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Die haessliche Herzogin

Titel: Die haessliche Herzogin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lion Feuchtwanger
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Offiziere, fertig in Rüstung, sein Erzkämmerling und Adjutant, zwei Pagen. Der Luxemburger legte trotz seiner sechzig Jahre und seiner Blindheit größtes Gewicht auf einwandfreie Wappnung und Kleidung. Der Kämmerling und die Pagen rieben seine weiße, körnige Haut mit Essenzen, legten ihm umständlich Hemd, Unterkleid, die silberne Rüstung an.
    Der König hatte nur wenige Stunden geschlafen, aber er war frisch und in strahlender Laune. Vor ihnen war ein großes Gehölz, dahinter standen die Engländer. Heute also, endlich, wird man sich schlagen. Es wird kein Geplänkel, es wird eine heiße, große Schlacht sein. Es geht für den Engländer um alles.
    Wie der elegante, blinde Mann jetzt dasteht, gewaschen, gerüstet, den Sommermorgen schnuppernd, hat er alle die leisen, melancholischen Anwandlungen vergessen, die sonst manchmal in letzter Zeit aus seinem zerronnenen und zerdunsteten Leben in seine Nacht steigen. Wie ein Tier, das nach langem winterlichem Stall den Frühling wittert, sog er gierig den Geruch der Schlacht, der rings in der Luft war.
    Trat vor das Haus, frühstückte, scherzte mit seinen Herren. Kleiner, reiner Wind ging. Nun wird gleich die erste Sonne kommen.
    Sein Vater war Römischer Kaiser gewesen, mächtig über alle Christenheit. Er, Johann, kämpfte jetzt in französischem Sold; es hat eigentlich gar keinen Sinn gehabt, daß er sich in den großen Zwist zwischen England und Frankreich gemengt, er hat es aus bloßer Freude am Kampf getan. Zudem hat er das Geld verschleudert, das er von Frankreich für die Truppenwerbung erhalten , und muß jetzt ziemlich kläglich Ausflüchte suchen. Genau gesehen, hat sich ihm nichts, gar nichts gefügt. Wenn auch! Das geht ihn jetzt nichts an. Jetzt wird er kämpfen. Er ist sehr vergnügt.
    Man reichte ihm weiße Scheiben Brotes, Butter, Honig, einen Trank Met. Bienen summten um ihn. Er tätschelte die weichen Haare der Pagen.
    Er hat das Geld für die Söldner vertan. Er lächelte.
    Nun ja, wenn heute sein Sohn Karl Deutscher König ist, so hat jener Sold sein gut Teil dazu beigetragen.
    Karl darf es nicht wissen. Er ahnt es wahrscheinlich, aber wissen darf er es nicht. Er ist so korrekt. Gleichviel, gleichviel. Er liebt Frankreich, er hat Frankreich viele gute Dienste getan, er wird auch heute, er spürt es, das vertane Geld reichlich hereinbringen . Er schüttelte sich, reckte sich, fragte, ob die Sonne schon da sei.
    Man stieg zu Pferde, brach auf. Es ging durch ein großes Gehölz, dahinter stand auf dem weiten, staubigen Feld der Feind. Man hatte die Visiere noch nicht heruntergelassen; Vögel sangen, Zweige streichelten das Gesicht, man roch das Laub. Es war schön zu leben, es war schön, im Morgen durch den Wald zu reiten, und dahinter stand der Feind.
    Ah, jetzt verstummten die Vögel. Klirren, Schreien, Dröhnen, stampfende, trappelnde Pferde, helle Trompeten, Staub, viel Staub. Man war am Ende des Waldes.
    Der König hielt mit seinen Herren. »Wie steht die Schlacht ?« fragte er mit der Erregung des leidenschaftlichen Spielers. Seine Herren mußten ihm alle Wechsel des Kampfes schildern. Er kommandierte, warf Truppen hierhin, dorthin. Aber die Strategie des Blinden blieb notgedrungen theoretisch, die Offiziere korrigierten, ohne viel Worte zu machen, seine Befehle nach Belieben oder führten sie überhaupt nicht aus.
    Staub lag dicht auf dem Feld, legte sich grau, dick auf Halme, Gräser, Ähren, auf die Pferde, die Rüstungen.
    Die Schlacht hatte sich in zahllose, verbissene Gruppenkämpfe aufgelöst. Da hielt es den alten Herrn nicht mehr. Spürte er, daß seine Befehle leerer Schall waren, demütig entgegengenommen, unbeachtet weggeworfen wurden? Er reckte sich plötzlich hoch auf, sein braunes, gutes Pferd stieg, wieherte, er warf einen hellen, fröhlichen Schrei in das Gewieher, brach los. Seine Offiziere suchten ihn zu halten, die Pagen drängten brennend, hitzig vor. So kam er trotz allen Hemmungen ins dickste Getümmel, sein Schmuck, seine wertvolle Rüstung reizten Gegner. Er wurde umzingelt, herausgehauen, nochmals umzingelt. Vor allem zwei schottische Ritter, jüngere Söhne, Habenichtse, hatten es auf seinen Schmuck und den prachtvollen Brustpanzer abgesehen. Der blinde alte Herr sprach, schrie, lachte, stach um sich. Er war von seinen Offizieren getrennt, die Pagen hatten sich bei ihm gehalten. Er sprach, scherzend, grimmig, anfeuernd, zynisch, zu dem einen, dem blonden, feinen Jehan, seinem Liebling. Der war schon

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