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Die Haischwimmerin

Die Haischwimmerin

Titel: Die Haischwimmerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinrich Steinfest
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von diesem Zapfen«, kommentierte Ivo, »den NOH-Konzern auf sich aufmerksam zu machen.«
    Â»Unverdünnt ist das Zeug ziemlich giftig. Wohl anzunehmen, daß es dazu dient, sich Freßfeinde vom Leib zu halten. Es soll bestialisch riechen. Zumindest für den, der ein Freßfeind ist.«
    Â»Larix gmelinii«, sagte Ivo, »ist ein harter Hund. Kein Baum hält so viel Kälte aus. Und jetzt wird er auch noch giftig. Na gut, das wird seinen Grund haben. Trotzdem weiß ich nicht, was Sie von mir wollen. Überhaupt wundert mich, wie viel man Ihnen erzählt hat.«
    Â»Nun, ich habe denen in Bremen deutlich gemacht, daß ich schon etwas brauche, mit dem ich Sie überzeugen kann.«
    Â»Wovon überzeugen?«
    Â»Die NOH-Leute möchten Sie engagieren, ihnen einen von diesen Bäumen zu besorgen.«
    Â»Wie? Einen ganzen?«
    Â»Einen ganzen«, bestätigte der Anwalt. »Wenn Sie es so ausdrücken wollen: mit Haut und Haaren. Beziehungsweise mit sämtlichen Extremitäten, mit der gesamten Wurzel und auch gleich dem Erdreich, in dem diese Wurzel steckt. Wahrscheinlich will man den Baum hier bei uns einpflanzen.«
    Â»Was heißt ›hier bei uns‹?«
    Â»Keine Angst, ich spreche natürlich von einem Labor. Nur scheint es eben so zu sein, daß die Zapfen allein oder ein paar Proben nicht ausreichen, man benötigt die gesamte Pflanze.«
    Â»Warum fahren die Bremer nicht selbst nach Sibirien?« fragte Ivo. »Oder schicken gleich Sie, Dr. Kowalsky?«
    Â»Na, ich denke, daß dieser Baum keinen Anwalt benötigt, sondern einen Pfleger.«
    Â»Ich hatte aber noch nie mit Russen zu tun. Außerdem habe ich ein Vorurteil gegen diese Leute. Abgesehen von meinem Vorurteil gegen die pharmazeutische Industrie.«
    Â»Sie sollen weder dafür bezahlt werden, einen Konzern zu lieben, noch ein bestimmtes Volk. Ihre Liebe zur Natur dürfte vollkommen ausreichen.«
    Â»Wissen Sie, was ich denke?« meinte Ivo und setzte dorthin zwei Kränze aus enggesteckten Dornen, wo soeben noch seine schönen, traurigbraunen Augen geschimmert hatten. »Es geht darum, daß ich einen Baum stehlen soll. Und NOH diesen Diebstahl dadurch zu tarnen versucht, indem man vorgibt, eine botanische Expedition zu finanzieren. Eine Expedition, die ich offensichtlich anführen soll.«
    Â»Nein, Sie allein sind die Expedition«, erklärte der Anwalt.
    Â»Was? Die wollen mich allen Ernstes solo dorthinschikken? Dschugdschur! Haben Sie denn eine Ahnung? Das ist nicht der Himalaja, wo man an jeder Ecke jemand anmieten kann, der einem die Rucksäcke schleppt.«
    Â»Keine Sorge wegen der Rucksäcke«, meinte Kowalsky. »In Ochotsk warten zwei Mitarbeiter auf Sie. Einheimische, die wissen, was zu tun ist. Aber Sie haben schon recht, man möchte, daß Sie im Auftrag einer Forschungsstiftung reisen, die von NOH gesponsert wird. Dabei brauchen Sie aber in keiner Weise etwas vorzugeben, was Sie nicht vorgeben wollen. Ihr Job ist die Untersuchung einer neuen Varietät der Dahurischen Lärche. Die Russen wissen das. Und es ist sicher so, daß die Russen, wenn sie Geld wollen, es auch bekommen.«
    Â»Denken Sie wirklich, denen käme das nicht faul vor? Sich schmieren lassen für ein Kieferngewächs. Die werden doch sicher kapieren, daß es hier um weit mehr geht.«
    Â»Na und?« tönte Kowalsky. »In Ochotsk regieren Leute, die noch kurzfristiger denken als die in Moskau. Wenn die Geld sehen, schalten sie ihr Gehirn aus. Sie werden nur ungemütlich, wenn unsereins meint, es ginge auch ohne Geld. NOH glaubt das aber nicht. Die Leute in Bremen wissen ganz gut, wie wichtig es ist, daß jeder sein Auskommen hat. Nicht zuletzt einer, der für die Lebenserhaltung eines Lamborghini aufkommen muß.«
    Â»Was reiten Sie so auf meinem Auto herum? Ich muß gewiß nicht diesen Auftrag annehmen, um mir Benzin und Versicherung leisten zu können. Abgesehen davon, daß ein wirklich schönes Auto auch im geparkten Zustand schön bleibt.«
    Â»So meinte ich es auch nicht«, sagte der Anwalt.
    Â»Sondern?«
    Â»Daß es gut ist, wenn alle auf ihre Kosten kommen – NOH, Sie, die Russen.«
    Â»Na, Sie werden ja wohl auch bezahlt.«
    Â»Für mich steht hier am wenigsten auf dem Spiel.«
    Â»Wie kommen Sie auf die Idee, lieber Herr Kowalsky, für mich könnte etwas auf dem Spiel stehen? Nein,

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