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Die Häupter meiner Lieben

Die Häupter meiner Lieben

Titel: Die Häupter meiner Lieben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ingrid Noll
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kannst sie also nicht alle umbringen. Und nun sag uns mal die Wahrheit, was du eigentlich gegen Don gehabt hast, schließlich hat er dir nichts getan.«
    Auch Cora sagte: »Die Version, daß er Streit ins Haus gebracht hat, leuchtet mir auch nicht ein. Er wäre wieder weitergezogen, und das Problem hätte sich von allein gelöst.«
    Emilia sagte: »Ihr seid blöder, als ich dachte. Don konnte besser Deutsch als ich, er hat Friedrichs Brief gelesen und gelacht. Er hat verstanden, was ihr über eure blutige Vergangenheit gefaselt habt. Genau wußte ich übrigens nicht, ob das Zyankali überhaupt noch wirkt.«
    In der Ferne sah ich plötzlich blaues Licht. Alle Wagen vor mir bremsten, auch hinter mir bildete sich rasch eine Schlange. »Polizei! Scheiße! Entschuldige Emilia«, sagte ich, »was machen wir jetzt?«
    Cora spuckte den Kaugummi auf Dons Rucksack. »Steig aus, laß mich ans Steuer und stell dich doof.« Wir tauschten rasch. Wagen für Wagen wurde kontrolliert. Ein Wendemanöver war auf der engen Straße mit Gegenverkehr nicht möglich. Wir saßen in der Falle.
    Schließlich mußte Cora das Fenster aufdrehen; zwei junge Polizisten verlangten die Papiere. Der eine leuchtete mit der Taschenlampe auf den Rücksitz. Cora sprach auf einmal sehr gebrochen Italienisch. Sie reichte ihren Führerschein heraus. Die Polizisten forderten die Wagenpapiere. Cora verstand erst gar nichts, dann brach sie in nervöses Lachen aus: die Papiere lägen bei ihrem Freund auf dem Nachttisch, nein so etwas! Bevor die Polizisten weitere Fragen stellten, steckte Emilia den Kopf aus dem Fenster und bat die Herren, nicht so laut zu sprechen, da sonst das Baby wach werde. Ich drehte den Kopf herum und sah mit Grausen, daß Béla auf der Leiche lag. Emilia hatte ihn umgepackt. Pippo fing an zu bellen. »Um Gottes willen, gleich weint das Schätzchen, wie können Sie nur so grausam sein!« sagte Emilia streng, und die Polizisten winkten uns, weiterzufahren. Wir hörten sie noch sagen, schließlich würden sie nicht drei Frauen, sondern zwei Ausbrecher suchen.
    Kaum löste sich der Stau auf, fingen wir an zu rauchen.
    Als wir uns etwas beruhigt hatten, fragte Emilia: »Wie alt seid ihr eigentlich?«
    »Zwanzig.«
    »Ich bin fast fünfundfünfzig«, sagte sie, »in eurem Alter hatte ich noch keinen Freund. Aber ich weiß nicht, ob ich euch beneiden soll.«
    »Lieber nicht, wir haben es viel schwerer als du. So etwas, was wir heute machen, ist dir in deiner Jugend erspart geblieben, du Glückspilz.« Emilia nickte und sammelte Hundehaare von ihrem Rock.
    »Sollen wir ihn eigentlich mit Benzin übergießen?« fragte ich.
    »Nein«, sagte Cora, »man soll denken, daß er bei brennender Kerze eingeschlafen ist.«
    »Dann müßte ich ihm seine Ausweispapiere wieder in den Rucksack stecken«, überlegte ich, »denn ich habe sie vorsorglich herausgenommen.«
    Cora fragte: »Hatte er noch etwas Besonderes bei seinen Sachen?«
    »Nichts, was auf seine neuseeländische Herkunft schließen läßt, aber merkwürdigerweise eine Hotelbibel. Kein einziger Brief von zu Hause, nicht einmal von seiner Mama. Aber du wirst dich wundern: er war verheiratet.«
    Cora sagte: »Ah ja? Wir doch auch.«
    Emilia fühlte sich durch diese Aussage in ihrer Abneigung bestätigt. »Ich habe euch ja gleich gesagt, daß er ein Teufel ist. Treibt sich in der Welt herum und läßt seine arme Frau im Stich.«
    Ich tat beleidigt. »Sei nicht so altmodisch, Emilia, da ist heutzutage wirklich nichts mehr dabei.«
    Eine Weile fuhren wir schweigend durch die dunkle, einsame Landschaft. Emilia hatte Béla längst wieder von seiner toten Unterlage genommen; Pippo schlief inzwischen auf Don. Cora fuhr langsamer als gewöhnlich, um nicht aufzufallen. Emilia paßte auf, wenn die Straße sich verzweigte und wir abbiegen mußten.
    Plötzlich sagte Cora: »Ich habe Hunger!« Auch mir fiel auf, daß wir außer einem Eis seit vielen Stunden nichts gegessen hatten.
    »Erst die Arbeit, dann's Vergnügen«, sagte Emilia, »ich habe schöne Sandwiches eingepackt, aber die gibt es erst, wenn wir ihn losgeworden sind.«
    »Du denkst auch an alles«, sagte ich nicht ohne Bewunderung.
    Emilia strahlte. »Ich habe auch heißen Tee«, sagte sie bescheiden, »in einer Stunde sind wir dort, dann haben wir ein Päuschen verdient.«
    Cora hielt an. »Nun gib schon dein Picknick her. Ich habe jetzt Hunger, in einer Stunde ist er mir wahrscheinlich vergangen.«
    Mit köchinnenhafter Empfindlichkeit rückte

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