Die Häupter meiner Lieben
unterwegs.«
»Übrigens, Maja, du hast mir etwas Schönes eingebrockt!«
»Deine Eltern werden es mit Anstand tragen.«
»Nein, das meine ich nicht. Es geht um Béla. Henning ist vernarrt in ihn. Gestern hatte er die fixe Idee, nicht etwa um meine Hand, sondern um ein Kind anzuhalten.«
Ich war verblüfft. »Wie hast du reagiert?«
»Gelacht: Aber das hat ihn gekränkt. Es war ehrlich gemeint.«
Ich überlegte: Béla war zwar nicht gewollt oder gar geplant, aber trotzdem mein ein und alles. Cora erriet meine Gedanken. »So ein süßes Kind wie deins ist eine Ausnahme. Von einem alten Mann ist ein Monster zu erwarten.«
»Cora, das ist Quatsch. Außerdem kann man bei den Vorsorgeuntersuchungen merken, wenn etwas nicht stimmt.«
Henning kam früher als sonst, extra um Béla Barthel in wachem Zustand zu genießen. Ich wußte genau, daß sich seine Sympathie für mich in Grenzen hielt, nur als Kindesmutter war ich willkommen. Vielleicht suchte er in mir auch eine Verbündete. In den seltenen Fällen, in denen er mit mir allein war, wollte er mich über Coras Vergangenheit und ihre Familie aushorchen. Ich war sehr vorsichtig. Offensichtlich hatte ihm Cora vorgelogen, daß sie mit ihren Eltern zerstritten sei und kein Geld von ihnen bekäme.
»Ich verstehe diesen Vater nicht«, sagte Henning, »er ist zwar Professor, aber so weltfremd darf man auch als Wissenschaftler nicht sein. Ein junges Mädchen allein in Italien ohne einen Pfennig in der Tasche, das kann schnell schiefgehen.« Er fühlte sich als Retter, der Cora vor Diebstahl und Gefängnis, Prostitution und Rauschgift bewahrt hatte.
Mir tat der Professor leid, der seiner Tochter weiterhin ein angemessenes Studiengeld überwies, das sie im Augenblick nicht abhob, sondern anwachsen ließ. Henning war großzügig, es fehlte uns an nichts, auch nicht an Bargeld. Er plante eine größere Renovierung, und Cora lief zu Handwerkern und Architekten, weil sie besorgt war, er könnte die Villa verschandeln.
Als ich Jonas anrief, hörte ich einen tiefen Seufzer der Erleichterung. »Endlich!« Er hatte meinen Vater zur Beobachtung ins Krankenhaus gebracht, die Leberwerte waren besorgniserregend. Wahrscheinlich müßte eine Spiegelung vorgenommen werden. Und er würde dafür sorgen,
sagte Jonas mannhaft, daß Vater vom Krankenhaus nicht wieder zu uns, sondern in ein Heim käme. »Wann kommt ihr endlich zurück?«
Schließlich vereinbarten wir, daß Jonas eine Woche Urlaub nehmen und mich und Béla holen sollte.
Von nun an waren die schönen Tage gezählt. Als Jonas müde von einer langen Nachtfahrt ankam, brachte ich nicht die geziemende Begeisterung auf. Zwar freute ich mich, von meinem Mann in die Arme genommen zu werden, aber die Aussicht auf unsere enge Wohnung und den grauen Alltag machte mich unglücklich.
Diese letzte Woche verbrachten wir also gemeinsam, Jonas schlief mit mir im schmalen Eisenbett, wir fuhren zur Rennbahn, besuchten Henning im Golfklub und bummelten durch Florenz. Jonas verlor ebenso rasch wie ich seine blasse Farbe und wurde hübscher und ein bißchen heiterer. Henning und er konnten nicht viel miteinander anfangen, obgleich Jonas sich interessiert für frühere Abenteuer in Rio zeigte. Ich dagegen konnte die Macho-Geschichten kaum ertragen.
Am letzten Abend, als wir zu viert beim Essen in unserem Stammristorante saßen, sagte Henning, daß er Cora heiraten werde und sich ein Kind wünsche. Jonas konnte das gut verstehen. Die Männer waren sich also einig; wir Frauen sahen uns an und überdachten die Vor- und Nachteile.
Als schließlich alle im Bett lagen, stand ich leise wieder auf und traf, wie erwartet, Cora in der Küche. Auf der Terrasse war es nachts noch zu kalt. Es roch nach Basilikum, das Emilia in Blechdosen auf dem Fensterbrett zog. Wir rückten an den Kohlenherd, der immer noch Wärme ausströmte, und sprachen unsere Gedanken aus.
»Maja, ich fasse zusammen: Henning will ein Kind, und zwar schnell, was bei seinem Alter einleuchtet. Die Heirat ist für ihn nur ein Mittel zum Zweck. Bei mir ist es umgekehrt: ich will kein Kind, aber die Ehe mit einem reichen Mann ist grundsätzlich kein Fehler.«
»Von Liebe redest du nie, Cora. Stell dir vor, du verliebst dich plötzlich in einen jungen Mann.«
»Kann natürlich passieren. Notfalls lasse ich mich scheiden. In zwanzig Jahren bin ich sicher Witwe, dann kann ich zugreifen.«
»Das ist aber eine lange Zeit! Geht es dir nur um Geld?«
»Wenn ich ehrlich bin - es ist mir
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