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Die Händlerin von Babylon

Die Händlerin von Babylon

Titel: Die Händlerin von Babylon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Suzanne Frank
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kräftig und ihr Hals zu lang. Genauso wenig passte ihr energisches Kinn und die hohe Stirn zu den maulwurfsgleichen Menschen, die seit Anbeginn der Zeit das Land bestellt hatten. Eine Haut wie ihre war keine dreißig Jahre lang der gnadenlosen Sonne ausgesetzt gewesen. Sie war eine Hochstaplerin, dieses Marschmädchen, aber anscheinend ohne es zu ahnen. »Das kann ich dir nicht beantworten«, gestand sie schließlich.
    Ningal wusste, dass er zu alt war, um sich ausgeschlossen zu fühlen, noch dazu von einem Wesen, das er selbst aus dem Schlamm gezerrt hatte, und zwar wann - erst gestern Nachmittag? Er richtete sich auf und spannte ein letztes Mal die Muskeln an, bevor er sich erhob. Dann blieb er vor ihr stehen.
    »Warte«, sagte sie, immer noch sitzend. Er blickte ihr auf den Scheitel. Das Licht schimmerte in ihrem Haar, es fing sich in den Farbresten, die noch auf ihren Lidern glänzten, und untermalte ihre Lippen. Sie waren ungefärbt und reif. Ich muss zum Tempel, dachte Ningal. Ich muss diese Empfindungen in einem Gefäß versenken, das für die Leidenschaft und die Lust geschaffen ist, nicht in diesem Kind, das so alt ist wie meine Uru-renkel.
    »Es ist nicht so, dass ich es dir nicht sagen will, aber ich kann es nicht. Natürlich möchte ich einen Gefährten, aber ... was ich wirklich will, wen ich wirklich will, schwebt mir so genau vor, dass ich es nicht in Worte fassen kann.« Sie streckte eine Hand hoch, und er half ihr auf. Auge in Auge standen sie einander gegenüber; er spürte ihren Puls in seiner Hand. Ihr Blick war der einer Frau, die über großes Wissen verfügte. In diesem Moment begriff er, dass ihr nicht entging, wie sie auf ihn wirkte.
    Er löste die gleichen Gefühle in ihr aus; in ihren Augen konnte er erkennen, dass sie ihn begehrte. Er spürte es in ihrer Berührung.
    Ningal gab ihre Hand frei und trat mit einem Lächeln zurück. »Es ist schon spät für mich«, sagte er. »Schlaf gut, Weib.«
    »Darf ich zur Schule?«
    »Das hat es noch nie gegeben. Keine Frau besucht das Haus der Tafel.« »Nein«, korrigierte sie mit fester Stimme und ganz eindeutig grünen Augen. »Keine Frau hat bis jetzt das Haus der Tafeln besucht.«
    Ningal lächelte und erklomm dann die Stufen zu seinem Bett. Für diese Morgendämmerung genügte ihm das Wissen, begehrt zu werden.

    »Guten Tag«, sagte Chloe zu Kalam und Ningal, als die beiden sich im schattigen Hof niederließen. »Wie war euer Schlaf?«
    Eine Sklavin bot ihr Bier und Brot an, während Ningal ihr winkte, sich zu ihnen zu setzen. Kalam schien überrascht, sie zu sehen, verbarg das aber unter einem affektierten Blick. »Ich möchte es immer noch«, sagte sie zu Ningal. Von nichts anderem hatte sie geträumt: dass diese Kerben, die wie Marschvögelfüße im Schlamm aussahen, einen Sinn ergaben! Zählen, schreiben, lesen können! Wie phantastisch wäre das! »Wann kann ich anfangen?«
    Kalam wandte sich an Ningal. »Was meint sie?«, erkundigte er sich misstrauisch.
    »Ich will in die Schule.«
    Kalam spuckte sein Bier aus, schnappte nach Luft, verschluckte sich dabei und hustete, bis sein Gesicht so rot angelaufen war wie der Saum seines Umhangs. »Das ist ein neues Wort«, meinte er keuchend zu Ningal. »Hast du ihr das beigebracht?«
    »Sie hat es zuerst verwendet«, antwortete Ningal, wobei er seinem Gehilfen auf den Rücken klopfte. »Sie hat es schon gekannt.«
    Chloe ärgerte sich, dass sie nicht wusste, welches Wort die beiden meinten, doch sie schwieg, bis Ningal das ausgespuckte Bier von seiner Schulter und aus seinem Bart gewischt hatte. »Ich glaube, ich muss noch mal ein Bad nehmen, bevor ich zu
    Gericht sitze«, erklärte er der Sklavin.
    »Bitte verzeih mir, Herr, aber ich dachte, dass, also .« Ka-lam sah Chloe an, die sich tapfer seinem Blick stellte. Auf gar keinen Fall würde sie sich von ihm einschüchtern lassen. Gestern Abend hatte er über sie gelacht - das machte sie ihm nicht zum Vorwurf, sie hatte sich wirklich lachhaft aufgeführt -, aber sie würde nicht zulassen, dass er es noch einmal tat.
    »Sie hat es wirklich gesagt, Kalam«, bestätigte Ningal. »Chloe möchte das Haus der Tafel besuchen.«
    »Ach so. Sonst nichts?« Er lächelte sie an und rückte seinen Trinkhalm wieder zurecht.
    »Heißt das, ich darf?«
    Kalam musterte sie abfällig. »Das ist vollkommen ausgeschlossen.«
    »Kalam ist ein Alter Knabe aus einem der angesehensten Tafelhäuser in der Stadt«, eröffnete ihr Ningal.
    »Und offenbar halten Alte

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