Die Händlerin von Babylon
sie seine Leier. Mächtig ragte er über ihr auf, ihr Schutz gebend, nach Salz schmeckend, wie ein Kolben stoßend, auf jede noch so winzige Regung reagierend. So als wären sie beide in einem Tanz gefangen, an der Wurzel vereint, und würden ihre Körper immer weiter um diese Verbindung herum bewegen. Chloe nahm nichts mehr wahr außer dem Blut, das in ihren Adern sang, den glatten, harten Muskeln, der wortlosen Begierde.
Wieder sackten sie in einem schlaffen Haufen zusammen, doch diesmal blieb Cheftu still neben ihr liegen. Eine Schwade aus einer Ofentür durchzog den Raum.
Cheftus Magen meldete sich zu Wort.
»Wo steckt eigentlich dieser Diener?«, murmelte Chloe, alle Gliedmaßen von sich streckend wie ein Seestern. »Mann, ist das heiß hier.«
»Er hat das Essen draußen abgestellt«, antwortete Cheftu. »Und zwar vor einer Ewigkeit.«
»Ob ich es wohl bis dorthin schaffe?«, überlegte sie laut.
»In diesem Fall hätte ich nur halbe Arbeit geleistet«, stellte er fest und schwang die Füße auf den Boden. »Bin gleich wieder da.«
Als sie wieder aufwachte, stellte er eben ein Tablett am Fußende des Bettes ab. Das Laken war oben und unten aus der Matratze gezerrt, die Kissen lagen überall im Zimmer verstreut. »Mein Körper tut mir an Stellen weh, von denen ich bis heute noch nichts geahnt hatte«, erklärte sie im Aufsitzen und streckte die Hand nach einer Schale aus.
Cheftu löste das Siegel und öffnete den Weinkrug. Der süße Duft parfümierte die Luft. Er beugte sich zu ihr herüber und küsste sie. »Möchtest du dich vielleicht beschweren, Chérie?«
»Mmm ... wie du vorhin selbst gesagt hast, bist du wahnsinnig? Ich würde dich höchstens umbringen, wenn du diese Sachen schon länger beherrscht hättest.«
Eine Braue hochgezogen, nippte er an seinem Wein. »Das würdest du wohl gern wissen.«
»Ehrlich gesagt ist es mir schnuppe, wann oder wo du das gelernt hast, Hauptsache, du vergisst es nicht.«
»Bestimmt nicht.« Das ironische Funkeln verblasste in seinen Augen, und im nächsten Moment lagen sie sich wieder in den Armen, verschlangen sich ineinander wie Weinranken und hielten sich schweigend fest. Chloe hörte, wie sein Herz an ihrem schlug. Perfekt.
»Ich hatte mehr Angst als damals, als ich vor dem Löschkommando stand und deinen leblosen Körper wegtragen musste«, flüsterte Cheftu. »So ganz ohne Essen und Wasser im Dunkel.«
Sie schauderte. »Es war wirklich ziemlich eklig, aber die Reaktion auf die Droge hat mich eine ganze Weile beschäftigt gehalten. «
»Du bist so tapfer, so mutig, meine Geliebte.«
»Was bleibt mir denn anderes übrig«, erwiderte sie sarkastisch. »Und ich will nie, nie wieder allein im Dunkeln sein.«
Seine Arme drückten sie fester. »Wir werden bis an unser Lebensende nur noch neben einem brennenden Feuer schlafen.«
Sie lachte leise. »Ich meine nicht das, was man hier unter Dunkelheit versteht. Hier gibt es stets irgendein Licht. Dort war einfach nichts mehr. Kein Schatten, kein einziger visueller Anhaltspunkt. Als wäre ich in schwarzen Filz gewickelt worden. Ohne jede Orientierung in einer schlammigen Grube versunken.«
»Ich hätte das nie geschafft.«
Mit einem Schaudern fielen ihr die unzähligen Visionen von Würmern und Verwesung, Maden und Verfall wieder ein. »Ich habe auch nicht geglaubt, dass ich es schaffen würde. Irgendwie kann ich es immer noch nicht glauben. Es kommt mir so unwirklich vor.«
»Für mich war es nur allzu wirklich«, meinte er. »Dich dort allein zurückzulassen und nur hoffen zu können, dass die Droge dich nicht allzu sehr mitnehmen würde, dass du dich trotzdem bewegen könntest, dass du nicht stolpern und stürzen und auf dem Weg nach draußen verbluten würdest. Dann haben wir noch ein paar Grabräuber geschnappt -«
»Du hast sie gefangen?«
»Nimrod. Haben sie dir wehgetan?«
»Als sie schließlich flohen, hatten sie solchen Schiss, dass sie mich wahrscheinlich für einen Geist oder Dämon gehalten hätten, wenn ich auch nur mit dem Kopf gewackelt hätte. Allerdings war ich zu dem Zeitpunkt vor Angst wie versteinert. Wie haben sie das Gift überlebt?«
»Nimrod glaubt, dass sie ein schweres Schlafmittel genommen und sich dann in eine der Truhen gelegt haben. Als sie dann aufgewacht sind, haben sie alles durchsucht, sind nach unten geklettert, haben dort das Grab geplündert und sind geflohen.«
»Woher haben sie von dem zweiten Grab gewusst?«
Cheftu seufzte. »Keine Ahnung.«
»Hast du sie
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