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Die Hand die damals meine hielt - Roman

Titel: Die Hand die damals meine hielt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie O Farrell
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gewohnt haben, und über einen von Lexies Artikeln diskutiert; Theo hat ein Eimerchen Steine gesammelt und einen toten Krebs gefunden, Lexie hat sich ausgezogen und ist geschwommen. Robert hat ihr zugesehen, das Handtuch für sie gehalten, gewartet. Wie der Mann einer Robbenfrau, denkt Lexie, während sie aus dem Wasser schaut. Robert, der auf dem steilen Kieselstrand sitzt, neben sich den Buggy mit dem schlafenden Theo, der eine Strickkatze in der Hand hält.
    Als Lexie aus dem Meer kommt, vorsichtig über die spitzen Steine trippelnd, und Robert das Handtuch um sie legt, weiß sie, dass sie in den nächsten Minuten mit ihm ins Bett muss. Es ist ihr ein Bedürfnis, ein Grundbedürfnis des Lebens. Er rubbelt sie unter dem Handtuch warm, seine Hände rauf und runter auf ihrem Rücken, auf ihren Armen, ihren Hüften.
    »Ins Hotel«, schnattert Lexie mit vor Kälte seltsam gummiartigen Lippen. »Schnell.«
    Und Robert sagt nur: »Ja.«

    Und für dieses Ja liebt sie ihn, dafür, wie er sich nach den Taschen bückt, wie er sich ordentlich ihre Kleidungsstücke über den Arm legt, wie er die Schnürsenkel ihrer Schuhe aufbindet, die sie sich, weil sie es nicht erwarten konnte, endlich ins Wasser zu kommen, einfach von den Füßen geschleudert hat. Wie er ihr hilft, sie anzuziehen, damit Lexie schon vorauslaufen kann, die Hoteltreppe hinauf, an dem schockierten Portier vorbei und rauf in den vierten Stock - alles nur in Bikini und Handtuch. Dafür, wie er den Buggy mit dem schlafenden Theo über die Betontreppe nach oben auf die Promenade trägt. Wie er den Wagen im Hotelzimmer zur Wand dreht. Wie er zuerst die Tagesdecke vom Bett reißt und dann sich das Hemd und ihr das Handtuch vom Leib. Diese Reihenfolge gefällt ihr. Wie seine Haut auf ihrer kalten Haut glüht. Wie er, vor Ungeduld fluchend, mit den nassen, widerspenstigen Trägern und dem Verschluss ihres Bikinis kämpft, bis sie ihm zur Hand geht. Wie er ihr das feuchte Bündel abnimmt und an die Wand wirft, wo es einen dunklen Schatten in Form einer Qualle hinterlässt, der nicht wieder weggeht, solange sie hier wohnen. Und auch später nicht, so dass sich die Gäste, die nach ihnen kommen, f ragen, woher wohl dieser seltsame Fleck stammt.
    Für all das liebt sie ihn, und für seinen paradoxen Körper - die Härte unter der weichen Haut -, und für die feine Härchenlinie auf seinem Bauch, die sie ganz vergessen hatte. Für die konzentrierte, ernste Art, mit der er ihr begegnet, für den Ausdruck äußersten Ernstes auf seinem Gesicht, für das Gefühl, ihn in sich zu spüren, endlich wieder, nach so langer Zeit.
    Hinterher schläft er ein. Lexie nicht. Sie reckt sich, sie gähnt, sie steht aus dem Bett auf. Zieht sich ihr Kleid an. Geht hinüber zu dem Buggy mit Theo, dessen Augen unter
den Lidern hin und her huschen, der im Schlaf eine Schnute zieht. Versonnen steht sie eine Zeitlang davor, blickt auf ihn hinunter und streichelt ihm über das Haar. Ein Händchen liegt offen in seinem Schoß, und sie versenkt sich in den Anblick der aberhundert winzigen Linien, die sich im Zickzack über seine Handfläche ziehen.
    Sie geht zum offenen Fenster. Die Leute unten auf der Promenade essen Eis, lehnen an den Geländern, gehen auf und ab. Die Flut ist inzwischen hereingekommen: Die gischtigen Wellen klatschen an die Mauer der Promenade. Ein alter Mann sieht zu, wie sein Hund an einer Statue des Beinchen hebt. Ein kleines Kind kommt hüpfend aus einem Geschäft, den Arm voller Orangen. Lexie amüsiert sich darüber, dass all diese Menschen ihren Beschäftigungen nachgehen, während sie, eine Frau in einem Kleid an einem Fenster, heimlich auf sie hinunterblicken kann.
    Sie überlegt, wohin sie nachher zum Essen gehen können, wann Theo wohl aufwachen wird, ob er vielleicht einen Drachen steigen lassen möchte - sie hat einen in einem Geschäft gesehen, einen roten mit gelbem Schwanz, den sie ihm kaufen könnte. Sie sieht auf die große graue Hafenmauer hinaus, den Cobb, der im Meer liegt wie eine schlafende Schlange.
    Als sie eine Bewegung im Buggy hört, geht sie hinüber. Theo wacht auf, er reckt den Kopf hin und her. Sie dreht den Buggy um und geht vor ihm in die Hocke. »Hallo«, flüstert sie.
    Er gähnt, und dann sagt er ganz klar und deutlich, ohne die Augen aufzumachen: »Ich hab gesagt, ich will das nicht.«
    »Hast du?«
    »Ja.« Er zieht die Stirn kraus, blinzelt und blickt sich um. »Wir sind nicht zu Hause.«

    »Nein. Wir sind in Lyme Regis, weißt du nicht

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