Die Häupter meiner Lieben
das?«
Ich fragte vorsichtig: »Wie würdest du die zwölf Stücke wegschaffen?«
»Das ist leicht. Ich gehe mit Béla spazieren und lege ein Päckchen in die Kinderkarre. Wenn ein Kindchen darauf sitzt, wird niemand etwas ahnen ...«
Nun schrie ich: »Mein Béla wird auf keinen Leichen sitzen!«
Aber Cora zeigte jetzt Interesse: »Rein theoretisch, wohin würdest du die Päckchen tragen?«
»Ich könnte sie im Park in die Abfallkörbe werfen.«
Cora schüttelte den Kopf. »Beim ersten Mal kann es klappen, vielleicht sogar zweimal; aber dann liegen sie garantiert auf der Lauer, und jeder Papierkorb in ganz Florenz wird von einem Polizisten bewacht.«
Emilia hatte noch weitere Vorschläge. »Ich könnte Alberto besuchen und die Päckchen in ein offenes Grab werfen.«
»Schon besser«, sagte Cora, »aber es fällt auf, wenn ein unbekannter Gegenstand in der Grube liegt. Ganz abgesehen davon habe ich das Zerstückeln verboten.«
Emilia sagte unbeirrt: »Dann könntest du in aller Ruhe den abgeschnittenen Kopf malen ... Aber ich habe noch einen Vorschlag: Wenn Majas Papa verbrannt wird, begeben wir drei uns zum Abschiednehmen ins Krematorium. Jede von uns trägt vier Päckchen, in jeder Hand zwei. Wenn wir mit dem toten Papa allein sind, legen wir die Päckchen unter ihn. Don und Papa werden gemeinsam in den Ofen geschoben...«
»Emilia hat viel Phantasie«, sagte ich bewundernd.
Aber Cora war mit diesem genialen Plan wieder nicht zufrieden. »Wie sieht das denn aus, wenn jede von uns vier schwere Pakete trägt! Das kann man mit Blumensträußen nicht tarnen. Ich schätze, jede müßte vierzig Pfund schleppen. Und ich bleibe im übrigen dabei, es wird nicht zerlegt! Ganz abgesehen davon, daß mir die Gefriertruhe ein für allemal verekelt wäre.«
Ich hatte inzwischen Béla gefüttert und brachte ihn ins Bett. Als ich wieder in die Küche trat, packten sie den stillen Don vom Kopf und von den Füßen her in zwei Plastiksäcke, weil einer nicht ausreichte. Also hatte sich Cora entschieden, keine Polizei zu rufen. »Man müßte ein Folienschweißgerät haben«, sagte sie. Wie stets wußte sich Emilia geschickt zu helfen. Mit dem Bügeleisen schweißte sie zwei Säcke in Höhe von Dons Brustkorb aneinander. Zwischendurch strich sie immer wieder Luft aus dem Paket, als wollte sie einen großen Braten einfrieren.
»Und nun?« fragte ich.
Emilia sagte: »So kann nichts auslaufen. Jetzt gehen wir erst einmal ins Bett, morgen sehen wir weiter.« Sie klappte alle Fensterläden zu. »Wahrscheinlich kommen morgen die Handwerker«, bemerkte sie.
Cora schüttelte den Kopf. »So wird das nichts, Emilia. Entweder du läßt dir noch heute etwas einfallen, oder ich rufe die Polizei.«
»Ich habe schon noch eine Idee«, sagte Emilia, »aber das geht erst morgen. Außerdem ist es nicht billig, ihr müßtet einen Jeep kaufen. Cora wollte sowieso einen zweiten Wagen...«
Das war mir nicht recht. Ich mochte keine Jeeps. »Wenn man unbedingt einen braucht, dann klaue ich euch einen«, schlug ich vor, »für einen Tag muß man nicht extra einen kaufen. Wie soll das denn gehen mit dem Jeep?«
Emilia fühlte sich gern als Mittelpunkt und verstand es, ihre Pläne mitreißend darzustellen. »In den Bergen, wo meine Kusine wohnt, gibt es eine Menge verlassene Häuser. Ich kenne eins, in dem Heu gelagert wird. Wir fahren Don mit dem Jeep dorthin - mit einem anderen Wagen kommt man nämlich die steilen Wege nicht hoch - und legen ihn ins Heu, als hätte er dort übernachtet. Seinen Rucksack geben wir ihm mit. Dann stellen wir eine brennende Kerze an sein Bett und verduften...«
»Was hast du überhaupt für ein Gift verwendet, und woher hast du es?« fragte ich.
»Von Alberto ist noch ein ganzer Kasten mit Medikamenten da, ich habe Don am Anfang nur Abführmittel gegeben.«
»Davon ist er schwerlich gestorben!«
»Ich habe euch doch erzählt, daß Alberto Archäologe war, wenn ihr überhaupt wißt, was das ist. Von seinen Expeditionen hatte er auch Zyankalikapseln mitgebracht, vielleicht für Wölfe, ich weiß nicht genau wofür...«
»Und die soll der Donkosake freiwillig genommen haben«, Cora wurde hellhörig, »er hat doch die klassische Medizin abgelehnt und sich der Naturheilkunde anvertraut!«
»Ich habe die Kapsel in Ruß gewälzt, gegen Kohle hatte er nichts.«
Ich holte mir Coras Mantel. »Ich gehe jetzt einen Jeep klauen«, sagte ich aufgeregt.
»Kannst du das überhaupt? Nimmst du einen Draht, oder was hast du
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