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Die Hand die damals meine hielt - Roman

Titel: Die Hand die damals meine hielt - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maggie O Farrell
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hatte genau neun Pence im Portemonnaie, Laurence noch weniger. Ob das für ein Taxi ins Krankenhaus reichen würde? Nein. Sie suchten nach der Portokasse. In Innes’ Schreibtisch wurden sie fündig. Die Kasse klapperte vielversprechend, aber sie war abgeschlossen.
    »Wo kann er den Schlüssel versteckt haben?«, fragte Laurence. »Denk nach, du kennst ihn doch am besten.«

    Sie überlegte. »Er muss auch irgendwo im Schreibtisch sein«, sagte sie. »Oder er hat ihn bei sich.« Sie machte sich über die nächste Schublade her, wühlte in Büroklammern, angebrochenen und halben Zigaretten, Papierfetzen mit Innes’Gekrakel. Sie förderte einen halben Penny zutage, den sie auf den Münzhaufen legte. Ihr Herz krampfte sich zusammen, ihre Hände zitterten. War er wirklich so unordentlich? Wozu brauchte ihre große Liebe so viele Büroklammern? Was stand auf diesen Zetteln? Innes im Krankenhaus, hatte Laurence gesagt. Und: Atembeschwerden, zusammengebrochen, Krankenwagen gerufen. Die Wörter schwirrten ihr im Kopf herum.
    »Das ist ja lächerlich«, sagte sie schließlich, lief ins Hinterzimmer und holte einen Schraubenzieher. Sie hielt die Portokasse mit dem Fuß fest und rammte das Werkzeug unter den Deckel. Knackend sprang das Schloss auf. Es regnete Münzen, sie rollten über den Schreibtisch, den Stuhl, den Fußboden. Auf Händen und Füßen klaubten Laurence und sie hastig das Geld zusammen. Dann waren sie auch schon auf der Straße und hasteten zum Taxistand.
    Im Krankenhaus rannten sie wieder, durch die Korridore, um die Ecken, die Treppen hinauf. Am Eingang zur Station stand eine Krankenschwester mit einem Klemmbrett.
    »Wir möchten zu Innes Kent«, keuchte Lexie. »Wo liegt er?«
    Die Schwester warf einen Blick auf die Ansteckuhr, die sie am Busen trug. »Die Besuchszeit ist seit einer halben Stunde zu Ende. Ich habe seine Schwester «, sie gab dem Wort eine sarkastische Betonung, »nun schon dreimal zum Verlassen des Krankenzimmers aufgefordert, aber sie sagt, sie geht erst, wenn seine Frau hier ist. Dann kann ich wohl davon ausgehen, dass Sie seine Frau sind?«

    Als Lexie zögerte, sprang Laurence für sie in die Bresche. »Ja, das ist sie.«
    Nun sah die Schwester ihn an. »Und wer sind Sie? Sein Großvater?«
    Laurence, der schmächtige, hellhäutige Angelsachse, schenkte ihr sein strahlendstes Lächeln. »Sein Bruder.«
    Sie kniff die Augen zusammen. »Zehn Minuten«, sagte sie. »Länger nicht. Meine Patienten brauchen ihre Ruhe. Ich kann hier keinen Besucheransturm gebrauchen.« Sie zeigte ihnen mit dem Stift die Richtung. »Das vierte Bett links, und leise sein.« Während sie sich abwandte, murmelte sie: »Seine Frau? Dass ich nicht lache.«
    Lexie schlüpfte zwischen den Vorhängen hindurch, die um das Bett herum zugezogen waren. Dahinter saß Daphne, und im Bett lag Innes. Er trug eine Sauerstoffmaske, seine Haare klebten ihm in der Stirn, seine Haut war gräulich weiß.
    »Lexie.« Lautlos bewegte er die Lippen, und er lächelte. Sofort sprang sie aufs Bett, schlang die Arme um ihn und bettete ihren Kopf neben seinen. Sie bekam nur am Rande mit, dass sich Daphne und Laurence diskret davonstahlen.
    »Was soll man dazu sagen?«, murmelte sie Innes ins Ohr. »Kaum dreht man dir mal für fünf Minuten den Rücken zu, landest du auch schon im Krankenhaus. Das war das letzte Mal, dass ich nach Oxford gefahren bin.«
    Er legte ihr den Arm um die Taille. Mit der anderen Hand streichelte er ihre Wange, ihr Haar. »Wie war der geile Gelehrte?«, fragte er.
    »Nicht der Rede wert«, antwortete sie. »Außerdem darfst du nicht reden.«
    Innes nahm die Maske ab. »Mir geht es bestens«, sagte er rasselnd. »Macht nicht so viel Wind um mich. Ich hab’ nichts.«

    »So hört es sich aber nicht an. Laurence sagt, du wärst zusammengebrochen.«
    Er machte eine wegwerfende Handbewegung. »Ich hatte einen Augenblick … Schmerzen, aber es war nichts, wirklich nicht. Bloß eine kleine Rippenfellentzündung, heißt es. Morgen bin ich wieder auf dem Posten.«
    Lexie schmiegte sich an ihn, legte ihm das Ohr auf die Brust, hörte das Bumm-wisch-bumm seines Herzens.
    »Willst du prüfen, ob es noch schlägt?«, fragte er.
    Das war zu viel für sie. Mit Tränen in den Augen klammerte sie sich an ihn. »Innes, Innes, Innes«, murmelte sie, wie eine Beschwörungsformel.
    »Pst«, flüsterte er und strich ihr über das Haar.
    » Mrs. Kent.« Plötzlich stand die Krankenschwester vor ihnen. »Die einzigen Menschen, die in

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