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Die Häupter meiner Lieben

Die Häupter meiner Lieben

Titel: Die Häupter meiner Lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Noll
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Kopf, um mir den Holofernes im Korb genau ansehen zu können. Er sah tatsächlich dem kränklichen Don mit seiner fast grünlichen Gesichtsfarbe ähnlich.          
    »Was machst du, wenn Don gesund ist und du ihn von allen Seiten porträtiert hast?«
    »Dann hat er ausgedient«, sagte Cora fröhlich und legte den Arm um mich.
    Wir sahen uns noch andere Bilder an, verstanden uns so gut wie in alten Zeiten, gingen Eis essen und kamen reichlich spät nach Hause.
    »Béla muß essen«, sagte Emilia vorwurfsvoll, obgleich sie das bisher oft ohne mich besorgt hatte. Wir traten in die Küche. Béla weinte, der Hund heulte. In einer Ecke lehnte Don an der Wand. »Was hat er?« fragte Cora entsetzt, denn er sah aus wie eine Leiche.
    »Tot«, sagte Emilia. Ein seltsam bitterer Geruch lag in der Luft.
    »Um Gottes willen, warum hast du keinen Arzt gerufen?«
    Emilia sah auf einmal der Giuditta ähnlich. »Non voglio nessun dottore«, sang sie schrill.
    Cora schüttelte Emilia an den Schultern. »Was ist passiert?«
    Emilia weinte. »Es mußte sein«, schluchzte sie, »so konnte es nicht weitergehen. Er hatte uns alle in der Hand.«
    »Was mußte sein?«
    »Ich habe ihm Gift...«
    Wir sahen uns ratlos an. »Sie ist verrückt geworden«, sagte Cora.
    »Wir müssen die Polizei und einen Arzt rufen«, sagte ich zu Emilia, »wir können dir nicht helfen.«
    »Ein Arzt kann ihm auch nicht helfen«, bemerkte sie.
    »Er muß den Totenschein ausstellen, begreifst du? Don kann nicht in der Küche sitzen bleiben!« Schützend nahm ich meinen Sohn auf den Schoß.
    Emilia wischte sich die Tränen ab und sagte: »Ihr kapiert überhaupt nichts. Dieser Kerl wollte euch erpressen! Im übrigen könnte ich das auch, wenn ihr mal euer Gedächtnis anstrengt! Ich kann der Polizei eine hübsche kleine Geschichte erzählen.«
    Ich erstarrte, aber Cora sagte kühl: »Man würde dir kein Wort glauben. Aber laß hören, was du für Pläne mit dieser Leiche hast...«
    Nun wurde Emilia munterer. »Ich habe mir schon alles genau überlegt, es ist gar kein Problem.«
    »Schieß los«, sagte Cora.
    »Nein«, sagte ich, »das will ich gar nicht wissen. Wenn Emilia unsere Gäste umbringt, dann soll sie gefälligst dafür geradestehen.«
    »Ich dachte, du bist meine Freundin«, sagte Emilia, »aber du bist eine Schlange. Ich habe genau gesehen, wie du Henning auf Befehl erschlagen hast! Ich habe euch alles verziehen, weil ich euch liebe, weil ich glücklich bei euch bin und es auch bleiben will. Aus Treue zu euch habe ich diesen Kerl beseitigt. Und was ist der Dank?« Emilia rang die Hände über dem Parmesankäse und bot ein Bild des Jammers. Dann fuhr sie fort: »Wie schön war es am Meer! So habe ich mir meinen Lebensabend gewünscht: zwei liebe Töchter, ein Enkelkind, ein Hündchen. Fast wurde ich wieder jung. Und dann kommt so ein Teufel daher und macht alles kaputt. Meine Kinder vertragen sich nicht mehr, es gibt Geschrei und Gezänk.«
    »Wir sind nicht deine Kinder«, sagte Cora, »spar dir deine dramatischen Auftritte für den Staatsanwalt!«
    »Na gut«, sagte Emilia, »ihr werdet euch wundern! Glaubt ihr, es findet sich jemand, der euch von früh bis spät bedient, der putzt, kocht, wäscht, das Kind versorgt und dauernd eure Blusen bügelt? Nicht einmal eine Mutter würde das tun, ihr undankbaren Egoistinnen! Und bedenkt bitte, wenn dieser Kerl erst einmal hier in der Gegend bekannt geworden wäre, dann könnte man ihn nicht mehr so einfach zum Schweigen bringen. Jetzt wird er von niemandem vermißt.«
    Wir schwiegen betreten. Sie hatte zwar recht, aber andererseits kam sie bei unserer ungerechten Wohngemeinschaft durchaus auf ihre Kosten.
    »... und außerdem hat er Pippo getreten und auf mein Margeritenbäumchen gepinkelt«, sagte sie, rot vor Zorn.
    Cora lenkte ein. »Da tun sich ja Abgründe auf! Willst du uns freundlicherweise verraten, was du mit der Leiche zu tun gedachtest?«
    »Wenn ich meine Kusine besuche«, begann Emilia erfreut, »dann helfe ich beim Schweineschlachten. Ich würde den Kerl zerlegen, sagen wir mal in zwölf Stücke, sie einfrieren und nach und nach wegschaffen.«
    Mir blieb die Spucke weg. »In meinem Haus werden keine Leichen zerlegt«, brüllte Cora, »man kann die winzigsten Blutspuren noch Jahre später feststellen. Überhaupt, so eine Sauerei werde ich niemals erlauben. Du bist wohl pervers?«
    »Und du?« fragte Emilia. »Ständig malst du erstochene Männer und abgeschlagene Köpfe, wie nennst du denn

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