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Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition)

Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition)

Titel: Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: K. R. Adam
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Sehnsucht aufkommen lassen?
    Die Stille nach Einbruch der Dunkelheit ist atemberaubend. Kein Laut, nur noch das leise Glimmen des Feuers, in das wir schauen, ab und zu ein leises Knacken und Prasseln und Funkensprühen. Dazwischen ist es so friedlich, dass man die Stille zu hören scheint, was in unserer lauten Welt wie Balsam für die Seele wirkt. Die Tiere des Waldes haben sich längst zur Ruhe begeben. Irgendwelche Sträucher in der Nähe verbreiten einen schweren Duft. Ich lehne mich bequem in den Liegestuhl zurück und betrachte den Wein in meinem Glas, der im Feuerschein wie Rubin glänzt. Das ist Leben. Wozu brauche ich den Mist aus der Glotze, wozu das Geplärre aus dem Radio, dauernd unterbrochen von Werbung, die immer unerträglicher wird? Alles überflüssig. Friedrich stimmt mir zu.
    »Man kommt mit sehr wenig aus, im Leben«, meint er. »Seit ich meine Wohnung nach Feng-Shui entrümpelt habe, sehe ich alles klarer, habe mehr Luft zum Atmen. Weg mit dem ganzen Plunder! Allen Ballast über Bord werfen und sich auf die wesentlichen Dinge konzentrieren, die da sind, Gesundheit, ein Dach überm Kopf, ein Hemd über dem Arsch, ab und zu eine Mahlzeit und ein wenig geistige Nahrung, dazu ein paar gute Freunde, auf die man sich verlassen kann. Alles andere ist Ballast. Zeige ich dir mal, wenn wir …« Er stockt, mitten im Satz.
    Unsere Blicke treffen sich. Ja, wenn! Ich wollte schon, doch ich weiß nicht, ob er auch Interesse hat. Ich sage nichts, will ihn nicht drängen.
    Es ist schon nach Mitternacht und für mich allmählich Zeit zum Aufbruch. Adolf hat sich in das Hexenhaus verkrochen und pennt auf einer Decke, schnarcht leise. Welche Idylle, welches grenzenlose Vertrauen in sein Herrchen. Ich helfe Friedrich das Geschirr aufzuräumen. Er packt alles in eine Plastikwanne und will es zuhause in die Spülmaschine stecken. Trotz der uns selbst auferlegten Enthaltsamkeit war es ein netter Abend. Ich habe mich sofort mit dem Köter angefreundet. Er kam immer wieder zu mir, hat zu einem völlig Fremden, wenn man so will, schnell Vertrauen gefasst, sich sogar kraulen lassen und Pfötchen gegeben, was Friedrich mit Wohlgefallen registrierte. Natürlich hätte ich lieber das Herrchen gekrault, doch Friedrich nur anzuschauen, war schon ein Genuss. Eine gewisse Sanftheit geht von ihm aus, trotz der Holzfällerstatur. Gebändigte Kraft, die keiner Fliege etwas zuleide tun kann. Ich möchte sein Bild in mir aufsaugen wie ein Schwamm, alles über ihn erfahren und seine Lebensgeschichte kennenlernen. Beim Abschied umarmen wir uns kurz, ich bekomme einen Schmatz auf die Wange und wir versprechen, anzurufen. Der Hund ist inzwischen wieder erwacht und schleckt mir über das Gesicht, wogegen ich mich kaum wehren kann. Bei ihm habe ich auf jeden Fall einen Stein im Brett.
    Auf der Heimfahrt überlege ich, wie oft ich das schon gehört habe: Ich ruf’ dich an . Dabei haben beide genau gewusst, dass es kein Wiedersehen gibt. Diesmal habe ich ein gutes Gefühl. Ich weiß nur nicht, ob ich die Initiative ergreifen oder auf seinen Anruf warten soll.
    Zuhause kann ich lange nicht einschlafen, denke über den Abend nach und die Eindrücke, die ich gesammelt habe. Der Kerl geht mir nicht mehr aus dem Kopf und auch das verdammte Lied nicht. Einmal kommt die Liebe . Ich klettere noch einmal aus dem Bett, stöbere in meiner Plattensammlung und finde tatsächlich eine Doppel-CD mit dem Titel darauf. Über Kopfhörer hört sich das Lied noch bombastischer an als aus dem Autoradio. Ich denke dabei an Friedrich.
    Am anderen Tag, es ist ein Sonntag, halte ich es nicht länger aus und wähle seine Festnetznummer. Es hat noch nicht ausgeläutet, da ist er schon an der Strippe.
    »Habe gerade den Zettel mit deiner Nummer in der Hand und wollte dich anrufen«, sagt er.
    »War wohl Gedankenübertragung.«
    Das kann nicht geflunkert sein, überlege ich, so schnell, wie er am Apparat war.
    »Ich würde dich gern wieder sehen«, meint er dann vorsichtig.
    Hört sich nicht schlecht an und kommt meinen Vorstellungen entgegen. Ich bin zufrieden. Ich habe den ersten Schritt getan und sogleich Zustimmung geerntet. Zarah Leander fällt mir wieder ein. Ihr Lied im Radio, am Vortag auf dem Weg zu Friedrich, war wohl ein gutes Omen. Vielleicht ist das der Beginn einer wunderbaren Freundschaft. Und diesen Fisch lasse ich nicht mehr von der Angel.
    »Wann treffen wir uns?«, frage ich hinterhältig und lausche seinem Atem aus dem Hörer, sehe ihn förmlich

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