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Die Haie vom Lotus-Garten

Die Haie vom Lotus-Garten

Titel: Die Haie vom Lotus-Garten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Wolf
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der Mann war blond und hatte so einen langen
Dschingis-Khan-Bart.“
    „Danke!“ sagte Glockner. „Sie
haben uns sehr geholfen.“
    Als Christian Leppig von dannen
war, sagte Tim: „Ich habe zwar gründlich vorbei gehauen mit meiner Theorie,
aber im Prinzip kommt es aufs gleiche raus. Nur daß Zapp einen Feuerstuhl
reitet und nicht im Minicar brettert. Vor allem aber, daß er dichter dran war
an der Frau als wir ahnten.“
    „Er hat irgendwo im Parkhaus
gelauert“, nickte Glockner, „und hat alles beobachtet. Und er ist dir und Klößchen
vorher vom Internat bis zum Parkhaus gefolgt. Mich wundert nur, daß er auf der
dunklen und einsamen Zubringerstraße nichts versucht hat. Das wäre die ideale
Gegend gewesen, um euch die Tasche zu rauben.“
    „Hergegeben hätte ich sie
nicht“, sagte Tim.
    „Er hätte dir eine Pistole
unter die Nase gehalten.“ Glockner überlegte. „Wahrscheinlich hat er euer
Verhalten als Falle gedeutet und ist deshalb auf Abstand geblieben. Denn daß
zwei Schüler abends mit den Bikes losbrettern und der Bankraubbeute im Rucksack
— das ist schon sehr ungewöhnlich.“
    Tim lächelte. „Die Tasche war
nicht zu sehen. Nur zu ahnen. Zapp konnte nicht sicher sein. Aber er wollte
natürlich wissen, was sich tut. Und dann lief ihm alles buchstäblich in die
Hände — als werde ihm zugearbeitet. Und jetzt verfolgt er die Frau immer noch.
Oder er hat ihr die Beute schon abgejagt.“
    Das Stichwort. Alle gingen ins
Haus und sahen sich dann in Polluks Büro um.

10. Spürnase
     
    Tim entdeckte den Wandsafe. Er
war verschlossen. Die Safetür besaß drei Zahlenringe. Die Ziffernfolge reichte
von 1 bis 9.
    „Das neuste Modell“, meinte
Karl, „ist das nicht. Ziemlich primitiv. Wer sich ein bißchen Zeit nimmt,
kriegt ihn auf.“
    Tim stellte 1-1-1 ein. Aber die
Tür rührte sich nicht. Auch nicht bei 2-1-1.
    Er stellte 1-2-1 ein; und die
Tür ging auf.
    „Ich glaub’ es nicht“, meinte
Gaby. „Kannst du zaubern?“
    „Nee. Aber der Safebenutzer ist
offenbar so einfallsreich wie ein Programmdirektor beim Fernsehen.“
    Im Safe lagen mehrere
Pappschachteln. Sie waren gefüllt mit Modeschmuck.
    „Wie hübsch!“ rief Gaby und
probierte Ohrringe an.

    Es waren künstliche Cabochons
in Glitzerfarben und zu wuchtig für Gaby, zu der Gediegenes paßt, wie Tim
meinte, nämlich edle Perlen und Saphire.
    „Habt ihr was?“ Glockner drehte
sich um. Er hatte im Telefonbuch gesucht, aber von Erwin S. Polluk keine
Privatnummer gefunden. Nur die des Büros war vermerkt.
    „Die Beutetasche hätte Platz
gehabt im Wandsafe“, erklärte Tim, „ist aber nicht drin.“
    Der Kommissar besah sich den
Schmuck. „Dieser Polluk verkauft ihn. Das geht aus den Prospekten und
Unterlagen hervor — dort auf dem Schreibtisch.“
    Dann rief Gabys Vater im
Präsidium an und berichtete vom Stand der Dinge. Er gab die Kfz-Nummer des
roten BMW durch, denn jetzt mußte schnellstens festgestellt werden, wer die
Frau war, die sich vermutlich mit Dackel und Tasche auf der Flucht befand,
verfolgt von Bruno Zapp. Polluks Frau? Eine Freundin? Eine Angestellte?
    Tim tippte eher auf eine
nahestehende Person, denn nur die würde sich an einem Sonntagabend hierher ins
Büro begeben.
    Im Präsidium versprach man
Rückruf, sobald etwas festgestellt war, und Glockner legte auf. Im selben
Moment klingelte der Apparat.
    „Ja?“ meldete sich Gabys Vater,
was noch nichts verriet. Tim stand dicht neben dem Kommissar und konnte die
Männerstimme hören. Zunächst blieb ihr die Spucke weg.
    „Moment!“ sagte der Anrufer
dann. „Wo bin ich denn? Ich habe 3 56 64 56 gewählt.“
    „Das ist hier der Anschluß. Wer
sind Sie?“
    „Und wer sind Sie? Was machen
Sie in meinem Büro?“
    „Herr Polluk?“
    „Wer denn sonst?!“
    „Mein Name ist Glockner. Ich
bin Kriminalbeamter.“ Das verschlug dem Herrn Polluk gleich nochmal die
Sprache. Aber dann erklärte Gabys Vater, was Sache war, und der Vertreter des
modischen Geschmeides faßte sich allmählich.
    „Vorhin... äh... habe ich“,
erklärte er, „mit Beate telefoniert. Beate Kottke, ja. Ist meine Freundin. Sehr
nettes Mädchen, wirklich. Und so sparsam! Sie... jaja, ich komme zur Sache,
Herr Inspektor. Wie? Ja, Herr Kommissar. Also, Beate sagte irgendwas von einer
Tasche. Aber das... äh... habe ich nicht begriffen. Habe total nichts
verstanden. Und dann war da irgendwie Tumult. Ich dachte, Küßchen macht Rabatz.
Küßchen ist unser Dackel. Stubenrein, völlig stubenrein.

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