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Die Hand die damals meine hielt - Roman

Titel: Die Hand die damals meine hielt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie O Farrell
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Gospel Oak, nicht weit von Hampstead Heath. Die Nähe zum Park war der Grund, warum sie dort anrief. In dem Haus am Park war im Dachboden ein Zimmer frei, zu dem man mit einer Leiter hinaufgelangte. Ein Zimmer mit klarem, gleichmäßigem Londoner Licht. Der Vermieter, Ted, half ihr dabei, ihre Werkzeugkästen, Farben und ungespannten Leinwände hinaufzutragen. Zu dem Haus gehörte ein Garten, eine blau gestrichene Küche und - manchmal - eine Freundin namens Yvette, eine dünne Frau mit wachsamen Katzenaugen. Während Elina in ihrer Mansarde arbeitete und schlief, mit dem Rauchen aufhörte, Oscars Anrufe ignorierte, noch eine Ausstellung hatte, eine größere als die letzte und nur für sich allein, und mit dem Rauchen wieder anfing, lebte Ted unten sein Leben, mal mit Yvette, mal ohne. Wenn aus dem unter ihr gelegenen Schlafzimmer Geräusche zu Elina heraufdrangen, setzte sie ihren Kopfhörer auf und drehte die Lautstärke hoch. Irgendwann war Yvette plötzlich nicht mehr da. Sie hatte Ted wegen eines Schauspielers verlassen. Ted kam die Leiter herauf, um es Elina zu sagen. Sie sagte, trau niemals einem Schauspieler. Sie nahm Ted zu einer Vernissage mit Drag-Queen-Fotos mit; anschließend gingen sie in eine Bar. Ted betrank sich. Ted kippte um. Elina rief ein Taxi und half ihm ins Haus. Am nächsten Tag suchten sie den Schauspieler im Internet,
mit Elinas Laptop - Elina meinte, er hätte seine besten Tage schon hinter sich. Außerdem säße seine Hose eine Idee zu weit oben. Ted besuchte sie immer öfter in ihrer Mansarde. Er legte sich aufs Bett und erzählte ihr von dem Film, den er gerade bearbeitete, von der Musterkopie, die er an dem Tag geschnitten hatte. Elina musste aufhören zu malen - sie konnte nicht malen, wenn ihr jemand zusah -, aber dafür reinigte sie unterdessen ihre Pinsel, zog Leinwände auf oder schaffte Ordnung. Manchmal gingen sie in der Dämmerung im Park spazieren. Sie unterhielten sich über Bücher. Er kochte für sie, wenn sie zu Hause war; wenn nicht, schrieb er ihr einen Zettel, dass das Essen im Kühlschrank stand. Sie hob seine Schuhe auf, wenn er sie im Wohnzimmer liegen ließ, und stellte sie paarweise in den Schuhschrank. Sie hängte seine Schlüssel wieder ans Brett. Sie malte morgens, nachdem er zur Arbeit gegangen war, mit dem Finger abstrakte Linien, die aus einer Mitte entsprangen, auf seinen vom Duschen beschlagenen Spiegel. Sie f reute sich, wenn sie morgens in die Küche kam und der Kessel noch warm war, weil er sich Tee gemacht hatte. Als es sie eines Spätnachmittags f ror, zog sie sich das Erstbeste über, was ihr in die Finger kam - einen Pullover von ihm, der auf der Treppe lag -, und arbeitete weiter. Aber sie konnte sich nicht konzentrieren, den Farben nicht ihren Willen aufzwingen, konnte nichts anderes sein als das, was sie war: eine Frau in einem Zimmer mit einem Pinsel in der Hand. Sie warf den Pinsel beiseite und stapfte zu ihrem schrägen Dachfenster, und plötzlich merkte sie, dass sie sich den Pulloverärmel an die Nase hielt und einatmete, tief einatmete. Teds Geruch war in ihrem Gesicht, er war überall. Erschrocken riss sie sich den Pullover herunter und warf ihn durch die Luke nach unten. Eine Woche lang ging sie Ted aus dem Weg,
war viel außer Haus, verbrachte die Abende in Cafés, Bars, Galerien. Was er kochte, aß sie in der Nacht, sie schlief bis zum Mittag, arbeitete nachmittags. Sie sammelte die Zettel, die er ihr schrieb - Kochtipps, die Abrechnung für das Gasgeld, die Nachricht über einen Anruf, den sie verpasst hatte -, und verwahrte sie zwischen den Seiten ihrer Bücher. Sie begann mit einer Serie kleinerer Bilder, alle in Schwarz und Rot. Dann eines Tages ein neuer Zettel, länger als sonst. Er schrieb, er wolle zur Berlinale und habe noch eine Karte übrig. Ob sie nicht Lust hätte mitzukommen? Sie fuhr mit. In Berlin war es kalt, es graupelte, die Straßenbahnen kämpften sich durch Berge von schmutzigem Schnee. Sie aßen Apfelkuchen im Café, sahen sich nachmittags Filme an, besichtigten die Reste der Mauer. Sie wohnten im Hotel, in einem Zweibettzimmer mit getönten Scheiben, hinter denen der Himmel aussah wie Tee. Die Bettdecke war aus Nylon und rutschte in der Nacht auf den Boden. Elina hörte Ted beim Schlafen zu. Sie warf heimlich einen Blick auf sein Passfoto, als er im Bad war. Sie sah seine Kleidungsstücke an, die als Knäuel auf einem Stuhl lagen. Sie gingen in eine Kunstausstellung, noch ein paarmal ins Kino, auf die eine oder

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