Die Händlerin von Babylon
gefragt?«
»Sie haben kein Wort gesagt.« Er klang kurz angebunden, darum ließ Chloe die Sache auf sich beruhen. Mit geschlossenen Augen genoss sie die Last seines Körpers - wenigstens eines Teiles - auf ihrem. »Bist du hungrig?«, fragte er.
»Ja, aber ich will dich auf keinen Fall loslassen.«
Sie schliefen ein und erwachten erst wieder vom Klang der Trommeln draußen. Auf der Stelle hellwach, setzte Cheftu sich auf.
»Was hat das zu bedeuten?«, fragte Chloe.
Cheftu war schon auf und halb angezogen. »Das weiß ich nicht. Aber ich werde es herausfinden. Iss was, ich bin bald wieder da.«
Während sie sich noch aufsetzte, war er schon aus der Tür. Sie nahm sich einen Teller von dem Tablett am Fußende des Bettes. Geschnittenes Fleisch von zweifelhafter Herkunft, Brot, Zwiebeln, Erbsenpüree. Mit Löwenhunger machte sie sich über ihr Essen her.
Nimrod sah erst auf die Karte, dann auf Gilgamesch. »Na gut, und wie steht es mit den Feldern rund um Fara?«
Gilgamesch schüttelte den Kopf. »Die gibt es schon seit dem Einst, Ziusudra war dort. Die Gerste steht in diesem Jahr nur halb so hoch wie sonst. Die Erde ist mit Salz überzogen.«
Nimrods Finger glitt über den Kanal, der Euphrat und Tigris verband. Er suchte immer noch in der Ebene von Shinar. »Und Nippur? Werden dort Siedler aufgenommen?«
»Ich habe es dir doch erklärt, Bruder. Jedes Gemeinwesen zwischen Kish und Eridu steht vor den gleichen Problemen. Das Wasser trocknet die Felder aus. Die Felder werfen nichts mehr ab.«
»Glaubst du, es würde das Problem lösen, wenn es weniger Menschen gäbe?«
»Dann würde der Boden nicht so ausgezehrt. Wir könnten im Fruchtwechsel anbauen und Felder brach liegen lassen. Natürlich würde das helfen.«
Nimrod starrte auf den Schattenschnitt an der Wand. »Ist die Salzkruste ein weiterer Fluch aus dem Einst?«
»Die sterbenden Felder? Das weiß ich nicht. Jedenfalls keiner, der uns verkündet wurde, sagt Ziusudra.«
Nimrod studierte erneut die Karte. »Und wie sieht es weiter im Norden aus, weiter vom Meer entfernt?«
»Wir haben Vettern in Agade, die schon fast an den Quellflüssen wohnen.«
»Und was ist mit dem Land dazwischen?«
»Das ist Wüste.«
»Hier war auch Wüste, bevor wir das Land bewässerten.«
»Hier war früher Marschland«, verbesserte Gilgamesch. »Hier gab es seit ewigen Zeiten Wasser. Es ist leichter, vorhandenes Wasser abzuleiten, als Wasser an einen neuen Ort zu locken.«
Nimrod seufzte. »Vielleicht sollten wir ganz auf unsere Handwerker vertrauen und Nahrungsmittel eintauschen, um das Problem ganz zu umgehen.«
»Und auf alle Felder verzichten?«
»Jedenfalls auf den kommerziellen Anbau. Natürlich könnten die Menschen als Einzelne ein Anwesen betreiben, wenn sie das wünschen, aber nicht wie in Ur.«
»Und was passiert mit deinem Volk, wenn es zu einer Trok-kenheit kommt? Und die kommt bestimmt, die kommt alle paar Jahre.«
Nimrod verstummte. »Das Gleiche wie sonst. Es werden Menschen sterben. Und andere überleben.« Er schnaubte. »Es liegt alles in der Hand der Götter.«
»Das ist sicherlich wahr. Wie groß soll die Gruppe sein, an die du gedacht hattest?«
Nimrod lehnte sich zurück. »Anfangs hundert, im nächsten Jahr ein paar hundert mehr.«
»Du wolltest schon immer Lugal werden, nicht wahr?«
Es war eine Fangfrage: Gilgamesch, Shems ältester Sohn, war einst Lugal von Ur gewesen. Unter seiner Regentschaft hatte er die Stadt derart geknechtet, dass der Rat Puabi angebettelt hatte, einzugreifen. Sie war mit Nimrod in die Berge gezogen, um einen Gefährten für Gilgamesch zu finden, der ihn ablenkte und seine Energien dämpfte, damit er die Bewohner von Ur nicht mehr so gnadenlos zu jener Emsigkeit antreiben konnte, von der er selbst besessen war. Nimrod hatte mit dem Gedanken gespielt, eine Wildkatze zu fangen, doch dann hatte Puabi Kidu entdeckt und vom ersten Moment an begehrt. Nachdem Nimrod den Bergmenschen in eine Falle gelockt hatte, hatte Puabi ihn erst mit Sex gefügig und ihn anschließend Gilga-mesch zum Geschenk gemacht.
Doch der Plan war fehlgeschlagen. Darum hatte der Rat Shem angefleht, noch einmal Lugal zu werden. Gilgamesch war im Zorn aus Ur fortgezogen, um über ein anderes Gemeinwesen zu regieren. Nimrod hatte den Konflikt zwischen Vater und Bruder verfolgt und still für sich allein entschieden, was er für gerecht und richtig hielt. Trotzdem musste Nimrod in Gilga-meschs Nähe auf Samtpfoten wandeln, denn zurzeit brauchte er
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