Die Halidon-Verfolgung - Ludlum, R: Halidon-Verfolgung - THE CRY OF THE HALIDON
auf der anderen Seite des Hauptstrandes lag. »Sehen Sie ihn? Vor den kleinen Booten, Mann.«
Tucker griff nach seinem Fernglas und sah sich die Gestalt in der Nähe der kleinen Segelboote am Wasser an. Der Mann und die Boote waren etwa vierhundert Meter entfernt. Er trug ein zerrissenes grünes T-Shirt und eine zerknitterte Baseballmütze. Seine Hose paßte irgendwie nicht dazu. Sie war bis zu den Knien hochgekrempelt, wie bei fast allen Männern, die den Strand nach Brauchbarem absuchten, aber Lawrence hatte recht – sie war gebügelt und zu sauber. Der Mann unterhielt sich mit einem Kokosnußhändler, einem dünnen, sehr dunklen Jamaikaner, der einen Handkarren voller Kokosnüsse über den Strand rollte. Er verkaufte sie an die Badenden und köpfte sie dann mit einer gefährlich aussehenden
Machete. Von Zeit zu Zeit sah der Mann in dem grünen T-Shirt zu den Terrassen des Westflügels hinauf, direkt in das Fernglas hinein. Tucker wußte, daß er nicht bemerkt hatte, daß er beobachtet wurde. Sonst wäre auf seinem Gesicht eine Reaktion zu erkennen. Er war lediglich verärgert, das war alles.
»Wir sollten ihm besser einige Informationen geben, Junge«, sagte Sam und ließ das Fernglas sinken.
»Wie meinen Sie das, Mann?«
»Wir sollten ihm etwas geben, damit er sich nicht mehr so aufregt. Damit er nicht mehr soviel nachdenkt.«
Lawrence grinste. »Wir erfinden eine Geschichte für ihn, was, Mann?«
»McAuliff könnte doch nach Ochee einkaufen gegangen sein, nicht wahr? Das liegt zehn oder elf Kilometer von Drax Hall entfernt. Dieselbe Straße.«
»Warum ist Mrs. Booth – Alison – nicht mitgegangen?«
»Er will der Lady ein Geschenk kaufen. Warum auch nicht, Mann?« Sam sah Lawrence an, dann blickte er zum Strand hinunter, wo Alison gerade aufstand, um wieder ins Wasser zu gehen. »Es könnte klappen, Junge. Aber wir sollten das Ganze etwas festlicher machen.« Tucker stand auf und trat zur Kaimauer. »Ich finde, Alison sollte heute Geburtstag haben.«
In McAuliffs Zimmer läutete das Telefon. Die Türen waren wegen der Hitze geschlossen, aber das laute Klingeln war durch das Glas hindurch zu hören. Tucker und Lawrence sahen sich an. Sie wußten, was der andere gerade dachte. McAuliff hatte nicht verheimlicht, daß er am späten Morgen das Bengal Court verlassen hatte, war aber auch nicht näher darauf eingegangen. Er hatte an der Rezeption nach einer Straßenkarte gefragt und lediglich gesagt, daß er wegfahren werde. Deshalb wußte man am Empfang, daß er nicht auf seinem Zimmer war.
Mit schnellen Schritten ging Tucker zu der zweiflügeligen Tür, öffnete sie und rannte zum Telefon.
»Mr. McAuliff?« fragte die weiche, akzentuierte Stimme eines Jamaikaners. Es war die Telefonzentrale des Hotels.
»Mr. McAuliff ist nicht da. Kann ich ihm etwas ausrichten? «
»Sir, ich habe einen Anruf aus Kingston für ihn, von einem Mr. Latham. Würden Sie bitte am Apparat bleiben?«
»Sicher. Sagen Sie Mr. Latham, daß Sam Tucker am Apparat ist. Vielleicht will er dann mit mir sprechen.«
Sam, den Hörer unter sein faltiges Kinn geklemmt, entfachte ein Streichholz, um sich eine dünne Zigarre anzuzünden. Er hatte kaum den ersten Zug gemacht, als er das Doppelklicken in der Leitung hörte. Jetzt war er mit Latham verbunden. Latham, der korrekte Bürokrat aus dem Ministerium, der sich auch der Sache Barak Moores verschrieben hatte. Als Latham zu sprechen begann, beschloß Tucker, ihm nichts von Baraks Tod zu sagen.
»Mr. Tucker?«
»Ja, Mr. Latham. Alexander ist nach Ocho Rios gefahren.«
»Ich verstehe. Ich bin sicher, daß ich auch mit Ihnen darüber sprechen kann. Wir konnten Mr. McAuliffs Bitte erfüllen. Er wird seine Läufer einige Tage früher als erwartet bekommen. Sie sind in Duanvale und werden heute nachmittag auf der Route 11 nach Queenhythe fahren.«
»Queenhythe ist hier in der Nähe, nicht wahr?«
»Nur fünf oder sechs Kilometer von Ihrem Hotel entfernt. Sie werden anrufen, wenn sie angekommen sind.«
»Wie heißen sie?«
»Es sind Brüder – Marcus und Justice Hedrik. Sie sind natürlich Maroon. Zwei der besten Läufer in Jamaika. Sie kennen das Cock Pit sehr gut. Und sie sind vertrauenswürdig.«
»Das hört sich gut an. Alexander wird begeistert sein.«
Latham machte eine kleine Pause, war aber offensichtlich noch nicht fertig. »Mr. Tucker ...?«
»Ja, Mr. Latham?«
»Mr. McAuliff hat offensichtlich den Ablauf der Vermessung geändert. Ich bin mir nicht sicher, ob wir
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