Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)
neben Salvatore nieder und sagte betont gemütlich: „Na, alter Junge, dürfen wir mitmachen?“
Salvatore zuckte die Achseln. „Warum nicht? Es ist doch von allem genug da!“
Hans winkte den übrigen Gefährten zu, die folgten dann seinem Beispiel, indem sie sich freie Stühle holten und an Salvatores Tisch niederließen. Sie bedienten sich von den Speisen, rührten den Wein aber nicht an. Hans beobachtete den Koch, der, während er den letzten Rest Nudeln von seinem Teller verdrückte, aus einer Flasche Wein in ein Glas goss. Hans wollte nach der Flasche greifen, aber als Salvatore das bemerkte, bedachte er seinen Gefährten mit diesem für ihn so untypischen Blick. Bevor Hans die Flasche erreichte, hatte Salvatore schon zugegriffen, die Flasche an den Mund gesetzt und den letzten Schluck getrunken. Dann setzte er sie ab und hatte nun nichts mehr dagegen, dass Hans danach griff.
Der studierte nun das Etikett. „Monte di Indoktrinatione“, las er vor. „Soso, interessant!“ Er ließ den Blick über den Tisch schweifen, fand eine weitere Flasche mit demselben Etikett und langte danach. Sofort stand Salvatore auf und verhinderte, dass Hans den Wein erreichte, indem er mit einer Hand den Arm von Hans zur Seite lenkte und mit der anderen die Flasche an sich zog. Ein unangenehmes Blitzen stand in den Augen des Kochs, als er sagte: „Nehmt, was ihr wollt, aber diesen Wein lasst ihr mir.“
Mit Befremden und auch so etwas wie Erschrecken nahmen die Gefährten wahr, dass in Salvatores Worten eine deutliche Drohung mitschwang.
„Aber, aber, alter Junge!“, sagte Hans mit seinem gemütlichen Lächeln. „Ich will doch gar nichts davon, aber du wirst doch nichts dagegen haben, wenn ich den Wein für dich öffne.“
Langsam nahm Salvatore seine Hände weg, ließ zu, dass Hans mit einem Korkenzieher die Flasche öffnete und das Glas des Kochs füllte, dann die Flasche neben das Glas stellte. Salvatore schnitt sich nun ein mächtiges Stück von der Pizza ab, dabei ließ er jedoch Glas und Flasche nicht aus den Augen. Hans behielt nach außen hin sein Lächeln und seine gute Laune bei, doch er warf Brutus, Jonathan, Lars und Mike hin und wieder Blicke zu, die seine Besorgnis verrieten. Pietrino hatte mit seiner Beobachtung Recht. Salvatore schaufelte Nahrung in sich hinein, dass jeder andere aus der Gruppe schon längst geplatzt wäre; seine Gefährten ignorierte er mehr oder weniger. Vor allem nahm er nach jedem zweiten Bissen einen tüchtigen Schluck aus seinem Glas. Er hätte schon längst betrunken sein müssen. Und das Verdrücken der Unmenge an Essen konnte auch nicht mehr lange gut gehen. Aber das Schlimmste war natürlich sein veränderter Gemütszustand. Er strahlte eine nicht zu übersehende Aggressivität aus und war nicht mehr er selbst.
Hans machte einen zweiten Versuch, sich dem Wein zu nähern, den Salvatore so eifersüchtig hütete. „Darf ich wenigstens mal dran schnuppern?“, fragte er und zeigte auf Salvatores Glas.
Sofort vergaß der Koch die Pizza. „Nein!“ Seine Stimme war wesentlich lauter als notwendig, sein Blick war eine einzige Drohung. Pietrino vergoss lautlos Tränen.
Versuchsweise nahm Hans einen anderen Wein zur Hand. Dagegen hatte Salvatore offensichtlich nichts einzuwenden. Hans streckte sich ein wenig, legte das gemütliche Lächeln über seine Züge, dann stand er langsam auf, bedeutete dabei Mike und Lars, ihn zu begleiten. „Bin gleich wieder da!“, rief er den anderen zu.
Als er mit den beiden Jungen außer Hörweite war, beugte er sich ihnen zu. Von seinem Lächeln war keine Spur mehr vorhanden, vielmehr zeigte seine Miene höchste Besorgnis. „Hört mal zu, wenn es uns nicht in kürzester Zeit gelingt, Salvatore von dem Tisch wegzubringen, dann gibt es eine gewaltige Detonation und der gute Junge ist geplatzt. Geht zurück zum Tisch und versucht, die Gruppe hier zusammen zu halten. Ich bin so schnell wie möglich zurück.“
„Was hast du vor?“, fragte Lars gespannt.
„Keine Zeit für Erklärungen!“ Hans schüttelte nachdrücklich den Kopf. „Tut, was ich euch gesagt habe.“
Bedrückt gingen Lars und Mike zum Tisch zurück, wo Salvatore seine Fressorgie immer noch fortsetzte. Mittlerweile war der Koch in Schweiß aufgelöst, aber er stopfte sich immer noch voller, goss auch weiter den merkwürdigen Wein in sich hinein. Lars und Mike tauschten Blicke, die anderen am Tisch ebenso. Wie lange mochte das noch gut gehen? War es nicht Zeit, Salvatore mit
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