Die Hand am Sack: schwule erotische Geschichten (German Edition)
mich gewaltig an. Diese aufgeheizte Stimmung, der Geruch nach Kaugummi und Pfefferminz im Raum und die Freizügigkeit auf der Leinwand, verbreitet eine eigentümliche Atmosphäre. Dass da Typen einfach ihren Schwanz rausholen und wild und schamlos rumbumsen, ist für eine Landpomeranze, wie mich, unfassbar. Bald spannt meine Jeans, doch das ist wohl Sinn und Zweck des Besuchs hier.
Plötzlich knarrt der Sitz halb links hinter mir. Ein Typ in meinem Alter hat sich da niedergelassen. Enge Jeans, T-Shirt, das habe ich aus den Augenwinkeln beobachtet. Jetzt drehe ich mich richtig um und schaue ihm ins Gesicht. Er hat kurze Haare und sein Vollbart verzieht sich zu einem zaghaften Lächeln, während seine Augen im Dämmerlicht glänzen. Nicht übel das Kerlchen. Würde sich auf der Leinwand auch gut machen, überlege ich. Immer wieder drehe ich den Kopf auf die Seite und sehe, wie er breitbeinig dasitzt und an sich rumschraubt. Verdammt geil die Sache, und bald interessiert mich das Geschehen im Rückspiegel mehr als das auf der Leinwand. Als ich mich wieder umdrehe, hat er seinen Schwanz rausgeholt und wichst ihn lasziv vor meinen Augen, sieht mich dabei herausfordernd an. Mir platzt fast die Hose, doch ich zögere noch. Zu lange, wie sich bald zeigt, denn schon ist einer der anderen Besucher aufgestanden und pflanzt sich neben ihn. Ehe er sich herunterbeugt, um dem Bartmann einen zu blasen, trifft mich ein giftiger Blick. Komm’ mir nicht in die Quere , soll das heißen. Futterneid auf beiden Seiten wie bei Krähen, die sich um einen leckeren Happen streiten und für mich Zeit, wieder das Kino zu wechseln. Ein Lied aus dem Weißen Rössl fällt mir ein: Zuschau’n kann i net … Ich erhebe mich schmunzelnd mit einem letzten bedauernden Blick auf den Bartmann und steuere auf den anderen Raum zu. Dabei achte ich darauf, dass man die Beule in meiner Hose nicht sieht, obwohl das nicht schlecht fürs Geschäft wäre.
Im ersten Kino läuft inzwischen ein anderer Film. Haarige Muskelprotze sind da jetzt am Werk, einer davon ist Bruno, mein Lieblingsdarsteller in solchen Streifen. Ich sitze kaum auf einem der hinteren Plätze, als sich ein Typ neben mir niederlässt. Groß, schlank, enge Jeans, Wuschelkopf, Schnauzer. Er erinnert ein wenig an die eine Hälfte von Hall and Oates . Bald beginnt er bei sich zu fummeln und schaut immer wieder herausfordernd zu mir her. Als ich nicht gleich reagiere, langt er einfach herüber und findet bald sein Ziel. Geschickt öffnet er meinen Reißverschluss, dann geht’s zur Sache. Nach einiger Zeit merke ich, dass er soweit ist, auch bei mir dauert es nicht mehr lang. Ich reiche ihm ein Taschentuch, er wischt seinen Schwanz ab, packt ein und ist weg. Zu einem »Pfiad di« hat es noch gereicht, dann bin ich wieder allein und mein Hormonhaushalt ist erstmal ausgeglichen. Also verlasse ich das Kino, in dem es trotz der heißen Szenen auf der Leinwand und im Zuschauerraum angenehm kühl war und finde mich im strahlenden Sonnenschein auf der Corneliusstraße wieder.
Die Luft im Freien tut gut und die Sonne brennt einem angenehm auf der Haut. Mit der U-Bahn fahre ich bis zum Odeonsplatz, will noch ein wenig durch den Englischen Garten bummeln. Hinter dem Haus der Kunst am Eisbach haben sich seit einigen Jahren die Nackerten ausgebreitet, sehr zum Ärger der kirchlichen Tugendwächter. Ich gehe aber nicht wegen der FKK-Anhänger dorthin, habe ja eben genug nacktes Fleisch gesehen. Außerdem ziehen sich ohnehin nur die aus, die es besser nicht täten. Was mich reizt, ist der atemberaubende Kontrast, wenn sich ein nacktes Fräulein und ein typischer Bayer mit Krachlederner, Janker und Gamsbart begegnen, oder ein nackter Adonis mit baumelnder Männlichkeit neben einer Maid im züchtigen Dirndl hergeht. So etwas gibt es nur in München.
Ich berausche mich an diesem herrlichen Park, genieße jeden Augenblick und beneide die vielen Radfahrer, die es in der ebenen bayerischen Metropole viel leichter haben, als ich im hügeligen Stuttgart. Noch eine Verschnaufpause im Biergarten bei einem erfrischenden Radler, dann verlasse ich die grüne Oase auf Höhe der Universität. Es ist Spätnachmittag geworden, und während die Sonne ihren Zenit schon überschritten hat, steuere ich mein letztes Ziel an, den weiß-blauen Gay-Shop. Noch mal Kino will ich mir nicht antun, dafür kaufe ich mir ein Magazin mit Colt-Modellen und einen Solo-Film von Bruno auf Super-8. Das Publikum im Laden entspricht weniger meinen
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