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Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition)

Titel: Die Hallen der Unendlichkeit (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: H. H. T. Osenger
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ihn unglücklich ausgegangen war, und ein wenig bleich vor Angst, sah der Schnurrbärtige von einem zum andern auf, den Kopf in den Nacken gelegt. „Was wollt ihr von mir?“, keuchte er die ihn umstehenden Gefährten an.
    „Ich wollte mich für die edle Spende bedanken!“, fauchte Mike, der wieder außer sich vor Wut war.
    Hans ergriff nun das Wort. „Wie mir die beiden Jungs hier berichteten, hast du dafür gesorgt, dass einer von beiden beinahe das Opfer eines Dämons dieser Halle geworden wäre. Wir haben nicht übel Lust, dich dafür einen Kopf kürzer zu machen. Stimmt´s nicht, Brutus?“
    Der Angesprochene begriff die Bedeutung des Blickes, den Hans ihm zuwarf und zog drohend die Klinge des Schwertes ein Stück aus der Scheide. Der Mann hörte das Geräusch und sah erneut aus den Augenwinkeln auf die Waffe. Aber dann sagte er etwas, was nicht gerade von Angst zeugte. „Wenn er mich umbringen wollt, dann tut es. Aber macht schnell, vergeudet keine Zeit!“
    Diese Antwort passte Hans überhaupt nicht ins Konzept. „Du scheinst an deinem Leben nicht sehr zu hängen, wie mir scheint!“, sagte er ärgerlich.
    Immer noch schwer atmend zuckte der Mann die Achseln. „Da, wo ich herkomme, ist ein Leben nicht viel wert. In der Halle, in der ich geboren wurde, gehörte ich zu den Ärmsten der Armen, und diese Leute finden immer am schnellsten den Tod.“
    „Weshalb bist du hier?“, fragte Hans weiter nach.
    „Sehr einfach“, antwortete der Schnurrbärtige. „Ich hörte von den Reichtümern dieser Halle und machte mich auf den Weg, um etwas von diesem Reichtum an mich zu nehmen. Dass diese Halle aber gleichzeitig eine einzige Falle ist, habe ich vorher nicht gewusst. Was soll´s, vielleicht hätte ich mich dennoch auf den Weg gemacht. Hier zu sterben oder den Verstand zu verlieren ist genauso gut, wie in meiner Welt zu verhungern.“
    „Vielleicht lassen wir dich ja am Leben, wenn du mit uns zusammenarbeitest“, lockte Hans.
    In den Blick des Mannes kehrte ein wenig Hoffnung zurück. Seine Atmung begann sich zu beruhigen. „Und wie stellst du dir das vor?“
    „Beantworte meine Fragen, denn ich will alles über diese Halle wissen, was du weißt“, sagte Hans. „Wie lange bist du schon hier?“
      „Es sind viele Tage, vielleicht sogar schon einige Wochen“, gab der Schnurrbärtige Antwort. „Wenn du erst einmal hier bist, verlierst du sehr schnell das Zeitgefühl. Hier gibt es keinen Unterschied zwischen Tag und Nacht, also wie willst du die Zeit messen?“
    „Was weißt du noch?“, fragte Hans ungeduldig nach. „Sprich weiter!“
    „Diese vielen Säle und Zimmer hier sind nicht von Bestand“, erzählte der Mann auf dem Stuhl. „Es kann euch passieren, dass ihr einen Raum mehrmals betretet, dass es ihn nach Tagen noch gibt. Genauso gut kann es euch passieren, dass ihr einen Saal verlasst, und wenn ihr euch umdreht, existiert er schon nicht mehr. Hier verändert sich alles und ständig, aber in unregelmäßigen Zeitabständen. Auf nichts ist Verlass, es gibt keine Regel darin, alles ist willkürlich, alles ist Chaos unter einer dünnen Oberfläche der Normalität.“
    „Was sind das hier für Wesen, die herumlaufen und ständig lächeln?“, fragte nun Brutus. „Sind oder waren das Menschen?“
    „Die meisten sind Menschen, die irgendwann hierher kamen und den Verstand verloren“, erklärte der Fremde. „Sie erlagen den Verlockungen dieser Halle, wie beispielsweise der Kartenspielerin. Andere glauben, tote Freunde oder Verwandte vor sich zu sehen, aber in Wirklichkeit ist es nur ein Dämon, der sich in deinen Verstand eingeschlichen hat, deine Erinnerungen las und das Äußere des Verstorbenen nachahmt. Alle Versuchungen kenne ich aber auch nicht, so lange bin ich noch nicht hier. Und außerdem habe ich einige Goldmünzen unter Einsatz meines Lebens erspielt und will jetzt wieder weg von hier.“
    „Du hast nicht nur dein Leben dafür auf´s Spiel gesetzt, sondern auch meines“, versetzte Mike hitzig. „Vergiss das bloß nicht!“
    „Tut mit Leid, mein Junge“, sagte der Schnurrbärtige und sah Mike dabei fest in die Augen. „Du musst nun mal eine gewisse Hemmungslosigkeit entwickeln, wenn du überleben willst. Wenn einer etwas zu essen hat und ich leide Hunger, dann muss ich bereit sein, dem anderen das Essen zu stehlen, oder er lebt und ich sterbe. Du oder ich, so ist es doch überall!“
    „Du bist also bereit, über Leichen zu gehen, um dein Leben zu erhalten?“, fragte Lars

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