifft, es schlug die Augen auf, beide Augen, dunkelgrün, schläfrig, wenn du je in die Schule willst wie alle anderen, ein kleiner Laut, als wollte Polly etwas sagen, schläfrig, aber das Pferd beschwor Sara, und so hob sie die Arme, reckte sie hoch in den Himmel, um den Schlag gegen den Feind zu führen, der den Kopf hob, zum Angriff bereit, und Sara reckte sich, weiter hinauf, ein einziger Schritt noch nach vorne, und dann schlug sie zu.
    Pollys Schrei zerriß die Stille, mit gesträubtem Fell jagte sie den Baum hinauf, fauchend, auf den untersten Ast, der ihr keinen Halt bot, da sie

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