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Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition)

Titel: Die hässlichste Tanne der Welt (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Annette Bluhm
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Lieblingsbeschäftigung. Noch dazu, wo eine Batterie Badeenten und Schiffe drauf wartet, endlich mal wieder bespielt zu werden. Ich spendiere einen Klecks von dem neuen Schaumbad mit Weihnachtsduft, das Lissy mir netterweise zum Superschnäppchenpreis besorgt hat.
    «Hmm», schwärmt Jan. «Der Ssaum riecht gaaanz doll nach Ssokolade …»
    Bei Eric löst der Duft Gelüste aus. «Oma, kann ich heiße Schokolade haben?»
    «Mal sehen, ob noch genügend Milch im Kühlschrank steht», sage ich und lasse die zwei für eine Minisekunde allein. Ertrinken können sie nicht, die Wanne ist kaum halbvoll, und die Gummimatte am Boden sorgt für Rutschsicherheit.
    Milch ist noch reichlich da, die Jungs müssen also nicht auf Kakao verzichten. Als ich ins Bad zurückkehre, erfinden meine süßen Enkelkinder gerade ein neues Spiel. Eric quetscht das edle Schaumbad aus der Flasche, und Jan hat das Wasser aufgedreht, um mit dem Duschkopf Schaumberge zu erzeugen.
    «Ssau mal Oma», strahlt er mich an. «Ssokoladenduftssnee, das kann nicht mal Frau Holle.»
    In letzter Sekunde kann ich einen Schrei unterdrücken, der die Jungs unnötig erschrecken würde. Stattdessen nehme ich Eric die Flasche ab und drehe das Wasser zu.
    «Ja seid ihr denn von der wilden Hummel gebissen worden, ihr Lausejungs?», schimpfe ich. «Das ist Omas Weihnachts-Badeschaum und kein Spielzeug.»
    «Hihihi …», kichert Eric. «Im Winter gibt’s keine Hummeln und keine Bienen und keine Wespen und sowie Tiere.»
    Jan blickt mit ernsten Augen zu mir auf. «Wertvolle Sachen musst du versstecken», klärt er mich dann auf.
    «Na, dann werde ich euch Lausejungs mal verstecken, denn ihr seid das Wertvollste überhaupt», lache ich und hole die beiden aus der Wanne.
    Wieder angezogen, vorübergehend mit Omas Socken, verfrachte ich sie aufs Sofa.
    «Ihr bewegt euch nicht von der Stelle, sonst gibt’s keinen Kakao», drohe ich scherzhaft, während ich sie noch in Decken einhülle.
    Aber ohne Beschäftigung würden sie keine zwei Minuten ausharren, deshalb lege ich die uralte Kinderkassette
Wir warten aufs Christkind
ein, die schon Katja und Madeleine geliebt haben.
    Mit Kakaotassen in den Händen lauschen wir dann gemeinsam der Geschichte vom traurigen kleinen Schokoschwein. Das arme Schweinchen kann nämlich nicht unter dem Christbaum Weihnachten feiern, weil es sonst im Kerzenschein schmelzen würde. Zum Glück hat es Freunde, die ihm helfen wollen: ein Marienkäfer mit Ohrenschützern, ein eitles Stachelschwein, ein frierender Goldfisch, ein Frosch mit Handschuhen und ein Floh. Sie beschließen, mit dem Schokoschwein an den Nordpol zu reisen und Weihnachten mit den Eisbären zu feiern. Dort ist es eise-eisekalt, und das Schwein muss nicht fürchten, in der Wärme zu schmelzen. Leider weiß keiner, wie sie dorthin kommen sollen. Willi der Wal lässt dann alle in seinem großen Maul Platz nehmen und schwimmt durch das Meer zu den Eisbären. Und Heiligabend feiern sie gemeinsam unter einer geschmückten Tanne und sind glücklich.
    Ob meine beiden Enkel dieses Jahr überhaupt einen Weihnachtsbaum zu sehen bekommen, bezweifle ich inzwischen sehr. Denn es ist bereits halb vier – und von Katja immer noch kein Lebenszeichen.
    «Oma, kommt jetzt Bescherung?», fragt Eric dann prompt, als die Geschichte zu Ende ist.
    «Oooch», sage ich gedehnt, um Zeit für eine plausible Antwort zu finden, die mir leider nicht einfällt. Deshalb vertröste ich ihn. «Ein bisschen müssen wir noch warten.»
    «Waruuuhum?»
    «Bis der Weihnachtsmann unseren Baum gessmückt hat», klärt Jan ihn auf.
    «Aber der Weihnachtsmann kann doch zaubern», behauptet Eric.
    Schön wär’s, seufze ich im Stillen, dann würde Katja heute Abend eine zimmerhohe, fertig geschmückte Coloradotanne in ihrem Wohnzimmer vorfinden. Aber das Vertrauen der Kinder in den bärtigen Mann möchte ich natürlich nicht zerstören, und deshalb bestätige ich die Zauberkünste zu gerne. Insgeheim hoffe ich ja auch immer noch auf
mein
Weihnachtswunder, und als genau in diesem Moment die Türglocke schrillt, durchfährt mich ein aufgeregtes Kribbeln. Ob sich meine heimlichen Wünsche nach entspannten Feiertagen erfüllen? Oder steht nur Frau Janatscheck draußen, die kurz vor Schluss noch ’ne Ladung Plätzchen backen möchte und wieder mal den Staubzucker vergessen hat? Gespannt sause ich los und schließe noch die Tür zum Wohnzimmer, bevor ich öffne. Vielleicht steht ja doch die ersehnte Weihnachtsüberraschung

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